Flüchtlinge in Bildstein: zwischen Zweifel und Wohlwollen

Vorarlberg / 16.02.2024 • 16:40 Uhr
Flüchtlinge in Bildstein: zwischen Zweifel und Wohlwollen
Überschaubar sind die Verhältnisse in Farnach. Der Bürgermeister will möglichem Unmut den Wind aus den Segeln nehmen. Die Aufregung ist jedoch überschaubar. VN/Rauch, Bildstein

Im Farnach gibt es gut drei Dutzend Häuser. Eines wird nun zum ersten Flüchtlingsquartier in Bildstein.

Bildstein Farnach zwischen Alberschwende und Bildstein ist eine beschauliche Wohngegend. Längst nicht jedes Haus hat einen Zaun, man kennt sich. Hier werden in den nächsten Monaten mehrere von der Caritas betreute Flüchtlingsfamilien einziehen.

Vorsichtiger Optimismus

Bislang war das Haus an Leasingarbeiter vermietet, der Eigentümer ist nicht sehr glücklich mit der Vorabinformation, die an die Haushalte diese Woche ging. Von einem Wirbel in der Gemeinde hat er aber nichts mitbekommen. Der Tenor in der Nachbarschaft ist ähnlich: Es ist nun das Beste daraus zu machen. „Man muss offen bleiben“, fordert ein Anrainer einen positiven Zugang ein. Allein schon, um den Ankömmlingen eine Chance zu geben. „In einem Ort wie hier, wo jeder jeden kennt, haben die es ja doppelt schwer.“ Kleine Orte wie Bildstein können nicht ewig die Insel der Seligen bleiben und die Augen vor der Welt verschließen. Und wenn es nicht klappe? Dann wohne ein Caritas-Verantwortlicher nicht weit weg.

Hier sollen über die nächsten Monate bis zu 16 Personen einziehen. <span class="copyright">VN/Rauch</span>
Hier sollen über die nächsten Monate bis zu 16 Personen einziehen. VN/Rauch

Eine Kritik gibt es dennoch: Man hätte vorher etwas sagen können, nun sei es ja beschlossene Sache. Ein Nachbar weist darauf hin, dass sie ohne Auto hier aufgeschmissen sein würden. Die einen wollen die Informationsveranstaltung am Freitagabend nutzen, um ihre Ansprechpersonen in Erfahrung zu bringen, falls doch einmal etwas wäre. Die anderen gehen gar nicht erst hin. „Auf einen abgebrannten Funken geht man auch nicht, sieht einer wenig Sinn darin.“

Transparenz

„Ich hasse nichts mehr, als wenn auf einmal ein Bus vorfahren und die Anrainer von nichts wissen würden“, setzt Bürgermeister Walter Moosbrugger auf Transparenz. Bis dato spüre er nichts von einer Streitstimmung, auch weiterhin soll eine schlechte Stimmung nach Möglichkeit verhindert werden. „Es ist eine Wohnsiedlung mit vielen Familien, da muss das Sicherheitsgefühl erhalten bleiben“, sagt er.

Flüchtlinge in Bildstein: zwischen Zweifel und Wohlwollen
Seit Jahren wird das Gebäude von Leasingarbeitern und dem Eigentümer genutzt. VN/Rauch

An sich sollte aus der nunmehrigen Asylunterkunft ein Wohnbauprojekt mit leistbaren Wohnungen werden. „Natürlich haben wir uns auf das Wohnbauprojekt gefreut“, bestätigt Moosbrugger. Doch der Eigentümer hat die Pläne hintangestellt und bot das Gebäude der Caritas an. Diese stimmte sich mit der Gemeinde und dem Land ab. „Es geschieht nichts ohne Einwilligung der Gemeinde, da kann man nichts Negatives sagen“, betont Moosbrugger. Dies betont auch Landesrat Christian Gantner: „Wir werden kein Projekt gegen den Willen der Gemeinde realisieren.“ Hier handle es sich um eine kleine Einheit mit optimaler Betreuung durch die Caritas. Auch Gantner wird sich am Freitagabend den Fragen der Anrainer stellen.

Nur Familien geplant

So sollen in der Unterkunft nur Familien oder Frauen mit Kindern untergebracht werden. Angefangen werde in ein oder zwei Monaten mit einer Familie, schlussendlich sind es maximal 16 Personen. Auch sollen es möglichst wenig Kinder unter zehn Jahre sein. „Wir haben nur drei Lehrkräfte an der Schule“, betont der Bürgermeister. Da wäre man überfordert, wenn mit einem Schlag fünf Kinder mit begrenzten Deutschkenntnissen aufzunehmen wären. „Daher unsere Bitte, uns nicht zu überfordern.“

Hier in Farnach ist die Welt noch in Ordnung. Man ärgert sich am ehesten noch, erst so spät von den Plänen zu erfahren. <span class="copyright">VN/Rauch</span>
Hier in Farnach ist die Welt noch in Ordnung. Man ärgert sich am ehesten noch, erst so spät von den Plänen zu erfahren. VN/Rauch

Aus ähnlichen Gründen verwehrte man sich gegen alleinstehende Flüchtlinge. „Wir sind hier in einer Wohnsiedlung im ländlichen Raum, ohne städtische Infrastruktur“, erinnert Moosbrugger. „Was sollen die hier tun, so ohne Ausweichmöglichkeiten?“

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