“Wir sind froh, dass die Feuerwehr parat steht” – Vier Pumpen waren eine zu wenig

Vorarlberg / 03.06.2024 • 13:18 Uhr
Hochwasser: Tischlerei Köb
Wolfgang und Peter Köb in ihrer Werkstatt. Am Montag ging nochmal alles glimpflich aus. VN/Rauch

Noch am Montag kämpft die Feuerwehr im Unterland gegen den Starkregen. Ein Beispiel aus Wolfurt.

Wolfurt “Es ist extrem viel gewesen”, fasst es Peter Köb zusammen. Vier Pumpen arbeiten in der Tischerlei Köb in Wolfurt seit Tagen gegen die Wassermassen an. Am Montagvormittag wurde es ihnen zu viel, die im Untergeschoß situierte Tischlerei trocken zu halten. Von allen Seiten kommt das Wasser, seit Tagen von oben, immer stärker aus dem angrenzenden und vollgesogenen Ried und auch das Grundwasser steigt durch den Regen.

Hochwasser: Tischlerei Köb
Die Pumpe der Feuerwehr machte schlussendlich den Unterschied aus. VN/Rauch

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Die alarmierte Feuerwehr half mit einer weiteren, nun fünften Pumpe aus. Dank ihr dürften Köbs mit dem Schrecken davongekommen sein. “2013 hatten wir 60 Zentimeter Wasser in der Werkstatt”, erinnert sich der 67-jährige Seniorchef zurück. “Da mussten alle Maschinen raus.” Zwei der Pumpen laufen direkt in der Werkstatt selbst, je eine in den gegenüberliegenden Raumecken. “Das sind die tiefsten Punkte im Haus”, erklärt Köb.

Hochwasser: Tischlerei Köb
Gegen Mittag war man in der Tischlerei noch mit dem Trocknen der Räume beschäftigt. VN/Rauch

Parallel können Köbs mit den Saugern bereits die angrenzenden Räume wieder trockenlegen. Dank der inzwischen fünf Pumpen kann der Betrieb jedoch bald wieder ungestört weiterlaufen, sobald die Saugarbeiten erledigt sind. Direkt neben dem Ried hat es der Familienbetrieb nicht einfach mit dem Wasser. “Insgesamt war es das dritte Jahr, dass Wasser eindrang”, erklärt Wolfgang Köb. In den meisten Jahren mit Hochwasser waren die hauseigenen Pumpen und Bemühungen jedoch ausreichend, nur dieses Mal eben nicht mehr.

Hochwasser: Tischlerei Köb
Eine der beiden Pumpen im Werkstattraum, daneben einer der Sauger. Beide arbeiten gegen das Wasser an. VN/Rauch

Der 43-jährige Wolfgang ist froh, dass die Feuerwehr nach diesem Wochenende eine Pumpe erübrigen konnte. “Wir sind extrem froh darum, und dass wir eine Feuerwehr haben, die bei Bedarf auch dasteht.” Und die Familie diskutiert bereits, was man aus diesem Wochenende für Lehren zieht – damit man beim nächsten Hochwasser wieder im Trockenen stehen kann.

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Regenreiche Tage

Nach einem für die Feuerwehren ereignisreichen Wochenende beruhigte sich die Wetterlage im Laufe des Montags nach und nach. Vonseiten der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle zählte man von Sonntagmittag bis Montagvormittag nur mehr an die 17 wetterbedingten Einsätze. Der Fokus lag hier weiterhin auf das untere Rheintal, Leiblachtal und den vorderen Bregenzerwald.

Hochwasser Bodensee Pipeline
Die Pipeline bei Bregenz stand am frühen Montagabend unter Wasser. VN/Serra

Es kam aufgrund der gesättigten Böden zu kleineren Hangrutschungen und der Bildung von stehenden Gewässern auf den Wiesen. Wasser musste in mehreren Gemeinden aus Kellern und Garagen gepumpt werden. Zahlreiche Flüsse und Bäche verzeichneten hohe Pegelstände. Nachdem die Leiblach am Freitag einen Rekordwasserstand verzeichnet hatte, war es am Montag nur mehr ein einjähriges Hochwasser. Die Niederschlagsmengen in Hörbranz waren jedoch beachtlich: Von Donnerstag bis Montagmittag gingen 245 Liter Regen auf die Gemeinde nieder.

Hochwasser am Bodensee

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Der Wasserstand des Bodensees lag beim Pegel Bregenz laut Angaben des Landes am Montag bei 477 Zentimetern. Er legte somit binnen einer Woche um 71 Zentimeter zu und führte zweijährliches Hochwasser. Damit der Pegel nur um einen Zentimeter steigt, sind 5,4 Millionen Kubikmeter Wasser nötig. Diese Zunahme entspricht also rund 383,4 Millionen Kubikmetern – zum Vergleich: Der Neusiedler See fasst bei mittlerem Wasserstand rund 320 Millionen Kubikmeter Wasser. Ab 512 Zentimeter wäre von einem zehnjährigen Hochwasser zu sprechen.

Hochwasser am Hafen Bregenz
Am Hafengebäude wird am Montag eine Wasserwehr errichtet. VN/Rauch

Am Montagnachmittag begann die Betriebsfeuerwehr der illwerke vkw, die Eigentümer des Hafengebäudes, mit dem Aufbau einer Wasserwehr zum Schutz des Gebäudes. Bis Mittwoch könnte der Wasserstand beim Pegel Bregenz auf 490 Zentimeter steigen, im schlimmsten Fall wären 500 Zentimeter denkbar. Dementsprechend ist man beim Pier69 zuversichtlich, trockene Füße zu behalten – das Lokal wird dementsprechend geöffnet bleiben.

Mit Dienstag soll es rund um den Bodensee wieder wärmer und sonniger werden. Ab dem späten Nachmittag und abends bilden sich lokale Regenschauer vom Montafon bis ins Kleinwalsertal. Ähnliches ist auch für den Mittwoch zu erwarten.

"Wir sind froh, dass die Feuerwehr parat steht" – Vier Pumpen waren eine zu wenig
Die Prognose vom Montag für den Wasserstand im Bregenzer Hafen. https://bodensee-hochwasser.info/