Corona hält das Land im Griff

Gesundheitsexperte Fidler kritisiert Politik: Hat so getan, als sei das Virus verschwunden.
SCHWARZACH. Die Coronawerte bleiben schwindelerregend: Die bisher höchste Virenkonzentration hat hierzulande 581 Millionen Genpartikel pro Einwohner betragen. Am 17. März des vergangenen Jahres wurde sie bei der Kläranlage Bregenz im Abwasser festgestellt. Zurzeit liegt sie zum Teil weit darüber. In Ludesch, wo das Abwasser aus dem Großraum Bludenz zusammenkommt, hält sie sich hartnäckig bei rund 1000. Ende November befand sie sich vorläufigen Angaben zufolge – mit 1018 – kurz sogar knapp darüber.

Es handelt sich um die mit Abstand größte Welle bisher. Seit dem Sommer baut sie sich auf und könnte nun lediglich einen Höhepunkt erreicht haben. Eine Entspannung ist jedenfalls nicht in Sicht: „Bei vier Kläranlagen sind die Werte wieder gestiegen und bei zwei gefallen“, berichtet Christoph Scheffknecht vom Umweltinstitut des Landes: „Ein eindeutiger Trend ist nicht ableitbar.“
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Bemerkenswert: Vergleichsweise klein und zudem rückläufig ist die Virenkonzentration bei der ARA Hofsteig. Dahinter steckt kein Fehler, es ist mehrfach überprüft. Laut Scheffknecht ist das Infektionsgeschehen im Einzugsgebiet also wirklich geringer als in anderen Teilen des Landes. Das Einzugsgebiet umfasst rund 70.000 Einwohner bzw. so große Gemeinden wie Hard, Höchst, Lauterach, Lustenau und Wolfurt.
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Zum Ausdruck kommt die Welle auch durch Krankenstände wegen Corona. Von Woche zu Woche ist sie zuletzt gestiegen, hat sich dann aber bei knapp 1200 betroffenen Arbeitern und Angestellten eingependelt, wie die „Österreichische Gesundheitskasse“ berichtet. Zurückgegangen ist die Zahl der Krankenstände wegen eines grippalen Infekts oder einer Grippe (auf 2605), wobei die Grippe selbst kaum vorkommt.
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Dass Corona zwar an Schrecken verloren hat, aber nach wie vor eine ernstzunehmende Krankheit ist, zeigt unter anderem auch die Tatsache, dass es immer wieder Patienten gibt, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen.
Das alles müsste in diesem Ausmaß nicht sein, meint der Gesundheitsexperte Armin Fidler. Durch Auffrischungsimpfungen lasse sich die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf ebenso vermindern wie jene dafür, ansteckend zu wirken. Impfen lässt sich jedoch nur noch eine Minderheit. Kein Wunder, wie Fidler bestätigt, es gibt keine Impfkampagne mehr und damit auch keine diesbezügliche wahrnehmbare Anregung. Im Gegenteil: Wie man auch beim vorherrschenden Mangel an Paxlovid, einem Medikament, sehe, habe die Politik so getan, als sei „mit dem Ende der Pandemie auch das Virus verschwunden. Das ist sehr, sehr, sehr enttäuschend. Man hat einen Kniefall vor Coronagegnern gemacht.“

Gefragt wären laut Fidler zudem niederschwellige Impfangebote: „Ich habe von vornherein gesagt, dass das über niedergelassene Ärzte allein nicht funktioniert. Gesunde gehen nicht zum Arzt, Junge haben möglicherweise gar keinen Hausarzt. Das sollte man auch über die Apotheken machen. Aber wir sind eines der wenigen Länder weltweit, in denen Apotheker nicht impfen dürfen.“