Früher beliebtes Ausflugsziel, heute bröckelt es vor sich hin

Mandy Strasser und andere Bewohner befürchten, dass ein denkmalgeschützter Pavillon in Kennelbach bald verfällt.
Kennelbach, Bregenz „Von hier unten schaut es gar nicht so desolat aus, aber wenn du hinaufkommst . . . Das hat mich richtig erschüttert“, sagt Mandy Strasser (77). Der Bregenzer steht bei der Bushaltestelle Kennelbach Rain an der Langener Straße und blickt hinauf in Richtung Berg. Dorthin, wo seit über 100 Jahren die Kosmus-Jenny-Ruhe steht, ein Aussichtspavillon, der vom damaligen Verein für gemeinnützige Zwecke errichtet wurde und an den Fabrikbesitzer Kosmus Jenny erinnern soll.


„In der Sitzung des Verwaltungsrates vom 19. Juni 1906 war die Vereinsvorstehung von den Brüdern Fritz und Kosmus Schindler verständigt worden, dass sie aus Anlass des Todes ihre Onkels Kosmus Jenny, Fabrikbesitzer in Kennelbach und Telfs, dem Verein 3000 Kronen übergeben würden. Der Gedanke, an der Langener Straße einen schönen Aussichtspunkt zu errichten und ihn ,Kosmus-Jenny-Ruhe‘ zu benennen, fand auch die freudige Zustimmung der beiden Mäzene. Das beauftragte Viererkomitee ermittelte einen geeigneten Bauplatz mit umfassendem Panorama, während die Planskizze des in antikischen Formen gehaltenen Pavillons vom damaligen ,Vereinsbaumeister‘ Otto Mallaun verfertigt wurde“, heißt es in einem Beitrag des Vereins für gemeinnützige Zwecke. Das Gebäude wurde im April 1909 eröffnet. Mittlerweile steht es unter Denkmalschutz.


„Das Geländer hält auch nicht mehr lange“, meint Mandy Strasser, während er den Weg in Richtung Kosmus-Jenny-Ruhe hinaufsteigt. Früher, als die Langener Straße noch von vielen Spaziergängern genutzt wurde, sei der Pavillon ein beliebtes Ausflugsziel gewesen. „Als kleiner Bub bin ich mit meiner Familie immer hier herauf spaziert. Als wir dann älter waren, ist man natürlich mit den Freundinnen rauf“, erzählt Strasser und lacht.


Die Kosmus-Jenny-Ruhe ist eines von acht unbeweglichen und archäologischen Denkmalen in Kennelbach, die unter Denkmalschutz stehen. Wenn man nicht genau weiß, wo das tempelähnliche Bauwerk steht, dann ist es leicht zu übersehen. Nicht zu übersehen sind indes die Spuren, die die Besucher und die Zeit hier hinterlassen haben. Graffitis. Tief in das Gemäuer eingeritzte Buchstaben und Zeichen. Bröckelnder Putz und Löcher an der Decke. Mandy Strasser zeigt an die Wand: „Da muss einmal ein Wappen gewesen sein. Man kann nichts mehr lesen. Das ist schade. Wenn man nichts tut, fällt alles zusammen.“


Auch bei der Gemeinde würden sich immer wieder Menschen melden, die bedauern, dass man bei der Kosmus-Jenny-Ruhe nichts mache, berichtet die Kennelbacher Bürgermeisterin Irmgard Hagspiel. Das Gebäude gehöre allerdings nicht der Gemeinde. „Es ist in Privatbesitz“, merkt Hagspiel an. “Ich habe bis vor zwei Jahren auch nicht gewusst, dass es nicht der Gemeinde gehört, auch nicht der Familie Schindler.”


Eigentlich müssten die Eigentümer Sorge für den Erhalt des denkmalgeschützten Objekts tragen, sagt Barbara Keiler, Leiterin der Vorarlberg-Abteilung des Bundesdenkmalamts. Manchmal brauche es dafür einen kleinen Stups. „Wir können keine Bauarbeiter hinschicken, wir können nur die Eigentümer motivieren, dass sie das machen. Wir unterstützen sie natürlich fachlich und finanziell“, ergänzt sie.


