Die Post darf langsamer werden

Vorarlberg / 20.06.2024 • 20:55 Uhr
Post Lkw in Oberösterreich
Die Post setzt in Österreich auf Lkw, um die Lieferzeiten einzuhalten. Der Stress wurde heuer etwas reduziert. Post

Still und heimlich wurde der Post erlaubt, sich etwas mehr Zeit zu lassen. Allein ist sie damit nicht.

Dornbirn, Wien Eine schnelle Postzustellung kostet Geld und Energie, wie sich am Beispiel Deutschland zeigt. Dort verwendete die Post sogar Flugzeuge für die Inlandspost – bislang. Zugunsten der Kosten- und CO₂-Bilanz darf beim großen Nachbarn die Post nun länger unterwegs sein. Ähnlich ist es in Österreich, wie mancher schon bemerkt haben dürfte.

Mehr als zwei Tage Zeit

Bislang galten für die Post strenge Vorgaben: 95 Prozent der normalen Briefe mussten binnen eines Tages nach der Aufgabe zugestellt werden, mindestens 98 Prozent innerhalb von zwei Werktagen. Samstag gilt nicht als Werktag. Ein am Freitag aufgegebener Brief war also am Montag oder Dienstag zuzustellen. Mit der im Juni 2024 abgesegneten Novelle hat die Post mehr Zeit: Normale, sogenannte ECO-Briefe müssen im Jahresschnitt zu 85 Prozent innerhalb von drei Werktagen und spätestens nach vier Werktagen zugestellt werden. Die Post hätte nun also bis Donnerstag Zeit, die meisten der am Freitag aufgegebenen Briefe zuzustellen. Der ECO-Brief verspricht jedoch eine Zustellung innerhalb von zwei bis drei Werktagen, die Laufzeiten der Post werden damit übererfüllt. Jene Kunden, die eine schnellere Zustellung erwarten, können weiterhin auf den etwas teureren Prio-Brief zurückgreifen. Dieser muss weiterhin zu 95 Prozent am ersten und zu 98 Prozent am zweiten Tag nach der Aufgabe zugestellt sein.

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Beim Briefkasten kann man nur den im Zweifel langsameren ECO-Brief aufgeben, nicht den PRIO-Brief. VN/Rauch

Vonseiten der Post begrüßt man die Anpassung, erklärt Sprecherin Veronika Rebentisch gegenüber den VN: “Es ermöglicht uns, Kosten zu senken und garantiert zugleich eine weiterhin hohe Qualität der Zustellung.” Der seit 2018 bestehende günstigere ECO-Brief macht derzeit etwa 80 Prozent des Postaufkommens aus. Dieser sei in der Regel innerhalb von zwei bis drei Werktagen auch zugestellt, betont Rebentisch. “Die Laufzeitziele werden von der Aufsichtsbehörde RTR regelmäßig gemessen und von der Österreichischen Post auch erreicht.”

Lkw statt Bahn

In Deutschland gilt derweil, dass nach drei Tagen 95 Prozent und nach vier Tagen 99 Prozent der Briefe zugestellt sein. Zuvor mussten 80 Prozent innerhalb eines Tages beim Empfänger sein. Sie benötigt nun für Inlandspost keine eigenen Flugzeuge mehr, dies soll 80 Prozent des CO₂-Ausstoßes einsparen. In Österreich kommt man immerhin ohne Flugzeuge aus, versichert Rebentisch: “In Österreich transportieren wir Sendungen aufgrund der Landesgröße nur via Lkw. Unter Berücksichtigung der Laufzeitanforderungen prüfen wir aber regelmäßig alternative Transportmöglichkeiten wie etwa die Bahn.”

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In 200 Gebieten sind noch Fahrräder bei der Post im Einsatz, so auch in Dornbirn. Diese sind inzwischen E-Bikes. VN/Rauch

Im Sinne der Nachhaltigkeit stelle man diese Lkw auf HVO-Diesel aus pflanzlichen Quellen und Alt-Speiseöle um. Hinzu kommen mit über 2700 E-Transportern, 1200 E-Bikes, E-Mopeds und E-Trikes die mit 4000 Fahrzeugen größte E-Flotte Österreichs. Weiters verweist sie auf 28 Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Grünraumkonzepte. Allein von den Posträdern werden in den über 200 Fahrradrayonen österreichweit pro Tag etwa 3400 Kilometer zurückgelegt. Neben Innsbruck, Graz und Wels hat auch Dornbirn viele Posträder im Einsatz. Bei der Auslandspost kann man die Post mit verschiedenen Fluglinien mitnehmen lassen, statt dass man wie die DHL der Deutschen Post eigene Flugzeuge unterhält.

Rückversicherung ohne Einzahler

Im Postmarktgesetz gibt es eine Rückversicherung, falls der Universaldienstleister das vorgeschriebene Angebot nicht kostendeckend anbieten könnte. In einen Ausgleichsfonds muss jeder konzessionierte Postdienst für Briefsendungen bis 50 Gramm und einem Jahresumsatz über eine Million Euro einzahlen – nur gibt es keinen solchen Anbieter. Aufgrund der Ermangelung eines Einzahlers gibt es für die Post keine Möglichkeit, sich bei Bedarf solche Kosten ersetzen zu lassen.