Muss man sich in Vorarlberg vor dem Wolf fürchten?

Risse im Süden Vorarlbergs, Wildkamera-Bilder im Hinteren Bregenzerwald: Die Frage bleibt, wie viele Wölfe derzeit im Land sind.
Mellau Im April wurde heuer erstmals ein Wolf in den Jagdrevieren rund um Mellau von einer Wildkamera festgehalten. Nun im Juli wieder, es erging eine Warnung an die Schaf- und Ziegenhalter in der Region. Gleichzeitig gibt es mehrere Risse südlich des Großen Walsertals. “Wir gehen davon aus, dass die genannten Wolfssichtungen eher nichts miteinander zu tun haben”, erklärt Landesrat Christian Gantner gegenüber den VN.
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Am 9. Juli wurden bei St. Gerold drei Ziegen und bei Klösterle ein Rind gerissen, vor fünf Tagen zwei Schafe bei Bartholomäberg. Dementsprechend geht man vonseiten des Landes Vorarlbergs davon aus, dass sich derzeit mehr als ein Wolf im Land aufhalten dürfte. Ob die beiden Wildkameras rund um Mellau dasselbe Tier festhielten, lässt sich noch nicht sagen. Aufgrund der räumlichen Distanz zwischen dem Foto und den Rissen geht man jedoch nicht davon aus, dass sich mindestens zwei Wölfe in Vorarlberg aufhalten.
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Wölfe sind grundsätzlich scheue Tiere, meiden den Kontakt zu Menschen und neigen zur Flucht, sollten sie dennoch auf Menschen treffen. Es kann sein, dass sie Fahrzeuge weniger fürchten, da sie diese seltener als Gefahr wahrnehmen als einzelne Menschen. Denkbar wäre, dass sich ein einzelner Wolf seit April im Hinteren Bregenzerwald aufhält, falls die Jagdgründe dies für ihn zulassen. Möglich wäre aber auch, dass sich mehrere einzelne Jungtiere auf Wanderung befinden, da sie auf der Suche nach Partnerinnen sind. So könnten sowohl im Frühjahr wie auch jetzt im Sommer je ein Wolf durch den Bregenzerwald gezogen sein und beide das Gebiet nur kurzzeitig besucht haben.
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“Positiv ist, dass uns derzeit weder Paar- noch Rudelbild bekannt sind”, betont Gantner. Es zeichnet sich daher nicht ab, dass sich in Vorarlberg ein Wolfsrudel bilden könnte, wie man es aus den Kantonen St. Gallen und Graubünden kennt. “Klar ist, dass der Wolf im besiedelten Gebiet nichts verloren hat. Der Schutz des Menschen und unserer Nutztiere steht an oberster Stelle”, betont Gantner zu den aktuellen Wolfssichtungen. Auch vonseiten der Jägerschaft betont man, dass es längst nicht jeder Wolf auf Schafe und Ziegen abgesehen hat. Problematischer sieht man es hier jedoch, wenn sich der Wolf sogar an große Nutztiere wie Rinder traut, so wie es derzeit bei Klösterle den Anschein hat.
Jagd auf den Wolf illegal
Dabei entschied nun der EuGH auf eine Anfrage des Landesverwaltungsgericht Tirols, dass die Jagd auf den Wolf in Österreich nicht erlaubt werden kann. “Der Gerichtshof stellt fest, dass die Prüfung nichts ergeben hat, was die Gültigkeit des strengen Schutzes der Wölfe in Österreich beeinträchtigen könnte”, gibt man dem Land Tirol bekannt. “Eine Ausnahme von diesem Verbot zur Vermeidung wirtschaftlicher Schäden kann nur gewährt werden, wenn sich die Wolfspopulation in einem günstigen Erhaltungszustand befindet, was in Österreich nicht der Fall ist.” Bei den Vorgaben für eine Tierentnahme eines Problemwolfs erklärt der EuGH, “die Wolfspopulation muss sich in einem günstigen Erhaltungszustand sowohl auf lokaler Ebene (im Land Tirol) als auch auf nationaler Ebene (Österreich) befinden, was nicht der Fall ist. Außerdem, selbst wenn es der Fall wäre, müsste man sich, soweit dies die verfügbaren Daten zulassen, vergewissern, dass dies auch auf grenzüberschreitender Ebene gilt.”
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Sprich, es bräuchte in den Bundesländern ein Wolfsrudel, um einzelne Problemtiere entnehmen zu dürfen, so die Auslegung des Gerichts. Hierzulande verweist man jedoch auf die starken Populationen im Rest Europas. “Fakt ist, der Wolf ist mit über 20.000 Individuen in Europa nicht mehr vom Aussterben bedroht”, betont Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. Entsprechend müsse aus Sicht der ÖVP eine Lockerung des Schutzstatus vertretbar sein. “Soweit die österreichische Regierung davon ausgeht, dass der Unionsgesetzgeber infolge der Entwicklung der Wolfspopulation in Österreich inzwischen den strengen Schutz der Wölfe hätte aufheben müssen, steht es ihr im Grunde frei, eine Untätigkeitsklage einzureichen, was sie bis dato nicht getan hat”, erinnert der EuGH in der Aussendung.
Landesrat Gantner sieht wiederum das Vorarlberger Wildtiermanagement bestätigt, da der EuGH grundsätzlich die Möglichkeit der Tötung von Problemwölfen zulassen würde. “Unsere Entnahmeverordnungen sind Einzelfallentscheidungen, die auf sauberen Rechtsgrundlagen und Fachgutachten basieren und die Besonderheiten unserer Alpwirtschaft berücksichtigen. Das werden wir weiter so handhaben”, betont er. Laut dem “Österreichzentrum Bär-Wolf-Luchs” gab es heuer bisher sechs Wolfsentnahmen, vier davon in Kärnten und jeweils eine in Tirol und Salzburg. Im Jahr davor gab es 14 Wolfsentnahmen.