Nach Hungertod: Söhne hoffen auf eine sachliche Aufarbeitung

Vorarlberg / 17.07.2024 • 13:30 Uhr
Nach Hungertod: Söhne hoffen auf eine sachliche Aufarbeitung
Jörg Längle ist der Sohn des Verstorbenen. “Vielleicht kommen wir weiter, wenn der Sachverhaltjetzt ordentlich aufgearbeitet wird”. Privat

Bericht über den Tod eines 89-Jährigen im Pflegeheim bewegt die Menschen.

Schwarzach Jörg Längle (61) ist froh: „Vielleicht kommen wir weiter, wenn der Sachverhalt jetzt inhaltlich fachlich und sachlich aufgearbeitet wird.“ Doch das ist nicht alles, was ihm die Reaktion der politisch Verantwortlichen auf den Tod des Vaters im Pflegeheim und die daraus resultierende Einsetzung einer Untersuchungskommission sagt: „Es bestätigt, dass wir nicht gelogen haben.“ Längle hofft, dass die Kommission mit neutralen Personen besetzt wird. Es gebe nämlich viele Mängelpunkte aufzuklären. In die Politik hat er diesbezüglich kein Vertrauen mehr. Erst recht nicht, nachdem ihm zugetragen wurde, dass die Teilnehmer der politischen Gesprächsrunde bei Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker das neunseitige Gutachten der Heimaufsicht zwar vorgelegt bekamen, allerdings auf drei Seiten komprimiert. Was Längle zudem den Kopf schütteln lässt: „Die drei Seiten durften nicht kopiert, nicht fotografiert und schon gar nicht mitgenommen werden. Man konnte drüberlesen, musste die Blätter dann aber wieder abgeben.“ Ein Vorgang, den er nicht nachvollziehen kann.

Jörg Längle
Jörg Längle

Der Familie selbst liege es fern, alle Pflegeheimbetreiber in einen Topf zu werfen. „Es gibt auch solche, bei denen des gut funktioniert“, betont Jörg Längle. Dort, wo dies nicht der Fall sei, gelte es jedoch, genau hinzuschauen. Nach Erscheinen des Berichts über die dramatischen Umstände, die zum Tod seines Vaters geführt hätten, seien ihm zahlreiche ähnlich gelagerte Fällen beschrieben worden. „Es haben sich sogar ehemalige Bedienstete von Pflegeheimen gemeldet und von teilweise enormer Überlastung erzählt“, schildert Längle.

Essen ohne Zähne

Bei den VN langten ebenfalls E-Mails ein, in denen Angehörige von Unzulänglichkeiten in Heimen berichteten. So schrieb etwa eine Leserin: „Der Artikel weckt Erinnerungen an eine inzwischen verstorbene Tante, die schlimme Verletzungen erleiden musste, auf Grund mangelnder und unsachgemäßer Betreuung unter anderem durch eine Hilfskraft. In weiterer Folge fehlende Verständigung der einzigen Angehörigen nach Einweisung der Mutter ins Krankenhaus. Erst das Krankenhaus nahm die Verständigung an die Tochter wahr. Keine Info vom Heim!“ Ein Leser teilte mit: „Soziale Einrichtungen für Menschen dürfen nicht auf Gewinn ausgerichtet sein! Als wir unsere Mutter ins Heim brachten, wurden wir höflich empfangen und gefragt, welche Gewohnheiten sie hätte. Das Pflegepersonal wechselte innerhalb kürzester Zeit, und so wurden ihre Bedürfnisse nicht erfüllt. Sie hatte keine Zähne mehr, trotzdem wurde ihr Essen gebracht, das sie nicht essen konnte. Wir möchten dem Pflegedienst nicht schlecht reden, aber das Personal muss besser geschult und bezahlt werden.“

Eine andere Leserin beklagte, dass Dokumente im Nachhinein nicht ausgehändigt würden und fragt sich warum, wenn es nichts zu verbergen gebe. Die Erfahrung lehrte sie jedoch anderes: „Im ersten Heim hat mein Vater 20 kg in fünf Wochen verloren, aufgezeichnet wurden fünf kg.“ Immer wieder wird auch auf die enormen Kosten von rund 5000 Euro verwiesen, die bei Selbstzahlern in Pflegeheimen monatlich auflaufen.