Warum sich Berufsfischer Andreas Lutz nach Felchen-Aus die ultimative Sinnfrage stellt

Mit den Felchen verschwinden nun wohl auch weitere Berufsfischer. Lutz geht das Fangverbot zu lange.
Gaißau. Viele Jahre konnte der Gaißauer Andreas Lutz von der Berufsfischerei gut leben. Die Felchen waren dabei sein Kapital. Er ist/war der klassische Felchenfänger. “Ich fahr’ halt auch gerne auf den Hochsee hinaus. Dort, wo die Felchen gewöhnlich sind.” Das jetzt beschlossene Fangverbot für drei Jahre trifft ihn hart. “Ich weiß, dass der Verein der Berufsfischerei diese Maßnahme begrüßt. Ich persönlich nicht. Vor allem sind mir die drei Jahre zu lang”, sagt Lutz.
Kormoran darf weiter fressen
Was der 59-Jährige gar nicht versteht: “Die Fischer dürfen das Felchen drei Jahre nicht mehr fangen, der Kormoran hingegen darf weiterfressen, was ihm in den Schnabel kommt. Es hätte parallel dazu auch scharfe Maßnahmen gegen den Vogel geben müssen.”

Einige Male hatte es Lutz heuer mit Felchenfangen probiert. “Einmal kam ich mit sieben Stück zurück, ein anderes Mal gar nur mit zwei. Mein Rekord liegt heuer bei 25 Stück. 30 Stück würde ich brauchen, um wenigstens kostendeckend zu fischen.

Das “Beste” ist weg
Lutz hat anspruchsvolle Kundschaften. Die wollen das Beste, was der See zu bieten hat. Dazu gehören nun Mal die Felchen. Die gibt es bald für einige Zeit gar nicht mehr. Jetzt überlegt er sich der Berufsfischer, wie er in Zukunft weitermachen soll. Und ob überhaupt. “Ich bin jetzt 59. Bei solch einschneidenden Maßnahmen wie den jetzt gesetzten musst du dir schon die Sinnfrage stellen.”
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Die jetzt getroffene Entscheidung über ein dreijähriges Fangverbot für Felchen durch die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) kam nicht überraschend. Überrascht hat vielleicht die festgelegte Zeitdauer des Verbots.

Der Stichling ist vieler Felchen, aber auch kleiner Egli Tod. Er hat sich im Bodensee explosionsartig vermehrt. VN/Steurer
Fühlt sich Felchen unwohl?
Der Fangertrag am Bodensee ging in den letzten Jahren dramatisch zurück. Bis 2015 wurden noch bis zu 600 Tonnen Speisefisch gefangen – zwei Drittel davon Felchen. Vergangenes Jahr waren es nur noch 153 Tonnen, davon 21,6 Tonnen in Vorarlberg. Neben dem Kormoran bedrohen auch der Stichling, die Nährstoffarmut des Sees und vor allem die sich rasant verbreitende Quagga-Muschel die Felchen.

Lutz glaubt aber auch, dass sich das Felchen im Bodensee gar nicht mehr wohl fühlt. “Es gibt wahrscheinlich noch mehr von ihnen, als wir glauben. Aber sie kommen nicht mehr an die Oberfläche. Und es fehlen auch die Futterschichten im See, wo wir sie früher gut fangen konnten.” Inwiefern die Züchtung von stichlingsresistenten Felchen die Situation verbessert, wird sich noch zeigen müssen.
In Vorarlberg gibt es nur noch neun Berufsfischer, am ganzen See circa 50.