Gerold Riedmann

Kommentar

Gerold Riedmann

Pension? Ohne Frühstück!

Vorarlberg / 15.12.2023 • 20:21 Uhr

Eigentlich war der Plan der Bregenzer ÖVP, in diesem Herbst einen jungen Kandidaten für den Bürgermeisterwahlkampf 2025 aus dem Hut zu zaubern und diesen über die kommenden eineinhalb Jahre konsequent aufzubauen. Denn, so war mit einem gewissen Schulterzucken bei der Bregenzer ÖVP zu hören, man könne ohnehin gegen den SPÖ-Bürgermeister Michael Ritsch (beim langsam nahenden Bürgermeisterwahlkampf 2025) nur schwer gewinnen. Einen tauglichen Bürgermeister-Nachfolger oder eine -Nachfolgerin wähnten die Schwarzen nach dem Wahl-Waterloo von Altbürgermeister Markus Linhart offenbar nicht in ihren Reihen.

Die Konservativen der Landeshauptstadt haben nun jedoch bemerkt, dass es zu früh ist, die Flinte ins Korn zu werfen. Ein wichtiger Schritt ist der Wechsel vom bisherigen Stadtparteiobmann Magnus Brunner, der das Amt in den Wirren nach Linhart übernommen hatte, zum neuen ‘Mister Bregenz’ der Volkspartei: Roland Frühstück. Damit sind die Weichen gestellt, Frühstück steht auch davor, Bürgermeisterkandidat zu werden.

„Frühstück ist mit Sicherheit einer, der dem aktuellen Bürgermeister Michael Ritsch gefährlich werden kann.“


Mit der Verjüngung hat es dann zwar nicht ganz geklappt: Roland Frühstück wird im Februar 66 und ist damit zwei Jahre älter als der vor drei Jahren abgewählte Bürgermeister Markus Linhart (64). Doch Frühstück ist mit Sicherheit einer, der dem aktuellen Bürgermeister Michael Ritsch gefährlich werden kann.

Bürgermeister Ritsch hat in Bregenz sehr viele Bälle in der Luft. Er hat extrem hohe Erwartungen im Hinblick auf Bahn (Unterflur!) und Seestadt (Alles neu!) geweckt. Der sozialdemokratische Langzeit-Politiker hat sich mindestens zum dritten Mal in seiner Laufbahn neu erfunden und dann Geschichte geschrieben: Er zwang den Langzeit-Bürgermeister in eine Stichwahl, versammelte alle Linhart-Gegner hinter sich und wurde der erste Bregenzer SPÖ-Stadtchef seit zwanzig Jahren. Ob er alles auf den Boden bringt, ist freilich noch offen. Denn da er über keine Mehrheit in der Stadt verfügt, muss er mühsam auf Projektbasis verhandeln. Gerannt ist Ritsch jedenfalls mit der Ausdauer eines Duracell-Häschens.

Das allerdings kann Roland Frühstück auch. Frühstück leitet seit 2011 den ÖVP-Landtagsklub, im Bregenzer Vereinsgeschehen mischt er als Handball-Manager seit Jahrzehnten mit. Bevor es in der Landeshauptstadt politisch interessant wird, hat Frühstück aber ein intensives 67. Lebensjahr vor sich: Er ist eine zentrale Figur in der Organisation von Landeshauptmann Markus Wallners entscheidendem Wahlkampf und hat darüber hinaus zugesagt, für nachfolgende Koalitionsverhandlungen zur Verfügung zu stehen. Anschließend wären einige Monate Zeit, um in Bregenz als Kandidat durchzustarten.

Das Bürgermeister-Nachfolger-Problem, das die ÖVP nicht nur in Bregenz kennt, sondern auch den Feldkircher oder Hohenemser Parteifreunden bekannt vorkommen müsste, scheint sich in der Landeshauptstadt vorerst auf interessante Art und Weise aufzulösen.

Gerold Riedmann ist Chefredakteur der Vorarlberger Nachrichten.