Bürgermeistergehälter hier am höchsten
Eine Untersuchung des Neos Lab zeigt krasse Gehaltsunterschiede zwischen den Bundesländern.
Bregenz, Wien Die Gemeindewahlen 2025 werfen bereits ihre Schatten voraus. Zahlreiche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister übergeben an ihre Nachfolger, damit diese vor der Wahl noch auf den Amtsbonus zählen können. Die Nachfolgesuche gestaltet sich mancherorts aber schwierig. Ein Grund liegt im Gehalt. Bürgermeisterinnen und Bürgermeister verdienen für ihre Jobs im Vergleich zur Privatwirtschaft relativ wenig. Und das, obwohl Vorarlberger Gemeinde-Chefs österreichweit die höchsten Gehälter haben. Das zeigt eine Auswertung der Parteiakademie Neos Lab, die eine Recherche der Vorarlberger Nachrichten über die Bürgermeisterbezüge im Land zum Anlass nahm, das Gehalt mit den anderen Bundesländern zu vergleichen.
Durchschnittsgehalt
Das Ergebnis: Verdient ein Gemeindeoberhaupt in Vorarlberg im Durchschnitt 7487,23 Euro, sind es in ganz Österreich 4688,89 Euro. Hierbei handelt es sich um die monatlichen, 14 Mal jährlich ausbezahlten Brutto-Monatsbezüge im Jahr 2023 – also vor Abzug allfälliger Steuern, Abgaben und Pensionsbeiträge. Bei Gemeinden unter 5000 Einwohnerinnen und Einwohnern sind es in Vorarlberg noch 6316,34 Euro im Durchscnitt, in Österreich 4289,53 Euro.
Das Neos Lab betont, dass Bürgermeister höchst verantwortungsvolle Positionen innehätten. „Eine ordentliche Entlohnung ist daher zweifellos angemessen.“ Weil Vorarlberg aber das einzige Bundesland ist, in dem die Bürgermeisterbezüge nicht landesgesetzlich festgelegt sind, sondern von jeder Gemeindevertretung innerhalb eines Korridors individuell festgelegt werden, lohne sich ein genauer Blick: „Die Höhe des Bezugs aus Steuergeldern ist von öffentlichem Interesse.“
Nicht wegen des Geldes
Vorarlbergs Gemeindeverbandspräsidentin, die Dornbirner Bürgermeisterin Andrea Kaufmann, betont: „Tatsache ist, dass es vor allem in kleinen Gemeinden schwierig ist, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten zu finden. Vor allem in den Kleingemeinden ist die Entlohnung nicht sonderlich hoch.“ Natürlich würden alle ihre Kolleginnen und Kollegen sagen, dass sie den Job nicht wegen des Geldes übernehmen. „Man braucht Leidenschaft, man muss Leute mögen und einen 24/7-Job mögen. Geld ist nicht alles. Aber gerade in kleinen Gemeinden, wo Bürgermeister für alles zuständig sind, ist es sicher nicht überbezahlt. In größeren Gemeinden ist es mehr als okay.“
Mit einem Managergehalt lässt sich das Bürgermeistergehalt nicht vergleichen, sagt Kaufmann. „Man vergisst immer, dass das Bürgermeisteramt keine rein politische Funktion ist“, fährt sie fort. Die Öffentlichkeit sehe oft nur die politischen Entscheidungen. „Als Bürgermeisterin ist man Chef der gesamten Verwaltung. Als Geschäftsführer hat man die komplette Personalverantwortung und Budgetverantwortung inne.“ Die Dornbirner Bürgermeisterin ist inklusive Stadtspital für 2200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuständig. „80 Prozent der Arbeit ist eigentlich, das Unternehmen Stadt zu führen“, rechnet Kaufmann vor. „Man muss den Job also anders bewerten, als es viele tun. Das gilt auch für kleine Gemeinden. Bürgermeister dort müssen sich um alles kümmern. Die haben nicht nur fünf Sitzungen im Jahr. Das ist vielleicht auch ein Unterschied zu anderen politischen Funktionen.“
Anerkennung der Leistung
Auch für den österreichischen Gemeindebund sind ordentliche Gehälter für den Bürgermeister ein wichtiger Punkt: „Da geht es um eine Anerkennung der Leistung. Und jede Debatte über eine Anpassung der Gehälter hilft uns hier – Schritt für Schritt“, sagt Pressesprecher Andreas Steiner im VN-Gespräch. Die Vorarlberger Bezüge befänden sich tatsächlich auf einem hohen Niveau, wohl auch wegen höherer Lebenserhaltungskosten, aber: „Das zu erreichen, würde viele freuen. Es braucht jedenfalls eine angemessene Entlohnung.“
Neben dem Gehalt spiele aber auch die Wertschätzung der Tätigkeit der Bürgermeister eine Rolle, sagt Steiner: „Sie sind oft Anfeindungen und Hass ausgesetzt, Bürger sind ungeduldig geworden und suchen einen Schuldigen, egal was passiert. Oft fehlt der Gedanke, dass es wichtig ist, sich konstruktiv in der Gesellschaft einzubringen.“ Auch dadurch werde es immer schwerer, Nachfolger für das Bürgermeisteramt zu finden.
„Als Bürgermeisterin hat man die Personalverantwortung und die Budgetverantwortung.“