Teuerungskrise hat Höhepunkt erreicht

Hilfsorganisationen im Land sehen zum Teil schon Anzeichen einer Entspannung.
SCHWARZACH. Auch in Vorarlberg hat die Teuerung in den vergangenen Jahren mehr und mehr Haushalten zugesetzt, ja viele in finanzielle Nöte gestürzt. Bei „Tischlein Deck Dich“, einem Verein, der Lebensmittel verteilt, hat man das zu spüren bekommen. Zuletzt ist es jedoch zu einer leichten Entspannung gekommen, wie Gründer und Obmann Elmar Stüttler berichtet: „Ich habe das Gefühl, dass sich das wirklich eingependelt hat. Es ist nicht mehr ärger geworden.“ Die Nachfrage habe sogar etwas nachgelassen. Zu tun habe dies unter anderem damit, dass Geflüchtete aus der Ukraine erwerbstätig geworden seien und daher keine Hilfe mehr benötigen würden. Aber auch sonst nimmt der Russ-Preisträger eine Art Normalisierung wahr: Nur noch vereinzelt würden Menschen, bei denen es schon bisher knapp war, so weit kommen, dass sie sich erstmals über „Tischlein Deck Dich“ Lebensmittel organisieren müssen.

Was Stüttler aus der Praxis berichtet, bestätigt die Ergebnisse der jüngsten Befragungswelle zur sozialen Lage, die die Statistik Austria österreichweit durchgeführt hat. Claudia Reiter vom „Institut für Höhere Studien“ (IHS), die die Daten analysiert, spricht gegenüber den VN von einer „Tendenz zur Stabilisierung“, ja zum Teil sogar zu „leichten Verbesserungen“.
Der Anteil der Befragten, die das Gefühl haben, Einkommensverluste zu erleiden, ist im Jahresvergleich um sieben Prozentpunkte auf 28 Prozent Ende 2023 zurückgegangen. Der Anteil jener, die angeben, mit dem verfügbaren Einkommen allenfalls nur sehr schwer auszukommen, hat sich bei rund 16 Prozent eingependelt. „Er ist damit aber nach wie vor sehr hoch“, betont Caritas-Direktor Walter Schmolly.

Gut ein Viertel der Haushalte im Land hat buchstäblich nichts übrig. Auch das lässt sich aus den Daten herauslesen: Durchschnittlich 25 Prozent können unerwartete Ausgaben von 1300 Euro nur auf Pump oder dann tätigen, wenn Ratenzahlungen möglich sind. Zumindest ein einwöchiger Urlaub für alle Haushaltsmitglieder ist finanziell ebenso wenig drinnen wie regelmäßige Freizeitaktivitäten, die Geld kosten.
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Die Zahl der Menschen, die sich heuer schon mit der Bitte um Unterstützung an die Caritas gewendet haben, ist laut Direktor Schmolly im Jahresvergleich zwar noch einmal leicht auf 1481 gestiegen und dabei gehe es häufig um Familien mit Kindern. Eine Entwicklung sei auf der anderen Seite jedoch erfreulich: „Der durchschnittliche Unterstützungsbedarf pro Haushalt ist geringer als noch vor einem Jahr.“ Zurückzuführen sei dies wohl auf Lohnabschlüsse sowie die Anpassung der Mindestpension und mancher Sozialleistungen ebenso wie diverse Ausgleichsmaßnahmen und den Rückgang der Inflation.
Mit der Lage abfinden dürfe man sich jedoch nicht. Zu viele hätten nach wie vor zu kämpfen, so Schmolly: „Außerdem gilt es mit aller Kraft zu verhindern, dass Kinder unter die Räder kommen und den Anschluss verlieren.“