Gekommen, um zu bleiben

Als Quereinsteigerin fand Sandra Rädler-Rüscher mit 43 Jahren zum Traumjob.
hard Zuerst kam Sandra Rädler-Rüscher nur auf Bestellung. Immer dann, wenn die Kindergärten und Kleinkindbetreuungseinrichtungen in der Bibliothek am Dorfbach eine Bücherkiste bestellten. Als Bibliothekarin, zuständig für den Bereich Kinder- und Jugendliteratur, gehörte das zu den Aufgaben der dreifachen Mutter. Nicht immer gab die gelernte Buchhändlerin nur eine Bücherkiste ab, sondern kam auch mit Büchereimaskottchen Frida Frosch und ihrem Geschichtenkoffer zu den Kindern. Dieser war gefüllt mit einer Geschichte, Versen und Reimen, Fingerpuppen, Musik-CDs, Bastel- und Spielanleitungen und vielem mehr.

Das waren die Tage, die ihr besonders viel Spaß machten. Die Freude am Erzählen, das Staunen oder das Dabeisein mit allen Sinnen faszinierten sie. „Ich spürte, hier bei den Kindern ist der Platz, an dem mein Herz aufgeht“, erinnert sich Rädler-Rüscher zurück. Im April 2019 kam sie und blieb. Sandra Rädler-Rüscher fand mit 43 Jahren als Quereinsteigerin ihren Traumjob in der alterserweiterten Kinderbetreuung Löwenzahn in Hard.

Wir sind bunt
Das Butzerhaus in der Landstraße ist seit 2009 die Heimat der zwei- bis dreijährigen Kinder, die hier ebenso wachsen dürfen wie ihre Pädagoginnen. Das machte die Vernissage deutlich, die Rädler-Rüscher als Abschlussprojekt ihrer Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft und Fachassistenz seit vergangenem November umsetzte. Das ganze Team mit Tanja Hofer, Gabi Fink, Frauke Dornbach und Ruth Kainz war mit im Boot.

Nicht zu vergessen die Kinder, die während der drei Monate über sich hinauswuchsen. Unter dem Projekttitel „Wir sind bunt“ erforschten sie ihre Gemeinsamkeiten und ihre Unterschiede. Hände wurden bunt bemalt und festgestellt, dass kein Abdruck dem anderen gleicht. Die Augen wurden genau betrachtet: sind sie blau, braun oder grün? Und wenn sie fotografiert werden: Kann man noch erkennen, welches Paar zu welchem Kind gehört?

Gemeinsam mit Künstler Domingo Mattle entstand eine Weltkarte im Großformat, bei der die Kinder bis zum letzten Pinselstrich fast alles selbst malten.
Sie reisten um die Welt, lernten respektvoll mit der rechten Hand zu essen wie in Afrika, sagten mit „Say Bak“ einen türkischen Abzählreim auf, tanzten, hörten Geschichten und freuten sich, wenn donnerstags mit der bunte Löwenzahnkiste etwa eine neue Puppe oder ein neues Bilderbuch einzog.

Vernissage
„Immer standen jedoch das Tun und die Erfahrungen, die die Kinder dabei sammelten, im Vordergrund, nicht das Produkt“, sagte die inzwischen 48-jährige Harderin unmittelbar vor der Vernissage, zu der die Kinder ihre Eltern und Großeltern mitbrachten. Spannung lag in der Luft, bis der bunte Vorhang das Geheimnis des großen Schaffens preisgab.

„Auch das Präsentieren des Selbsterschaffenen gehört dazu“, freut sich Gabi Fink, die über viele Jahre die Einrichtung leitete. „Der Stolz und das Bewundern durch die Erwachsenen ist Wertschätzung gegenüber dem Tun der Kinder und stärkt ihr Selbstbewusstsein.“

Sandra Rädler-Rüscher wird im Mai 2024 ihre Ausbildung beenden. Mit ihrem Abschlussprojekt stellt die angehende Elementarpädagogin klar, dass die ihr anvertrauten Kinder eine wertschätzende und liebevolle Begleiterin bekommen, die mit sanfter Hilfe ins eigene Tun gelangen. Wie gut, dass Rädler-Rüscher gekommen ist, um zu bleiben. Marion Hofer