Historische Verkehrsfreigabe in Vorarlberg: “Es war auf alle Fälle ein Highlight in meinem Berufsleben”

Seit zehn Jahren rollen die Fahrzeuge in zwei Röhren durch den Pfändertunnel. Ein Protagonist erinnert sich.
Bregenz, Hörbranz Es war ein historisches Ereignis für Vorarlberg: In dieser Woche vor zehn Jahren rollten erstmals Fahrzeuge durch beide Röhren des Pfändertunnels. Hermann Wackerle (60) von der Asfinag spielte damals eine tragende Rolle. Auf seine Anweisung hin wurde der Tunnel in der Nacht von 3. auf 4. Juli 2013 für den Verkehr freigegeben.

Der heute 60-Jährige war während der Bauzeit Tunnelbetriebsleiter und Leiter der Überwachungszentrale in Hohenems. Obwohl er aufgrund von Umstrukturierungen ab 1. Jänner 2013 für das Verkehrsmanagement in Vorarlberg und Tirol zuständig war, durfte er den Tunnel noch in Betrieb benehmen. Er erinnert sich genau: „Ich war vor dem Portal in Bregenz, mein Kollege vor dem Portal im Norden. Kurz nach 21 Uhr haben wir beide den Verkehr angehalten und die schwenkbare Leitschiene, mit der die Autos in die andere Röhre hinübergelenkt wurden, zugemacht. Den Knopf gedrückt hat letztendlich die Überwachungszentrale, die über die Leittechnik den Tunnel freigegeben hat. Das Ganze hat nicht viel länger als 20 Minuten gedauert.“


Bei seiner Eröffnung am 10. Dezember 1980 galt der Pfändertunnel er als einer der modernsten Tunnel Europas. Aus Kostengründen wurde er zunächst einröhrig gebaut. Nachdem er nach über 30 Jahren in die Jahre gekommen und dem Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen war, erfolgte im Oktober 2007 der Baustart für die zweite Röhre. Beim Bau kam erstmals in Österreich eine Tunnelbohrmaschine zur Errichtung eines Autobahntunnels zum Einsatz. Die 210 Meter lange Maschine förderte 1,8 Millionen Tonnen Material zutage. Die Verkehrsfreigabe der neuen Röhre erfolgte am 25. Juni 2012. Anschließend wurde mit der Generalsanierung der Bestandsröhre begonnen. Nach einem weiteren Jahr war das Werk vollbracht. Die Gesamtkosten beliefen sich auf knapp 200 Millionen Euro.

„Es war auf alle Fälle ein Highlight in meinem Berufsleben. Wir waren von Beginn an dabei, bei der zweiten Röhre, bei der Sanierung der alten Röhre und bei der Verkehrsfreigabe. Das Tolle war auch, dass man dann im Radio nicht mehr gehört hat, dass Stau vor dem Pfändertunnel ist und dass es keine schweren Verkehrsunfälle mehr gab“, unterstreicht der Asfinag-Mitarbeiter.

Seit 2019 arbeitet Hermann Wackerle wieder in der Technik und ist dort für Projekte wie Photovoltaikanlagen, Windturbinen oder die vom Ministerium vorgeschriebenen Tunneltests zuständig. „Wenn ich beruflich in Vorarlberg tätig bin, dann schaue ich schon, dass ich durch beide Röhren einmal durchfahre, weil es einfach schöne Erinnerungen sind“, erzählt der 60-Jährige. “Ich würde heute auch nichts anders machen. Der Tunnel ist zwar von der Verschmutzung her in die Jahre gekommen, aber die Technik ist immer noch up to date.“
Eckdaten zweite Röhre und Sanierung Pfändertunnel
Gesamtlänge neue Röhre 6586 m
Gesamtlänge Bestandsröhre 6718 m
Abstände Fluchtwegmöglichkeit ca. 394 bis 448 m
Begehbare Querschläge 8
Mit Einsatzfahrzeugen befahrbare Querschläge 7
Notrufnischen (in beiden Röhren) 94
Feuerlöschnischen (in beiden Röhren) 108
Gesamtkosten 200 Mio. Euro
Baubeginn Oktober 2007
Verkehrsfreigabe zweite neue Röhre 25. Juni 2012, anschließend Generalerneuerung Bestandsröhre
Gesamtverkehrsfreigabe 3./4 Juli 2013