Ein vergessenes Juwel: Das Kurbad Lerchenau in Lauterach

Vorarlberg / 17.03.2024 • 07:30 Uhr
Kurbad Lerchenau in Lauterach
Der Gutshof Lerchenau, ehem. Bad Lerchenau an der Lerchenauerstraße 80.  Böhringer

Das wissen wohl nur noch wenige: In Lauterach ging die noble Gesellschaft zum Kuren. Von 1835 bis 1841 ließen es sich die Gäste im Bad Lerchenau gut gehen.

Lauterach Ursprünglich war es das gelbliche Wasser eines Hausbrunnens, das nach faulen Eiern roch und als “Eisenhaltiges Schwefelwasser mit Alaunerde” identifiziert wurde, das Anselm Brielmayer inspirierte. Er ließ im Jahr 1835 in seinem Papiermühlengebäude ein großartiges Kurbad einrichten.

Die Vision war klar: Ein Ort der Erholung und Genesung sollte entstehen, wo Gäste in einer idyllischen Umgebung verwöhnt und gepflegt werden. Prächtige Gärten und Alleen luden zum Verweilen und Spazieren ein, während eine Aussichtswarte einen atemberaubenden Blick auf das Rheintal, die angrenzenden Berge und den Bodensee bot. In opulenten Sälen konnten die Gäste musizieren, darunter sogar auf einem Klavier. Die Wohnzimmer waren elegant eingerichtet und in den Baderäumen standen sowohl gusseiserne als auch hölzerne Wannen, jeweils mit Hähnen für kaltes und warmes Wasser. Nicht zuletzt wurde täglich frische Ziegenmolke für die Geißschottenkur aus den Alpen herbeigeschafft, um den Gästen ein Höchstmaß an Komfort und Wohlbefinden zu bieten.

Kurbad Lerchenau in Lauterach
Das Bad Lerchenau nach einem Ölbild von Franz Palka. Chronik Lauterach

Der Glaube heilt

Trotz der luxuriösen Ausstattung und anfänglicher Erfolge bei diversen Leiden wie Verdauungsstörungen, Kreislaufbeschwerden, Hautausschlägen, Lymphknotenerkrankungen, Unterleibsleiden, Gicht, Rheuma, Nervenschwäche und englischer Krankheit, war die Besucherzahl stark rückläufig. Bald wurde das Kurbad Lerchenau hauptsächlich wegen seiner guten Küche und den Diätmöglichkeiten aufgesucht. Die Besucherzahlen sanken wohl aufgrund einer Überbewertung der Eigenschaften der Badequelle, da Spuren von kohlensaurem Eisenoxydul die Gelbfärbung des Wassers verursachten und Schwefelwasserstoff für den charakteristischen Geruch und Geschmack verantwortlich war. Es war wohl eher der Glaube an die Heilwirkung, die Veränderung der Umgebung, das geregelte Leben und die belebende Wirkung der Warmbäder und Trinkkuren, die manchem Leiden Linderung brachten. Heute erinnern nur noch die Reste der Umfassungsmauer des Lustgartens mit einst mit Bildern ausgeschmückten Nischen an die vergangene Pracht des Kurbads Lerchenau. Der Brunnenschacht in seiner Mitte wurde zwischenzeitlich aufgefüllt.

Kurbad Lerchenau in Lauterach

Die Geschichte des Kurbads wurde durch tragische Ereignisse wie die Verlegung von Coburg-Husaren nach Lauterach im Oktober 1849 und den verheerenden Brand der Stallungen im Februar des folgenden Jahres überschattet. Schließlich fiel am 1. September 1850 das komplett aus Holz gebaute Bad einem verheerenden Brand zum Opfer. MEC

Kurbad Lerchenau in Lauterach
Die Reste der Umfassungsmauer des Lustgartens mit einst mit Bildern ausgeschmückten Nischen erinnerten lange an die vergangene Pracht des Kurbads Lerchenau. Heute ist dort eine Wiese. Chronik Lauterach