Aurora will dem Schicksal trotzen
LUSTENAU Aurora ist eine aufgeweckte Zehnjährige mit altersgemäßen Hobbys. Sie liebt ihren Hund Bruno, spielt gerne Computerspiele, kann hervorragend singen und ist gesellig. Doch das Schicksal ist nicht ihr Freund. Vor sieben Jahren saß sie im Auto mit ihren Eltern und Bruder Adrian, als sie im Kosovo an einer unübersichtlichen Stelle von einem Zug gerammt wurden. Mit fatalen Folgen: Papa Valdet entrinnt mit 28 Brüchen und zeitweiligem Herzstillstand nur knapp dem Tod. Und während Mama Zelike sowie Bruder Adrian relativ glimpflich davonkommen, ändert sich für Aurora das Leben komplett: Nervenstränge im Rückenwirbel werden schwer beschädigt, wenn auch nicht komplett durchtrennt. Aurora kann ab sofort nicht mehr gehen, muss sich schon als Kleinkind an den Rollstuhl gewöhnen.
Alles für Aurora
Für die ursprünglich aus dem Kosovo stammende Familie Kllokoqi ist zurück in Lustenau nichts mehr, wie es vorher war. Vater Valdet, einst erfolgreicher Logistikexperte, kämpft sich mühevoll zurück ins Leben, muss nach mehreren Jahren jedoch seine Arbeitsunfähigkeit zur Kenntnis nehmen. Im Haushalt dreht sich künftig alles um Aurora. Wohnungswechsel (jetzt ebenerdig), Wohnungseinrichtung, Tagesplan, Therapien: Alles ist auf das liebenswürdige Mädchen abgestimmt.
Vater Valdet und auch Mama Zelike kämpfen Tag für Tag verbissen um Verbesserungen von Auroras Gesundheitszustand. Nicht ohne Erfolg. „Ich spüre wieder meine Beine. Ich will eines Tages wieder etwas gehen können. Und wenn es auch nur mit einem Rollator ist“, sagt Aurora. Worte wie diese gehen Eltern und Bruder Adrian tief ins Herz.
Intensivtherapie
„Ich bin kein Träumer und habe mich mit Auroras Verletzung intensiv beschäftigt. Ich weiß: Die Chancen, dass sie in eingeschränkter Form wieder gehen wird können, sind realistisch“, erklärt Papa Valdet und blättert in der dicken Mappe voll mit Unterlagen zu Auroras Gesundheitsgeschichte.
Darunter sind auch ärztliche Atteste, die den zu erwartenden Nutzen einer ganz speziellen Mobilitätstherapie betonen: Sechs Stunden täglich Intensivtherapie, fünf Stunden davon reine Bewegungsaktivitäten, wobei 70 Prozent dieser im Stehen erfolgen. Teil dieser Spezialbehandlung ist auch das computergesteuerte, unterstützte Gehen auf einem Laufband. „Was Aurora vor allem braucht, gibt es nur in einem Reha-Zentrum im deutschen Pforzheim. In Österreich existiert etwas Derartiges nicht“, weiß Valdet Kllokoqi. Die achtwöchige Therapie kostet über 40.000 Euro. Die Familie kann sich das nicht leisten, ist auf Hilfe angewiesen.
„Ma hilft“ wird Aurora unterstützen. Zusätzlich hat die Familie ein Spendenkonto für das Mädchen bei der Dornbirner Sparkasse in Lustenau eingerichtet. Aurora ist zum Kampf bereit. Das war sie schon immer. Wenn sie etwa von einer Tragtasche gestützt und mit Hilfe beider Eltern Schritte auf das Laufband im Keller setzt, fightet sie verbissen um jeden Meter. Teilweise zurückgekommen ist mittlerweile ein Gefühl im Unterleib. Es lässt sie erstmals Toilettengänge kontrollieren. Natürlich hilft ihr dabei die Mama. Sie kommt auch extra in die Schule, wenn Aurora „muss“.
Vor allem aber hat der Teenager nie den Mut und auch nicht den Humor verloren. Aurora ist bei ihren Klassenkolleg(innen) beliebt. Überall wird sie mitgenommen. Doch gerne möchte sie eines Tages von ihren Freunden und ihrer Familie nicht nur mitgenommen werden, sondern sprichwörtlich selbst mitgehen. Das ist ihr Lebenstraum.