“Holz von hier” hat Fahrt aufgenommen

Vorarlberg / 24.06.2024 • 12:55 Uhr
Holz von hier
Alles andere als ein „Holzweg“ ist die Initiative Holz von hier, die sich seit der Präsentation im Oktober 2020 sehr gut entwickelt hat. STP

76 Vorarlberger Unternehmen haben sich der Umwelt-Initiative angeschlossen

Bezau Mitten in der Pandemie hat 2020 eine Projektgruppe, in der sich unter Federführung der Regionalentwicklung u. a. das Land, der Waldverein, Holzhandel und Sägewerke zusammentaten, ihr Projekt „Holz von hier“ vorgestellt.

Holz von hier
Fünf Jahre hat Franz Rüf mit dem Büro Regionalentwicklung Vorarlberg an der Entwicklung des Interreg-Projekts gearbeitet. Die Mühe hat sich gelohnt.

Länderübergreifend aktiv

„Mit diesem Interreg-Projekt“, so die Initiatoren bei der Vorstellung der Initiative “Holz von hier”, „leisten wir auf neuen Wegen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz“. Wie das in der Praxis umgesetzt wird, erläutert Erich Reiner von der Kontaktstelle Österreich: „Länderübergreifend sind in diesem Projekt 250 Betriebe in Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien und Slowenien zusammengefasst. Diese Partnerschaft zielt auf konsequente Regionalisierung ab, bei der es nicht um Landesgrenzen geht, sondern um Minimierung der Transportwege. Will heißen, Holz wird nicht mehr über Hunderte Kilometer transportiert, sondern dort bezogen, wo die Wege möglichst kurz sind. Digitale Erfassung macht die regionale Verfügbarkeit transparent.“

Holz von hier
Forstexperte Thomas Ölz sieht noch Luft nach oben, denn „in Vorarlberg wachsen jährlich 500.000 Festmeter nach, andererseits werden nur 350.000 Festmeter genutzt“.

Wir sind gut unterwegs

Knapp vier Jahre nach der Präsentation des Projekts hat die VN-Heimat nachgefragt und Erich Reiner zieht eine erfreuliche Bilanz: „Die Corona-Zeit hat am Anfang alles ein wenig gebremst, aber insgesamt ist die Entwicklung seit 2020 sehr erfreulich“, stellt er grundsätzlich fest und geht ins Detail: „Die Mitgliederzahl ist stetig steigend, aktuell machen 76 Vorarlberger Unternehmen mit – darunter praktisch alle maßgebenden Holz- und Baustoffhändler und Sägewerke aber auch Parketthersteller, Großbetriebe wie Mayr-Melnhof in Reuthe, I+R Schertler Holzbau oder Sohm Holzbau, ebenso viele Fensterhersteller und Tischlereien sowie Holzbauer.“

Holz von hier
Andreas Amann, Vorstand der Abteilung Forstwesen: „Das Potenzial des nachwachsenden Rohstoffs Holz wird in Vorarlberg noch nicht ganz genutzt.“

Fast 100.000 Kubikmeter im System

„Bei diesen 76 Betrieben“, so Reiner, „sind fast 100.000 Kubikmeter Holz im elektronischen Holz-von-hier-Buchungssystem erfasst, verteilt über die gesamte Lieferkette vom Sägewerk bis zum Handwerksbetrieb“. Für Reiner durchaus zufriedenstellend, aber : „Die bisherige Erfolgsbilanz ist zwar ganz gut, aber die Sache hätte noch viel mehr Potenzial.“

Holz von hier
Auch bei Pümpel lautet die Devise „Freude am Bauen – Freude an Holz von hier“.

Ähnlich sieht es Thomas Ölz vom Landwirtschaftskammer-Fachbereich Forst. Für ihn ist die Situation skurril, denn „auf der einen Seite klagt die Bauwirtschaft über Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Kies, auf der anderen Seite bleiben Ressourcen in unseren Wäldern ungenutzt. Holz steht in Vorarlberg fast unbegrenzt zur Verfügung, solange pro Jahr nur etwa 350.000 Festmeter genutzt werden, auf der anderen Seite aber fast 500.000 Festmeter nachwachsen.“

Holz von hier
Thomas Sohm von Holzbau Sohm in Alberschwende setzt ebenfalls auf Holz von hier.

Und wie funktioniert das System der klimaschonenden kurzen Wege in der Praxis? „Das wird exakt dokumentiert und mit Zertifikaten versehen“, erläutert Firmenchef Johannes Metzler von Alpenholz Metzler, während er in einem Ordner blättert und aus den vielen Zertifikaten eines herausfischt. Ein Idealfall im Sinne von Holz von hier, denn bei diesem Vorgang wurde im Sägewerk in Au ein Auftrag für einen Fensterbauer aus der Nachbargemeinde Schoppernau ausgeführt. „Knapp sechs Kubikmeter Holz wurden dafür verarbeitet, Holz aus einem Wald im Auer Ortsgebiet – alles extrem kurze Wege und selbst zum Kunden, bei dem die Fenster am Ende eingebaut wurden, waren es nur wenige Kilometer“, skizziert Metzler ein Musterbeispiel für Holz von hier. STP