Früher beliebtes Ausflugsziel, heute bröckelt es vor sich hin

Vorarlberg / 09.11.2023 • 17:10 Uhr
Früher beliebtes Ausflugsziel, heute bröckelt es vor sich hin
Als kleiner Bub spazierte Mandy Strasser mit seiner Familie regelmäßig über die Langener Straße hinauf zur Kosmus-Jenny-Ruhe. Als er den Aussichtspunkt nach vielen Jahren nun wieder besucht hat, sei er erschüttert über den Zustand gewesen, sagt der Bregenzer. VN/GER (10)

Mandy Strasser und andere Bewohner befürchten, dass ein denkmalgeschützter Pavillon in Kennelbach bald verfällt.

Kennelbach, Bregenz „Von hier unten schaut es gar nicht so desolat aus, aber wenn du hinaufkommst . . . Das hat mich richtig erschüttert“, sagt Mandy Strasser (77). Der Bregenzer steht bei der Bushaltestelle Kennelbach Rain an der Langener Straße und blickt hinauf in Richtung Berg. Dorthin, wo seit über 100 Jahren die Kosmus-Jenny-Ruhe steht, ein Aussichtspavillon, der vom damaligen Verein für gemeinnützige Zwecke errichtet wurde und an den Fabrikbesitzer Kosmus Jenny erinnern soll.

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Das kleine, tempelähnliche Bauwerk befindet sich oberhalb der Langener Straße.
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„Das Geländer hält auch nicht mehr lange“, meint Mandy Strasser.

„In der Sitzung des Verwaltungsrates vom 19. Juni 1906 war die Vereinsvorstehung von den Brüdern Fritz und Kosmus Schindler verständigt worden, dass sie aus Anlass des Todes ihre Onkels Kosmus Jenny, Fabrikbesitzer in Kennelbach und Telfs, dem Verein 3000 Kronen übergeben würden. Der Gedanke, an der Langener Straße einen schönen Aussichtspunkt zu errichten und ihn ,Kosmus-Jenny-Ruhe‘ zu benennen, fand auch die freudige Zustimmung der beiden Mäzene. Das beauftragte Viererkomitee ermittelte einen geeigneten Bauplatz mit umfassendem Panorama, während die Planskizze des in antikischen Formen gehaltenen Pavillons vom damaligen ,Vereinsbaumeister‘ Otto Mallaun verfertigt wurde“, heißt es in einem Beitrag des Vereins für gemeinnützige Zwecke. Das Gebäude wurde im April 1909 eröffnet. Mittlerweile steht es unter Denkmalschutz.

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Die Kosmus-Jenny-Ruhe von Kennelbach aus fotografiert. Wikipedia
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Von der Decke bröckelt mittlerweile der Putz.

„Das Geländer hält auch nicht mehr lange“, meint Mandy Strasser, während er den Weg in Richtung Kosmus-Jenny-Ruhe hinaufsteigt. Früher, als die Langener Straße noch von vielen Spaziergängern genutzt wurde, sei der Pavillon ein beliebtes Ausflugsziel gewesen. „Als kleiner Bub bin ich mit meiner Familie immer hier herauf spaziert. Als wir dann älter waren, ist man natürlich mit den Freundinnen rauf“, erzählt Strasser und lacht.

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Die Besucher haben über die Jahre ihre Spuren hinterlassen.
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Auch in die Säulen sind Buchstaben und Zeichen geritzt.

Die Kosmus-Jenny-Ruhe ist eines von acht unbeweglichen und archäologischen Denkmalen in Kennelbach, die unter Denkmalschutz stehen. Wenn man nicht genau weiß, wo das tempelähnliche Bauwerk steht, dann ist es leicht zu übersehen. Nicht zu übersehen sind indes die Spuren, die die Besucher und die Zeit hier hinterlassen haben. Graffitis. Tief in das Gemäuer eingeritzte Buchstaben und Zeichen. Bröckelnder Putz und Löcher an der Decke. Mandy Strasser zeigt an die Wand: „Da muss einmal ein Wappen gewesen sein. Man kann nichts mehr lesen. Das ist schade. Wenn man nichts tut, fällt alles zusammen.“

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An der Stelle dürfte einmal ein Wappen gewesen sein.
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Lediglich der Nachname des Architekten Otto Mallaun ist hier noch zu lesen.

Auch bei der Gemeinde würden sich immer wieder Menschen melden, die bedauern, dass man bei der Kosmus-Jenny-Ruhe nichts mache, berichtet die Kennelbacher Bürgermeisterin Irmgard Hagspiel. Das Gebäude gehöre allerdings nicht der Gemeinde. „Es ist in Privatbesitz“, merkt Hagspiel an. “Ich habe bis vor zwei Jahren auch nicht gewusst, dass es nicht der Gemeinde gehört, auch nicht der Familie Schindler.”

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Der Eingangsbereich der Kosmus-Jenny-Ruhe.
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Das Gebäude erinnert an einen antiken Tempel. Viele junge Vorarlberger haben sich hier oben zum ersten Mal geküsst oder einen Heiratsantrag bekommen. Der Blick über Kennelbach und das Rheintal gilt als legendär.

Eigentlich müssten die Eigentümer Sorge für den Erhalt des denkmalgeschützten Objekts tragen, sagt Barbara Keiler, Leiterin der Vorarlberg-Abteilung des Bundesdenkmalamts. Manchmal brauche es dafür einen kleinen Stups. „Wir können keine Bauarbeiter hinschicken, wir können nur die Eigentümer motivieren, dass sie das machen. Wir unterstützen sie natürlich fachlich und finanziell“, ergänzt sie.

Irmgard Hagspiel ist seit zwei Jahren Bürgermeisterin in Kennelbach. <span class="copyright">VOL.AT/M. Mayer</span>
Irmgard Hagspiel ist seit zwei Jahren Bürgermeisterin in Kennelbach. VOL.AT/M. Mayer
Barbara Keiler, Leiterin der Vorarlberg-Abteilung des Bundesdenkmalamts. <span class="copyright">VN/Hartinger</span>
Barbara Keiler, Leiterin der Vorarlberg-Abteilung des Bundesdenkmalamts. VN/Hartinger
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Der Architekt Otto Mallaun hat neben der Kosmus-Jenny-Ruhe unter anderem die Nationalbank in Bregenz (im Bild), die Löwenapotheke in Bregenz, das heutige Wirtshaus am See-Gebäude in Bregenz und den Webereitrakt im Benger-Areal in Bregenz geplant. Die Hämmerle-Siedlung in Feldkirch und das Kurheim Strandhotel in Lochau (heute: Seehotel am Kaiserstrand) gehen ebenfalls auf den bekannten Bregenzer Architekten zurück. Wikipedia