Christoph Rädler trennte sich Hand ab: “Ich lebe noch – das ist das Größte”

Bei einem Arbeitsunfall wurde Christoph Rädler (50) im Oktober die linke Hand abgetrennt. Der Eichenberger verzweifelte nicht. “Was man nicht ändern kann, muss man annehmen.”
Eichenberg Eigentlich wollte Christoph Rädler am 6. Oktober 2023 seinen 50sten Geburtstag groß feiern. Aber einen Tag vorher hatte der Eichenberger einen Arbeitsunfall mit schwerwiegenden Folgen. Christoph machte in Kennelbach für eine Kundschaft Hackschnitzel. Als der Holzhäcksler verstopfte, stellte der Landwirt die Maschine ab, öffnete eine Wartungsklappe und griff mit der Hand hinein, um die Verstopfung zu lösen. Aber das Wurf-Rad war noch nicht völlig zum Stillstand gekommen. Es trennte dem Vater dreier Söhne die linke Hand ab.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Das Unfallopfer behielt einen kühlen Kopf und reagierte geistesgegenwärtig. „Um nicht zu viel Blut zu verlieren, habe ich mir mit meinem Hosengürtel den Arm abgebunden. Dann habe ich den Notruf gewählt.“ Mit dem Rettungsauto wurde Christoph ins Landeskrankenhaus Feldkirch gebracht. „Dort wurde ich optimal versorgt. Man reinigte die Wunde und nähte sie zu.“

Birgit, Christophs Ehefrau, befürchtete kurzzeitig, dass ihr Mann in eine Depression verfallen könnte. Doch dem war nicht so. Vielmehr nahm er sein Schicksal ergeben an. „Was man nicht ändern kann, muss man annehmen. Sonst leidet man.“ Christoph ist dankbar, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist. „Ich lebe noch. Das ist das Größte.“ Dem kann seine Frau nur beipflichten. „Es ist ein Glück, dass mein Mann noch da ist.“

Das Ehepaar sieht optimistisch in die Zukunft. Christoph ist guter Hoffnung, dass er die Landwirtschaft – im Stall stehen zehn Milchkühe und sieben Stück Jungvieh – weiterbetreiben kann. Denn: „Ich bekomme eine Handprothese. Selbstverständlich ist mir klar, dass ich für alles mehr Zeit brauchen werde.“ Auch Birgit macht sich keine Sorgen. „Ich weiß, was auf mich zukommt. Als ich ein Lehrmädchen war, hatte mein Vater einen Arbeitsunfall, bei dem ihm mehrere Finger abgetrennt wurden. Daraufhin hat meine Mutter die Zimmerei mit einem Vorarbeiter weitergeführt. Wir haben es damals geschafft und wir werden es wieder schaffen.“

Das Ehepaar blickt sich innig an. Dass seine Wunde gut heilt und er mit dem Schicksalsschlag so gut fertig wird, führt Christoph nicht nur auf seine positive Einstellung und seinen guten Humor zurück, sondern auch auf seine Familie, die ihm bedingungslos zur Seite steht. Bereits im Spital war der Familienvater gut drauf – so gut, dass er die Patienten, die mit ihm im Zimmer waren, aufmuntern konnte. Mit Branko, einem Mann, der mit dem Motorrad verunglückt war, ging Christoph immer Kaffee trinken. „Der hat mir bei der Entlassung gesagt, dass er nur deshalb so gut beieinander wäre, weil ich ihm so viel Mut gemacht hätte.“

Der Vollerwerbslandwirt, der demnächst auf Reha geht, fragt seine Frau, ob sie mit ihm zur Kapelle geht, um eine Kerze anzuzünden. Birgit nickt und holt aus dem Schrank eine Grabkerze. Dann macht sich das Paar zur nahegelegenen kleinen Kapelle auf. Die Schwestern von Christophs Großonkel haben diese einst errichtet, weil Vater und Bruder heil aus dem Krieg zurückgekommen waren.