Die Inflation kennt keine Gnade: Auch der Glaube wird teurer

Vorarlberg / 19.12.2023 • 11:30 Uhr
Die Inflation kennt keine Gnade: Auch der Glaube wird teurer
Bei der Kirche rechnet man damit, dass die Vorschreibung des Kirchenbeitrags auch heuer wieder zu einer Austrittswelle führt. Die Erhöhung sei allerdings nur der Anlass, meint Finanzdirektor Andreas Weber. VN/STeurer, Canva

Teuerungswelle macht vor der Kirche nicht halt. Diözese Feldkirch erhöht den Beitrag um rund sieben Prozent.

Feldkirch Ach du heiliger Bimbam, steigt jetzt auch noch der Kirchenbeitrag? In den vergangenen Monaten ist so gut wie alles höllisch teuer geworden – Mieten, Energie, Lebensmittel. Da die Inflation leider Gottes keine Gnade hat, müssen auch die Katholiken kommendes Jahr wieder mehr Geld an die Kirche überweisen.

Prozentsatz

In der Diözese Salzburg sollen die Abgaben um bis zu neun Prozent steigen, berichtet die Tiroler Tageszeitung (TT). In der Diözese Innsbruck wird noch gerechnet, die Erhöhung soll aber ebenfalls deutlich über vier Prozent liegen, heißt es. Und hierzulande? Der Finanzdirektor der Diözese Feldkirch, Andreas Weber, macht keinen Hehl daraus, dass auch in Vorarlberg kein Weg an der Erhöhung des Kirchenbeitrags vorbeiführt. „Ganz so hoch wie in Salzburg sind wir aber nicht“, merkt er an. „Wir liegen im Durchschnitt bei sieben Prozent.“

Der Kirchenbeitrag fließt unter anderem in Bauprojekte. Gerade wird die Kirche St. Gallus in Bregenz saniert. <span class="copyright">VN/Serra</span>
Der Kirchenbeitrag fließt unter anderem in Bauprojekte. Gerade wird die Kirche St. Gallus in Bregenz saniert. VN/Serra

Der Kirchenbeitrag sei ein Prozentsatz des Einkommens, erläutert Weber. Konkret sind es 1,1 Prozent des steuerpflichtigen Jahreseinkommens abzüglich des Absetzbetrags von derzeit 56 Euro. Wenn das Einkommen stark steige, werde auch der Kirchenbeitrag angepasst, ergänzt der Finanzdirektor der Diözese Feldkirch.

In diesem Jahr wurde der Beitrag um maximal vier Prozent erhöht. Der Mindestbeitrag blieb unverändert. 2024 liegt die Erhöhung im Schnitt bei sieben Prozent. Der Mindestbeitrag steigt von 32 Euro auf 33 Euro.

Geschätzt

Was jeder Einzelne verdient und welchen Beruf er hat, weiß die Diözese Weber zufolge in den allermeisten Fällen zwar nicht: „Wir haben keine Vernetzung mit dem Finanzamt oder der ÖGK, darum sind wir von Schätzungen abhängig. Wir schauen, wie viel die einzelnen Branchen mehr bekommen, machen daraus eine Art Durchschnitt und setzen den Prozentsatz dann ein bisschen herunter.“

Die Diözese Feldkirch erhöht den Kirchenbeitrag im kommenden Jahr um rund sieben Prozent.
Die Diözese Feldkirch erhöht den Kirchenbeitrag im kommenden Jahr um rund sieben Prozent.

Mehr Austritte

Andreas Weber rechnet damit, dass die Vorschreibung des Kirchenbeitrags auch heuer wieder zu einer Austrittswelle führt. Die Erhöhung sei allerdings nur der Anlass, ist der Finanzdirektor überzeugt: „Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass wir den Kirchenbeitrag um fünf oder sieben Euro im Jahr erhöhen. Der Grund dahinter ist einfach, dass die Menschen, die austreten, nicht mehr diese Nähe zur Kirche haben.“

Die Kirche versuche natürlich alles, um diese Menschen davon zu überzeugen, dass der Kirchenbeitrag eine gute Sache sei und wenn es die Gelegenheit gäbe, mit den austrittswilligen Mitgliedern in Kontakt zu kommen und ihnen zu erklären, wofür der Kirchenbeitrag verwendet wird, „dann haben wir eine Erfolgschance von 90 Prozent, dass derjenige sagt, dann sind die 200 Euro eh gut angelegt“, betont Weber und ergänzt: „Mit dem Kirchenbeitrag machen wir so viel in Vorarlberg. Wir sanieren Kirchen, wir sorgen dafür, dass Sterbende und Verstorbene begleitet werden, wir feiern an Weihnachten und Ostern große Feste, wir können die Telefonseelsorge unterstützen.” Darüber hinaus müssten auch die Gehälter der Angestellten der Diözese angepasst oder die Kirchen und Büros geheizt werden. „Da kommen wir nicht drumherum“, hält Weber fest.

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