Mehr Krankenstände als vor Corona

Vorarlberg / 11.02.2024 • 17:00 Uhr
Corona, aber auch eine starke Grippewelle haben dazu beigetragen, dass es 2023 zu insgesamt 246.527 Krankenstandsmeldungen im Land kam. <span class="copyright">Foto: APA</span>
Corona, aber auch eine starke Grippewelle haben dazu beigetragen, dass es 2023 zu insgesamt 246.527 Krankenstandsmeldungen im Land kam. Foto: APA

In Vorarlberg gab es im vergangenen Jahr fast eine Viertelmillion Arbeitsausfälle

SCHWARZACH. „Wir haben definitiv eine ganz andere Situation als vor Corona“, sagt der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien: Es gebe jetzt eine weitere Infektionserkrankung, die nicht für alle, aber für viele spürbar ist. Was banal klingt, hat Folgen: Es ist zu einer deutlichen Zunahme der Krankenstandsmeldungen gekommen. Damit gehen auch volks- und betriebswirtschaftliche Kosten einher, wie der Gesundheitsexperte Armin Fidler bestätigt. Er sieht daher auch Unternehmen gefordert.

Die „Österreichische Gesundheitskasse“ (ÖGK) hat die Entwicklung für die VN ausgewertet: Im vergangenen Jahr gab es in Vorarlberg mit 246.527 fast eine Viertelmillion Krankenstände. Sie betrafen meist unselbstständig Beschäftigte, aber auch Arbeitslose. Die Gesamtzahl lag deutlich über dem „Vor-Corona-Niveau“. Genauer: Es handelte sich um rund 30.000 mehr als in den Jahren 2018 und 2019.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.

Zwischendurch, in den Jahren 2020 und 2021, waren es viel weniger. Dafür gibt es zwei Erklärungen: Corona-Erkrankungen, die zu Arbeitsausfällen führen, wurden damals noch nicht eigens in der Statistik ausgewiesen. Außerdem gab es im Winter 2020/21 so gut wie keine Grippefälle.

Seit 2022 liegen Krankenstandsmeldungen vor, die Corona zugeordnet werden können. In jenem Jahr waren das allein 14.606 im Land. Im vergangenen Jahr waren es 13.191. Außerdem kehrte die Grippe zurück, und zwar mit einer besonderen Heftigkeit.

Vor allem in den Wintermonaten sei man heute mit Mehrfachbelastungen konfrontiert, analysiert der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter.<span class="copyright"> Foto: APA</span>
Vor allem in den Wintermonaten sei man heute mit Mehrfachbelastungen konfrontiert, analysiert der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter. Foto: APA

„Wir sind jetzt mit Mehrfachbelastungen konfrontiert“, analysiert Hans-Peter Hutter im Gespräch mit den VN. Vor allem in den Wintermonaten sei das der Fall. Glück im Unglück: Corona- und Grippewellen traten zuletzt nicht gleichzeitig auf. Zuerst zog eine Coronawelle mit bis zu 1580 gemeldeten Krankenständen in einer Woche vor Weihnachten durchs Land, derzeit ist die Grippe präsent – mit zuletzt bereits 456 neuen Arbeitsausfällen in einer Woche.

Krankenstände stehen für ein gesundheitliches Problem. Aber nicht nur: Das „Institut für Höhere Studien“ schätzt, dass jene, die allein auf Infektionen entfallen, volks- und betriebswirtschaftlich österreichweit drei bis vier Milliarden Euro jährlich kosten. „Das betrifft auch Unternehmen, sie sind gefordert“, sagt Armin Fidler. Wie? Einerseits gehe es darum, eine Kultur zu pflegen, wonach es selbstverständlich ist, bei einer Erkrankung zu Hause zu bleiben, um Ansteckungen und damit noch mehr Erkrankungen sowie Ausfälle zu vermeiden. Andererseits seien Hygienemaßnahmen, aber auch Impfangebote in den Betrieben wichtig.

Hände waschen: Gesundheitsexperte Fidler sieht auch Betriebe gefordert, zum Beispiel durch Hygienemaßnahmen Ansteckungen und damit auch Krankenstände zu verhindern. <span class="copyright">Foto: APA</span>
Hände waschen: Gesundheitsexperte Fidler sieht auch Betriebe gefordert, zum Beispiel durch Hygienemaßnahmen Ansteckungen und damit auch Krankenstände zu verhindern. Foto: APA

Dass es ab sofort ständig mehr Krankenstände als vor Corona gebe, ist nach Einschätzung von Fidler offen. Er weist darauf hin, dass Wellen unterschiedlich stark ausfielen. Das bedeutet, dass es durchaus auch Jahre mit weniger Fällen geben könne. Grundsätzlich bleibt es laut Fidler aber dabei: „Es ist eine weitere Infektionserkrankung dazugekommen.“