Viel Zuwanderung, wenige Geburten

Vorarlberg hat bereits 406.000 Einwohner: Entwicklung steht im Zeichen von Extremen.
SCHWARZACH Der Ukraine-Krieg hat alle Bevölkerungsprognosen über den Haufen geworfen. Auch in Vorarlberg. Das Wachstum ist nicht zurückgegangen, sondern stärker geworden. Und wie: In den zwölf Monaten bis zum 30. September, also bis zum Ende des dritten Quartals 2022, ist die Zahl der Menschen mit Hauptwohnsitz im Land um 4152 auf 406.000 gestiegen. Das Plus entspricht in etwa der Bevölkerung von Mäder.
Die treibende Kraft war Zuwanderung und hat einen tragischen Hintergrund: Der russische Angriffskrieg zwingt sehr viele Menschen in die Flucht. Unter anderem auch nach Vorarlberg. Hatte es hierzulande im Herbst 2021 noch keine 300 ukrainische Staatsangehörige gegeben, so waren es zuletzt 2233.

„Es kommen hauptsächlich Frauen mit Kindern“, weiß Egon Rücker, Leiter der Landesstatistik: Ein Viertel ist unter 15, ein erheblicher Teil darüber hinaus weiblich und 30 bis unter 45 Jahre alt. Männer sind in der Minderheit: „Nach unseren Informationen wurde Männern, die im wehrfähigen Alter sind, die Ausreise aus der Ukraine untersagt“, so Rücker.
Auch viel Zuwanderung aus Deutschland
Insgesamt hat es noch selten so viel Zuwanderung nach Vorarlberg gegeben wie zuletzt. Aus anderen EU-Ländern ist sie groß geblieben. Etwa aus Deutschland. Von rund 80.000 nicht-österreichischen Staatsangehörigen, die im Land leben, sind gut ein Viertel Deutsche. Sie bilden hier mit 19.509 Personen die mit Abstand größte Gruppe, gefolgt von Türkinnen und Türken (12.783).
Die Zuwanderung nach Vorarlberg ist wesentlich größer als die Abwanderung, die es immer auch gibt. Österreichische Staatsangehörige beispielsweise zieht es laut Rücker eher weg. Zum Beispiel nach Wien, wie er mit Blick auf die Wanderungsdaten berichtet. Wobei das Alter („überwiegend 18- bis unter 23-Jährige“) erahnen lässt, warum das bei den meisten so ist: Sie übersiedeln in die Bundeshauptstadt, um zu studieren. Ein Teil kehrt nie mehr zurück.
Das massive Bevölkerungswachstum im Land ist auch umso bemerkenswerter, als es in den zwölf Monaten bis Ende September ungewöhnlich viele Sterbefälle und ebenso wenige Geburten gegeben hat. Belegbare Erklärungen dafür gebe es noch keine, so Rücker. Mit 3466 Sterbefällen gab es jedenfalls um 420 mehr als im mehrjährigen Durchschnitt vor der Corona-Pandemie. Auf der anderen Seite war die Zahl der Geburten mit 3993 um 285 niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das ergab einen sogenannten Geburtenüberschuss von gerade einmal 527, wie Rücker berichtet: „Das ist der niedrigste Stand seit 1997.“ In der jüngeren Vergangenheit war er meist doppelt so groß und lag über 1000.