Entsorgungsspezialist hat nach dem Brand im ASZ Feldkirch einen heißen Verdacht

Horst Böhler warnt vor brandgefährlichen Zündquellen: “Die gehen einfach los.”
Feldkirch Warum ist das Altstoffsammelzentrum (ASZ) in Feldkirch-Gisingen am Dienstagabend zu einem Raub der Flammen geworden?
Die Ermittler des Landes- und Bundeskriminalamts sind sich nach der Spuren- und Videoauswertung sicher, dass der Brand in einem Sperrmüllcontainer ausgebrochen ist. In den Abfallresten wurden unter anderem sogenannte „Fehlwürfe“ wie Akkus, Batterien und Spraydosen entdeckt. „Die ursächliche Zündquelle kann aufgrund des hohen Zerstörungsgrades nicht mehr eindeutig verifiziert werden, dürfte jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit einem der Fehlwürfe im Zusammenhang stehen“, teilte die Polizei am Freitag mit. Weitere Abklärungen sind noch im Gange. Der Feldkircher Entsorgungsspezialist Horst Böhler (76) hat schon jetzt einen heißen Verdacht. „Zu 99 Prozent war es ein Akku oder eine Batterie“, sagt der Gesellschafter des Entsorgers “Böhler + Sohn”. „Die gehen einfach los. Da stehst du da wie der Ochs vorm Berg.“

47 Prozent
Das Problem sind die Lithium-Ionen-Akkus bzw. -Batterien, mit denen mittlerweile fast alles funktioniert. E-Scooter, Fahrräder, Handys, Spielzeug, Saugroboter. „Ganz kritisch sind auch die Einweg-E-Zigaretten. Alle Batterien, die eine gewissen Kapazität haben müssen, sind Lithium-Ionen-Batterien“, erläutert Horst Böhler. Laut der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle Austria (EAK) hat die Gerätebatterienmasse im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 um 16 Prozent zugenommen, der Anteil der Lithium-Batterien ist auf über 47 Prozent angestiegen.

Was den Entsorgungsspezialisten besonders ärgert: Die Energiespeicher landen nicht selten im Restmüll. “Man tauscht eine Batterie aus und wirft sie in den Restmüll. Man muss den Leuten beibringen, dass sie das bitte ja nicht machen. Es gibt in jedem Geschäft eine Batteriebox, wo man sie kostenlos abgeben kann”, unterstreicht er. Besonders gefährlich kann es dann werden, wenn zwei oder mehrere Batterien im Sack landen. “Wenn eine losgeht, dann schießt sie rüber und dann geht es zu wie an Silvester”, schildert Böhler.

Belastbare Zahlen, wie oft es in Sammelstellen brennt, gibt es laut dem Experten nicht. Der Grund: Ein Brand kratzt am Image. “Jeder, der einen Brand hat, will ihn stillschweigen”, berichtet der Feldkircher. Unabhängig von dem Brand im ASZ Feldkirch würden derzeit viele Entsorger ihre Sortieranlagen umrüsten, um eine Batterie, die warm wird, automatisch detektieren zu können. Der Gesellschafter von “Böhler + Sohn” ergänzt: “Die Anlagen haben auch eine automatische Löschanlage, die genau auf diese Batterie raufschießt. Aber das kann sich nicht jeder leisten. Wir reden da von einer Investition zwischen 500.000 Euro bis zu einer Million Euro.”

