Warum die Jäger den Wolf kaum erwischen werden

Vorarlberg / 01.02.2024 • 17:30 Uhr
Warum die Jäger den Wolf kaum erwischen werden
Christian Burtscher sollte den Wolf bei Nüziders jagen. Hohe Erwartungen hat er nicht. Nüziders, Jagschitz

Experten halten einen Abschuss des Raubtieres aus mehreren Gründen für praktisch unmöglich.

Bludenz, Bregenz. Der Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Bludenz liegt seit Mittwochabend in allen Details vor. Er sieht die Erlaubnis zum Abschuss jenes Wolfes vor, der Dienstagnacht die Bludenzer Südtiroler Siedlung durchstreifte. Das Individuum wird dabei genau beschrieben. Das Tier zeige mangelnde Scheu vor Menschen und habe einen ataktischen (schwankenden) Gang, hervorgerufen durch eine Gleichgewichtsstörung.

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Der Wolf könne unter Verwendung von künstlichen Lichtquellen und von Visiervorrichtungen für das Schießen bei Nacht mit Bildumwandler oder elektronischem Bildverstärker bis zum 31. März geschossen werden. Die aufschiebende Wirkung einer allfälligen Beschwerde gegen den Bescheid ist ausgeschlossen.

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Der Entnahmebereich des Wolfs gilt für vier Regionen: zwei Jagden in Nüziders, eine in Bürs und eine in Bludenz.

Warum die Jäger den Wolf kaum erwischen werden
Die vier zusammenhängenden Regionen im Raum Bludenz, Nüziders, Bürs, in denen der Wolf abgeschossen werden darf. Vorarlberg Atlas

Theorie und Praxis

Soweit die Theorie, die von Landeshauptmann Markus Wallner und Sicherheitslandesrat Christian Gantner fast martialisch in entsprechenden Botschaften gestützt wird. Die Realität sieht anders aus. Weil nämlich die mit einer Lizenz für den Abschuss des Wolfes versehenen Jagdaufsichtsorgane und Jagdnutzungsberechtigte zum Teil weder Zeit noch Ausrüstung für diese Aufgabe haben.

Warum die Jäger den Wolf kaum erwischen werden
Christian Burtscher, Jagdaufsichtsorgan in Nüziders, ist einer jener, die den Wolf schießen dürfte. Doch er sieht das als aussichtsloses Unterfangen. Nüziders

Christian Burtscher, Jagdaufsichtsorgan für die beiden Nüziger Reviere, spricht Klartext: “Diese Maßnahme ist völlig überzogen und an den Haaren herbeigezogen. Ich für mich kann nur sagen: Ich habe nicht die notwendige Ausrüstung, ich muss von sieben bis 17 Uhr arbeiten, und danach ist es dunkel. Die anderen fünf Jagdnutzungsberechtigten arbeiten auch allesamt. Es wäre zudem reiner Zufall, würden wir dem Wolf in unserem Revier begegnen. So wie es ein Zufall war, als der Mann das Tier in Bludenz sichtete und filmte.”

Widerstände

Widerstand gegen den Bescheid kommt vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) sowie von Naturschutzanwältin Katharina Lins. Der VGT beruft sich auf Wildbiologen Hubert Schatz und dessen Einstufung des Wolfes als ungefährlich. Die Organisation hat eine Petition für verbesserte Herdenschutzmaßnahmen statt “illegaler” Abschüsse aufgesetzt.

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Einen Einspruch gegen den Bescheid kündigt Naturschutzanwältin Katharina Lins an. Sie mahnt zur Sachlichkeit und bezieht sich dabei ebenfalls auf Experten Hubert Schatz. Um dann mit Süffisanz hinzuzufügen. “Mir kommt es schon etwas vor, wie im Wilden Westen. Zuerst wird jemand erschossen, dann fragt man nach seinem Namen.”

Katharina Lins wähnt sich im Wilden Westen. "Zuerst wird einer erschossen, dann nach dessen Namen gefragt."  <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Katharina Lins wähnt sich im Wilden Westen. "Zuerst wird einer erschossen, dann nach dessen Namen gefragt." VN/Steurer

Wie kam Isegrim nach Bludenz?

Der Grund, warum der Wolf mitten im Bludenzer Stadtgebiet auftauchte, gibt Anlass zu Spekulationen. Gernot Heigl, Wildökologe und Geschäftsführer der Vorarlberger Jägerschaft, hat eine mögliche Erklärung. “Wölfe bewegen sich aus Energiespargründen bei ihren Wanderungen gerne auf benutzten Pfaden und auch Straßen. Der Wolf von Bludenz könnte sich auf solchen in die Stadt verirrt haben, möglicherweise auch angelockt durch Futterquellen.” Dass die vom Land verfügte Maßnahme zum gewünschten Erfolg führt, bezweifelt auch Heigl.