Abkühlung im Winter

Vorarlberg / 01.02.2023 • 20:27 Uhr / 4 Minuten Lesezeit

Zugegeben, zur Zeit ist es alles andere als heiß. Und trotzdem habe ich mir gerade die Ausstellung „Cool down Zurich – Wir kühlen die Stadt“ in der Stadtgärtnerei Zürich angesehen. Denn – man würde es ob der niedrigen Temperaturen kaum glauben – der nächste Hitzesommer kommt bestimmt. Große Hitze und längere Hitzewellen treten durch den Klimawandel nämlich immer häufiger auf.

In Zürich und vielen anderen Städten, auch bei uns, wurde das als riesige Herausforderung erkannt. Denn unsere Städte sind im Wesentlichen in einem kühleren Klima gebaut worden. Tropennächte, also Nächte, in denen die Tiefsttemperatur nicht unter 20°C sinkt, waren bei uns so gut wie unbekannt. Hitzewellen mit mehreren Tagen mit Höchsttemperaturen über 30°C kamen nur selten vor. In Wien gab es um 1900 Jahrzehnte, in denen das nie der Fall war.

Das ändert sich gerade radikal. Hitzewellen gibt es in den letzten Jahrzehnten jährlich. Daher sind jetzt Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel nötig. Das gilt nicht nur für Zürich, sondern auch für Dornbirn, Feldkirch, Bludenz, Lustenau, Rankweil und Bregenz.

Eigentlich für alle Dörfer und Städte! Wir müssen uns dringend an die Hitze unter Tags und die Wärmeinsel in der Nacht anpassen. Die Schritte dafür sind bekannt, wenn auch nicht überall gleich anzuwenden. Es sind dies lokale Maßnahmen wie Begrünung und Entsiegelung sowie strategische Maßnahmen wie das Freihalten von Kaltluftschneisen. Entscheidend ist der für den jeweiligen Ort und die jeweilige Nutzung passende Mix an Maßnahmen.

Das alles kostet Geld. Geld, das den Städten und Gemeinden bei weitem nicht ausreichend zur Verfügung steht. Und zwar nicht nur für die integrierte Planung und das nötige Fachpersonal, sondern auch für die Umsetzung in großem Stil. Und schnell und klimaneutral sollte es auch noch gehen. Denn die Auswirkungen der Klimakrise sind unübersehbar.

Da wäre der Finanzausgleich zwischen Bund, Ländern, Städten und Gemeinden genau der richtige Ort, um so eine wichtige Zukunftsinvestition wie die Anpassung unseres Lebensraumes an den Klimawandel zu verhandeln. Und glücklicherweise finden diese Verhandlungen gerade heuer statt. Eine einmalige Chance, jetzt ins Tun zu kommen. Denn bis zu den nächsten Verhandlungen vergehen viele kostbare Jahre, die wir eigentlich schon für die Umsetzung nutzen müssen.

Übrigens, falls jemand noch Ideen fürs klimafitte Anpassen braucht: Die Ausstellung in Zürich ist noch bis 29. Mai zu sehen und täglich geöffnet bei freiem Eintritt.

„Wir müssen uns dringend an die Hitze unter Tags und die Wärmeinsel in der Nacht anpassen.“

Simon Tschannett

simon.tschannett@vn.at

Der Vorarlberger Simon Tschannett ist Meteorologe und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Stadtklimatologie.

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