Herbst mit vielen Sommertagen

Zweieinhalb Grad über dem Mittel: In Vorarlberg war es noch nie so warm wie heuer.
SCHWARZACH. Die Abkühlung in den vergangenen Wochen konnte nichts mehr daran ändern: Der meteorologische Herbst, der von Anfang September bis Ende November dauert, war in Vorarlberg der bisher wärmste der Messgeschichte. In Bregenz belief sich die Durchschnittstemperatur auf 12,5 Grad. Damit war sie um 2,4 Grad höher als in der Vergleichsperiode 1991 bis 2020. Das ist Daten zu entnehmen, die Alexander Orlik von „GeoSphere Austria“ (ehemals ZAMG) für die VN ausgewertet hat.
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Ein Blick auf die Messreihe, die für die Landeshauptstadt bis ins Jahr 1870 zurückreicht, zeigt, was läuft: Tendenziell wird es wärmer. Bis in die 1920er-Jahre hinein war es im Herbst in der Regel deutlich kühler als in der erwähnten Vergleichsperiode. 1912 sogar um 4,2 Grad. Dann kam es bis in die 1980er-Jahre hinein zu einer Annäherung auf dieses Niveau, war es etwas öfter auch durchaus wärmer. Seither jedoch wird es zunehmend zur Regel, dass es wärmer ist. Und zwar zum Teil deutlich.

2023 könnte man in Bezug auf den Herbst von einem verlängerten Sommer sprechen: In Feldkirch und Bludenz gab es je 22 Sommertage. Das bedeutet, dass es 25 Grad oder mehr hatte. Am 11. September kletterte das Thermometer in der Alpenstadt gar auf 30,1 Grad. In Bregenz wurden immerhin 16 Sommertage gezählt. Normalerweise bzw. im mehrjährigen Mittel handelt es sich hier um drei, also um über fünf Mal weniger.
Immerhin: Im November kippte das Wetter. West- und Nordwestwetterlagen brachten viel Regen. Für Feldkirch werden allein in diesem Monat 26 Niederschlagstage ausgewiesen. Laut Orlik ist das ein Rekord.

Dann kam sogar Schnee. Der Feststellung, dass dies einen behaupteten Klimawandel relativiere, widerspricht der Meteorologe: „Es ist alles im Rahmen dessen, was sein kann. Von den höchsten bis zu den tiefsten Temperaturen. Der Punkt ist, dass tiefste Temperaturen immer seltener und höchste immer häufiger auftreten. Das Ergebnis ist, dass die mittlere Temperatur über die Jahre steigt, das Niveau also zunimmt. Das ist der Klimawandel.“
Auffallend ist, dass er nach Jahreszeiten unterschiedlich stark ausfällt. Im Sommer macht er sich durch eine Zunahme von Hitzewellen besonders bemerkbar. „Im Herbst gibt es den geringsten Temperaturanstieg“, so Orlik: „Im September hat in der Vergangenheit zunächst überhaupt keiner stattgefunden.“

Und wie wird der Winter? Der GeoSphere-Experte verweist auf das „Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage“. Demnach sind keine Extreme zu erwarten. Schon die Verhältnisse an den Feiertagen können laut Orlik aber kaum noch abgeschätzt werden. Hier geht es um Wahrscheinlichkeiten. Eher werden die Temperaturen demnach in der ersten und zweiten Weihnachtswoche überdurchschnittlich sein und sich dann im Jänner normalisieren.