“Es waren zwei Bären, eindeutig!”

Vorarlberg / 19.04.2023 • 21:01 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Jagdaufseher Peter Marlin glaubt die Bärensichtung
Jagdaufseher Peter Marlin glaubt die Bärensichtung “zu 50 Prozent”.

In Gortipohl berichten zwei Frauen von einer besonderen Begegnung. Fährtenleser hält Sichtung für realistisch.

GORTIPOHL Die Aufregung ist bei Esther Klehenz (71) und ihrer Tochter Simone Mattle (47) noch allgegenwärtig. So als sei alles gerade eben passiert, erzählen sie detailgetreu, was sie morgens um 7 Uhr gesehen und gehört hatten. Und zwar genau dort, wo sie diese einmaligen Momente erlebten. Wenige Hundert Meter südlich des Gortipohler Tennisplatzes, vor einer Waldlichtung. „Wir spazierten mit unseren Hunden genau hier. Auf einmal flog ein Schwarm Vögel wie aufgeschreckt auf. Und ich sah an der Lichtung zwei Bären“, beginnt Simone Mattles Erzählung. „Die Bären querten die Lichtung zwischen den zwei Waldstücken. Es waren ein größeres und ein kleineres Tier. Ich hörte zwei, drei laute Brüller. Ich erschrak. Zur Mama sagte ich nur: Lass uns wegrennen.“

Simone und Mama Esther sprinteten mit ihren Hunden, ein Golden Retriever und ein Beagle, zu einem nahegelegenen Haus mit einer großen Garage. Die Bären hätten zwar keine Anstalten gemacht, auf sie zuzulaufen, und sie seien sich auch nicht sicher, ob die Großwildtiere sie überhaupt wahrgenommen hatten. „Aber wir hatten Angst. Schließlich ist uns nicht verborgen geblieben, was im Trentino passierte“, sagt Esther Klehenz. Die beiden Frauen informierten die Polizei.

Vorsicht geboten

Simone will aus der Begegnung mit den Bären Konsequenzen ziehen. „Ich werde nicht mehr direkt in Waldesnähe mit meinem Hund spazieren gehen.“ Der Schreck über die Begegnung mit den Bären geht bei Mutter und Tochter dennoch einher mit einem Gefühl von Faszination für die mächtigen Tiere. „Man sollte ihnen nichts tun“, sagt Esther Klehenz mit Bestimmtheit. Nachsatz: „Sie sollten jedoch auch uns nichts tun.“ Dass sie tatsächlich Bären gesehen haben, lässt sich für Simone nicht diskutieren. „Es waren Bären, die ich gesehen habe. Eindeutig! Auch wenn dieses Erlebnis keine Minute gedauert hat.“

In St. Gallenkirch kann der für dieses Gebiet zuständige Jagdaufseher Peter Marlin (67) die Wahrnehmung der zwei Frauen nicht wirklich bestätigen. Gemeinsam mit zwei Polizisten vom Posten Gaschurn war er nach der Benachrichtigung durch die Zeuginnen an den Ort der geschilderten Bärensichtung geeilt. Sein Eindruck: „Es waren die Fährten von zwei großen Tieren zu erkennen. Aber ich will nicht bestätigen, dass es Bären waren. Dazu war mir das nicht eindeutig genug. Ich kenne Bärenfährten aus Kanada. Dort hatte ich mit diesen Raubtieren zu tun.“

Was Marlin nicht versteht: „Wenn da Bären unterwegs waren, dann hätten sie in diesem Gebiet irgendwo herauskommen müssen. Das sind sie nicht.“

Warnung vor Panik

„Ich habe über die Medien von dieser Sichtung erfahren und mich mit den zuständigen Personen in Verbindung gesetzt. Es gibt keinen Grund zur Panik, zumal sich dieser Vorfall ja außerhalb des Siedlungsgebietes ereignete“, kommentiert St. Gallenkirchs Bürgermeister Josef Lechthaler die berichtete Bärensichtung. Er wolle zuerst Klarheit über das, was tatsächlich geschah, betont Lechthaler.

Für durchaus möglich hält Bezirkshauptmann Harald Dreher die zeitweilige Präsenz von Bären im Montafon. „Diese Schilderungen sind sicher nicht unglaubwürdig. Aber wir dürfen nicht in Panik verfallen. Bären gehen gewöhnlich Menschen aus dem Weg. Wobei ich eine Ansiedlung von Großraubwild bei uns schon problematisch sähe.“

Möchte keine Panik im Ort und wartet auf Fakten: Bürgermeister Josef Lechthaler.
Möchte keine Panik im Ort und wartet auf Fakten: Bürgermeister Josef Lechthaler.
Simone Mattle und ihre Mutter Esther Klehenz stehen vor jener Stelle, an der sie laut eigenen Angaben Bären gesehen hatten. VN/PAULITSCH
Simone Mattle und ihre Mutter Esther Klehenz stehen vor jener Stelle, an der sie laut eigenen Angaben Bären gesehen hatten. VN/PAULITSCH

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