Trauerstimmung im Maurachbund: “Für mich war es ein Schock”

Vorarlberg / 10.05.2024 • 16:00 Uhr
letzte Tage im Maurachbud Lokal geschloosen Gastro Gastronomie
Ines Höfle und Barbora Rutkayová hätten gerne noch länger im Maurachbund gearbeitet. VN/Paulitsch

Das Bregenzer Traditionsgasthaus schließt seine Pforten. Bei Mitarbeitern und Gästen schwingt viel Wehmut mit.

Bregenz Auf der Karte steht wie jeden Mittwoch ab 16 Uhr „Backhendl“. Edith (74) und Harald (76) Intemann sind dafür extra in die Stadt gefahren. „Wir lieben das Mittwoch-Backhendl mit Kartoffelsalat. Da wir am Mittag gegessen haben, essen wird heute erst etwas später zuhause. Darum nehmen wir es mit“, erzählt Edith Intemann. Eigentlich ist alles wie immer, die Stimmung ist trotzdem eine andere. „Es ist eine Trauerstimmung“, bringt es die langjährige Stammkundin auf den Punkt.

letzte Tage im Maurachbud Lokal geschloosen Gastro Gastronomie
Harald und Edith Intemann mit ihrem letzten Backhendl. VN/Paultisch

Das Gasthaus Maurachbund in Bregenz öffnet am Samstag (11. Mai) zum letzten Mal seine Türen. Danach ist Schluss. Das hat die Eigentümerfamilie Rhomberg Mitte April bekannt gegeben. “Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen in der Gastronomie, insbesondere des Fachkräftemangels”, haben man sich “schweren Herzens zu diesem Schritt entschlossen.”

letzte Tage im Maurachbud Lokal geschloosen Gastro Gastronomie
Am Samstag (11. Mai) öffnet der Maurachbund zum letzten Mal seine Türen. VN/Paulitsch

Barbora Rutkayová (37) arbeitet seit knapp eineinhalb Jahren in dem Lokal in der Maurachgasse 11 im Service. „Ich trenne mich sehr schwer von meinem Arbeitsplatz. Mir hat es hier sehr gefallen. Ich bin gerne zur Arbeit gekommen“, bekräftigt die 37-Jährige. Auch ihre Kollegin Ines Höfle (47), die seit der Neueröffnung im September 2019 zum Stammpersonal gehört, kann ihre Enttäuschung über das baldige Ende nicht verbergen. „Für mich war es ein Schock, als ich davon erfahren habe. Es war total überstürzt. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet. Es war eigentlich auch Wohnzimmer für mich. Ich bin gerne zur Arbeit gekommen, habe tolle Leute kennengelernt“, berichtet sie. Auch viele Gäste seien schockiert gewesen, merkt Barbora Rutkayová an. „Sie finden es sehr schade, dass so ein schönes Gasthaus schließt. Ich selbst bin auch enttäuscht.“

Maurachbund
Eugen Rist, Jonny Moosbrugger und Mike Moosbrugger bei ihrem letzten Auftritt im Maurachbund. VN/GER

“Bedauern es außerordentlich”

Einer dieser Gäste ist Edgar Mittringer (69). Dass man so ein Lokal zu mache sei einfach schade, sagt der Bregenzer.  „Wir haben die Veranstaltungen immer toll gefunden. Es wird gut geführt, es ist immer was los, die Mitarbeiter hätten alle gerne hier gearbeitet – so etwas sollte einfach normal weiterlaufen.“ Unterdessen geben die „Oldie 3“ mit Eugen Rist, Jonny Moosbrugger und Mike Moosbrugger zum Abschied noch einmal ordentlich Gas. Es schwingt dabei allerdings auch hörbar Wehmut mit. „Wir haben es aus der Zeitung erfahren. Ich bin fast schockiert gewesen, als ich das gelesen habe. Für uns als Musiker ist der Maurachbund eine sensationelle Location – immer ein tolles Publikum, super Personal, immer eine wahnsinnstolle Stimmung. Wir bedauern es außerordentlich, dass das heute unser letzter Auftritt hier ist“, unterstreicht Akkordeonspieler Eugen Rist (69).

Maurachbund
Edgar Mittringer findet es schade.

In der Maurachgasse 11 wird seit 1864 gewirtet. Das Haus selbst ist noch um einiges älter. Das Sandsteinportal ist laut Stadtarchiv mit 1802 bezeichnet. Innen gibt es eine Stube mit gewölbter gotischer Holzbalkendecke und Täfelung der Wände aus dem 16. Jahrhundert. Die Familie Rhomberg hat das altehrwürdige Lokal Ende September 2019 mit Geschäftsführerin Birgit Walser als Stadtheurigen neu eröffnet. Die letzten Tage seien „schlimm und traurig”, meint Ines Höfle. “Aber am Samstag lassen wir es noch einmal krachen, mit allen.”

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Wie es mit dem Gebäude weitergeht, ob erneut ein Gasthaus einzieht oder stattdessen Wohnungen entstehen, ließen die Eigentümer offen. Die Intemanns werden ihr Backhendl bis auf Weiteres jedenfalls in einem anderen Lokal bestellen müssen. „Ich finde es so schade, dass es so ein Lokal nicht mehr gibt. Man ist brutal traurig. Wir haben uns immer total wohlgefühlt“, fügt Edith Intemann noch an.