Zwischen Gesetz und Gewissen

Polizeichefin Uta Bachmann über Loyalität, Menschenrechte und die Grenze des Zumutbaren.
Bregenz Was ist gerecht? Wer das fragt, kommt an der Polizei nicht vorbei. Sie zählt in Vorarlberg 1167 Köpfe. An der Spitze steht eine Frau: Uta Bachmann. Die 52-jährige Juristin spricht nach einem langen Arbeitstag zwei Stunden lang offen über die Polizeiarbeit. Das erdet die Ökumenischen Gespräche. Denn draußen, in Uniform, geht es oft hart zu.

Damit beginnt Uta Bachmann: Die Uniform hilft, das Recht durchzusetzen – „aber in jeder Uniform steckt ein Mensch“. Niemand im Saal hat eine genaue Vorstellung, was Frauen und Männer auf Streife alles zu sehen bekommen. Der Respekt vor der Polizei hat merklich nachgelassen. „Wir müssen gut darauf schauen, dass wir morgens gesund nach Hause kommen“, sagt Bachmann. „Es vergeht so gut wie kein Tag ohne Widerstand gegen Amtshandlungen. “ Angespuckt und angeschrien zu werden – auch das gehört dazu.
Eherne Grundsätze
Doch all das rüttelt nicht an den Grundsätzen. Dafür steht die Polizei:
Für die Rechtsstaatlichkeit – „keine Handlung ohne rechtliche Grundlage.“
Für eine „qualitativ hochwertige Arbeit“ im täglichen Umgang mit der Bevölkerung
Für Loyalität – zum Staat, zur Bevölkerung, aber auch zur Polizei, den Kolleginnen und Kollegen in den eigenen Reihen.
Was aber, wenn ein Staat sich verändert? Wenn durch demokratische Wahlen Autokraten an die Macht kommen, und Recht nicht länger Recht bleibt? Auch solche Gedanken gehen Uta Bachmann heute mehr als früher durch den Kopf. Dann denkt sie an die 1930er Jahre: „Wir wissen, dass Gendarmen damals zu Mördern wurden und andere ermordet wurden.“ Deshalb stehen Grund- und Menschenrechte ganz oben auf Bachmanns Werteskala.
Aufarbeiten
Ihr ist es wichtig, dass die Frauen und Männer in Uniform nach schwierigen Amtshandlungen zusammensitzen und darüber reden. Externe psychologische Hilfe wird mitunter in Anspruch genommen. Und geübt wird unentwegt. Neue Bedrohungslagen bringen Unterricht über Cyberkriminalität auf den Lehrplan. Spezialisten sind hier sehr gefragt. Reaktionen auf Messerangriffe werden aufgrund jüngster Ereignisse trainiert.
Vorbeugend erfolgreich
Die Prävention wirkt: Die Zahl der Wegweisungen steigt jährlich, immer mehr Frauen kommen frei aus gewalttätigen Beziehungen. Die dichte Verkehrsüberwachung hat im vergangenen Jahr verhindert, dass ein tödlicher Verkehrsunfall mit PKW zu beklagen war. Und eine der europaweit längsten Ausbildungen – sie dauert zwei Jahre – hat das Vertrauen in die Exekutive gestärkt. Im jüngsten Vertrauensindex steht die Polizei wieder auf dem ersten Platz. „Unser Weg kann also nicht ganz falsch sein. “
Factbox: Ökumenische Gespräche 2025
Alles rechtens – aber auch gerecht?
Evangelische Kreuzkirche am Ölrain ─ _Gemeindesaal, Kosmus Jenny Straße 1, Bregenz
Dienstag, 25. November 2025, 19:30 Uhr, „Ich habe noch eine Rechnung offen“, Sigrid Hämmerle-Fehr (Psychotherapeutin)
Veranstalter: Evangelische Pfarrgemeinde Bregenz, Katholische Kirche Bregenz, Ökumenisches Bildungswerk Bregenz, Vorarlberger Nachrichten. Der Eintritt ist frei, freiwillige Spenden willkommen