Streit unter Mazedoniern eskalierte: 13 Jahre Haft

Vorarlberg / 13.05.2024 • 18:04 Uhr
 Prozess Mordversuch
Der Angeklagte wurde von der Justizwache in den Saal geleitet. Eckert

Geschworene sahen ganz klar einen Mordversuch gegeben, Notwehr lehnten sie ab.

Feldkirch September 2023: Mitten in der Feldkircher Innenstadt bricht ein Mann am frühen Samstagnachmittag blutüberströmt zusammen. Die Rettung bringt ihn ins Spital. Am heutigen Montag wurde der Streit zwischen zwei Mazedoniern gerichtlich aufgearbeitet. Das Urteil im Geschworenenprozess in Feldkirch: Mordversuch – 13 Jahre Haft.

Prozess Mordversuch
Staatsanwältin Sarah Haugeneder: “Das Opfer hatte Glück im Unglück, sonst wäre es gestorben.” Eckert

Zwei Nordmazedonier, ein 36-jähriger Autohändler und sein 35-jähriger Landsmann, Gerüstbauer von Beruf, waren in Streit geraten. Der Grund der Auseinandersetzung ist gar nicht so einfach herauszufinden. Der Autohändler sagt, es sei um Ehrverletzungen gegangen. Das Opfer gibt an, es sei auch um geliehenes Geld, in Summe 500 Euro gegangen. Auch Geschäfte mit Kokain auf Seiten des Angeklagten hätten eine Rolle gespielt. Jedenfalls trafen sich die beiden am 23. September in der Feldkircher Innenstadt unterhalb der Schattenburg. Und das, obwohl Angeklagter und Opfer angeben, vor dem anderen große Angst gehabt zu haben. Am frühen Nachmittag jenes Samstages kam es dann zu dem Streit, bei dem der Bauarbeiter schlussendlich blutüberströmt zusammenbrach.

Mehrmals zugestochen

Gegen zwei Uhr sah der Angeklagte seinen Landsmann bereits vom Bahnhof herannahen. Am Jahnplatz trafen die beiden aufeinander. Und dann gehen die Aussagen wieder völlig auseinander. Der Täter behauptet: „Er hat mich beschimpft, mit Fäusten attackiert, ich musste mich wehren, weshalb ich mein Taschenmesser hervorzog“.

Stark geblutet

Das Opfer hingegen gibt an: „Völlig unvermittelt und überraschend zog mein Landsmann sein Messer und stach immer wieder auf mich ein. Er versuchte mich zu erwischen, wo es nur ging“. Irgendwann rannte der Angreifer davon, der Verletzte stark blutend ihm nach. Auch das ein Verhalten, das der Vorsitzende nicht verstehen kann. „Warum sind Sie ihm nachgerannt?“, fragt Nußbaumer. „Ich wollte ihn festhalten, wissen, wohin er rennt“. Opferanwalt Stefan Denifl kann sich das seltsame Verhalten seines Mandanten erklären: „Verletzte machen manchmal im Schock Dinge, die man nicht nachvollziehen kann“.

Prozess Mordversuch
Verteidiger Manuel Dietrich. Eckert

Auch wenn das Taschenmesser mit 6,5 Zentimeter langer Klinge relativ klein war, erklärt Gerichtsmedizinerin Claudia Wöss, dass der Angriff durchaus hätte tödlich enden können. „Ist der Widerstand der Haut einmal durchbrochen, kann man die Stichtiefe nicht mehr steuern“, so Wöss. Der Gerüstbauer erlitt mehrere Stich- und Schnittverletzungen, fünf Monate war er im Krankenstand. Die acht Laienrichter erkennen den Mann einstimmig des Mordversuches für schuldig. Er wird zu 13 Jahren Haft verurteilt. An Notwehr glaubt niemand. Dem Opfer werden 500 Euro Teilschmerzengeld zugesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Prozess Mordversuch
Gerichtsmedizinerin Claudia Wöss erklärte, dass der Angriff durchaus tödlich enden hätte können. Eckert

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