Corona verschärft Lage in Spitälern

Umweltmediziner Hutter warnt vor Doppelwelle: Bereits über 60 Patienten in Vorarlberg.
SCHWARZACH. Corona hat an Schrecken verloren, gemessen an der Gesamtzahl der Infektionen gibt es relativ wenige Menschen, die schwer erkranken. Das alles bedeutet jedoch nicht, dass es harmlos geworden ist: In Vorarlbergs Spitälern liegen schon wieder 61 Coronapatienten, wobei drei intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Das bestätigt Andrea Marosi-Kuster, Sprecherin der Krankenanstalten-Betriebsgesellschaft, auf Anfrage der VN. Genauso viele sind zuletzt vor einem Jahr gemeldet worden. Damals war offiziell noch von einer Pandemie die Rede.

Vieles hat sich geändert. Die Virenkonzentration im Abwasser hat Dimensionen erreicht, die bisherige Vorstellungen sprengt. Bei der Kläranlage Hohenems ist sie derzeit vier Mal größer als der Landeshöchstwert, der vor der gegenwärtigen Welle im März 2022 in Bregenz festgestellt worden ist. „Damit kann auf ein sehr großes Infektionsgeschehen im Einzugsgebiet geschlossen werden, welches die Gemeinden Altach, Götzis, Hohenems, Koblach und Mäder mit insgesamt etwa 45.000 Einwohnern umfasst“, wie Christoph Scheffknecht, Leiter des Vorarlberger Umweltinstituts, berichtet. Immerhin: In den übrigen Teilen des Landes würden die Messwerte auf eine Beruhigung hindeuten.
Der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter ist dennoch besorgt: Das Niveau bleibe hoch – und zusätzlich sei jetzt auch noch mit einer Grippe-Welle zu rechnen. „Das müsste alles nicht sein“, so Hutter: In der Pandemie habe man gelernt, wie man Ansteckungen verhindern kann. Durch Hygienemaßnahmen wie Händewachsen, aber auch Maske tragen. Und durch Achtsamkeit: „Wenn ich Symptome habe und niese, bin ich hochinfektiös. Dann sollte ich vorsichtig sein, wenn ich mich unter andere Menschen begebe. Dann muss ich nicht unbedingt meine Mutter besuchen.“

Dass derlei zum Teil wieder in Vergessenheit geraten ist, zeigt für Hutter, wie wenig nach wie vor auf Vorsorge geachtet werde: „Das ist noch immer kein Thema, das ernst genommen wird. Man setzt zu sehr darauf, dass es schon irgendwie gut gehen wird und reagiert erst dann, wenn es zu spät ist.“
Risiken sieht der Umweltmediziner nach wie vor – und zwar auch mittel- und langfristige: „Seit dreieinhalb Jahren ist das Gesundheitspersonal überlastet. Viele wollen aufhören, andere erst gar nicht einsteigen.“ Insofern bleibe die Lage so oder so kritisch und spitze sich mit jedem Patienten zu.
Auf der Grippe-Ampel für Österreich, die die Medizinische Universität Wien führt, ist Vorarlberg als letztes Bundesland noch grün markiert. Das bedeutet, dass es vergangene Woche noch keine Fälle gegeben habe. In den Spitälern des Landes liegen laut Marosi-Kuster mittlerweile aber schon sechs Influenza-Patienten.
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Wie schnell sich die Dinge ändern können, hat man im vergangenen Jahr auch anhand der Entwicklung der Krankenstände gesehen: Um diese Zeit haben sich die Fallzahlen damals von Woche zu Woche verdoppelt und verdreifacht. Insgesamt waren plötzlich sehr viel mehr Arbeiter und Angestellte nicht mehr arbeitsfähig. Heuer gibt es vorerst weniger große Veränderungen: Für die vergangene Woche meldete die ÖGK für Vorarlberg 2869 Krankenstände wegen einer Grippe oder eines grippalen Infekts sowie 1580 wegen Corona.