Corona breitet sich langsam aus

Vorarlberg / 17.08.2024 • 14:25 Uhr
Mehr als 1170 bei der ÖGK versicherte Arbeiter und Angestellte befanden sich Anfang Dezember wegen Corona im Krankenstand.  APA
Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen könnten auf eine Grippe hindeuten: Immer öfter handelt es sich aber wieder um eine Corona-Erkrankung. Fallzahlen sind gestiegen. Foto: APA

Komplexitätsforscher Klimek: Günstiger Zeitpunkt für eine Auffrischungsimpfung ist jetzt.

SCHWARZACH. Der Eindruck täuscht nicht, Corona-Fälle im Bekanntenkreis sind kein Zufall: Sie häufen sich generell. Darauf gibt es belastbare Hinweise: Im Juni hat sich die Virenkonzentration im Abwasser österreichweit und auch in Vorarlberg vervielfacht. Dann ging es wellenförmig weiter. „Der Verlauf der aktuellen Daten der sechs untersuchten Kläranlagen zeigt insgesamt einen Trend nach oben“, berichtet Christoph Scheffknecht vom Umweltinstitut des Landes. Allerdings gebe es starke Schwankungen. Der weitere Verlauf sei daher schwer abschätzbar. Nur so viel sei klar: „Die Virenlasten im Abwasser lassen auf ein deutliches Infektionsgeschehen schließen.“

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In der Pandemie waren Infektionen meldepflichtig, die Fallzahlen wurden auf Datenseiten veröffentlicht. Heute ist das nicht mehr der Fall. Zusätzlich zu den Abwasseranalysen gibt es aber weitere Informationen, die aufschlussreich sind. Beispiel eins: Krankenstandsmeldungen von unselbstständig Beschäftigten. Vom Boden- bis zum Neusiedlersee kamen zuletzt laut Gesundheitskasse 3535 wegen Corona zusammen in einer Woche, davon 57 hierzulande. Beispiel zwei: Spitalspatienten. Anfang Juni gab es österreichweit um die 60 Aufnahmen mit Corona pro Woche. Derzeit sind es mehr als 150. In Vorarlberg ist die Zahl von immer wieder null auf zwei bis neun leicht gestiegen.

Vorarlberger des Tages Fotos von Christoph Scheffknecht, seit einem Jahr Leiter des Umweltinstituts Vorarlberg
„Die Virenlasten im Abwasser lassen auf ein deutliches Infektionsgeschehen schließen”, berichtet Christoph Scheffknecht vom Vorarlberger Umweltinstitut. Foto: VN/Paulitsch

Gemessen an Entwicklungen seit Auftauchen von Corona ist das alles noch nahezu harmlos. Der Physiker und Komplexitätsforscher Peter Klimek, der das Geschehen ständig im Auge hat und für seine Analysen auch als österreichischer „Wissenschaftler des Jahres“ (2021) ausgezeichnet worden ist, ortet eine zweischneidige Lage: Er zieht es vor, nicht von einer Sommerwelle, sondern von einem Sommerplateau zu reden. Das steht dafür, dass es wieder mehr Infektionen gibt, aber keine Zunahme, die dazu führt, dass es fortlaufend mehr und mehr werden. Andererseits aber sieht er Parallelen zum vergangenen Jahr, als es ab dem Sommer zu einer allmählichen Zuspitzung kam. Damals gab es im Dezember schließlich in einer Woche allein in Vorarlberg 1580 Krankenstandsmeldungen wegen Corona und 67 Aufnahmen von Patienten mit der Viruserkrankung in den Spitälern. In Unternehmen und an Schulen etwa gingen spürbare Personalausfälle damit einher.

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„Heuer besteht in Verbindung mit den global niedrigen Impfraten für den Herbst jedenfalls das Potenzial für eine deutliche Infektionswelle“, so Klimek zu den VN: „Und auch wenn sich der genaue Zeitpunkt dieser Welle nicht vorhersagen lässt, ist sicherlich jetzt und in den nächsten Wochen ein sehr guter Zeitpunkt, den Impfschutz aufzufrischen.“

ABD0006_20220110 – WIEN – …STERREICH: ZU APA0119 VOM 10.1.2022 – Der KomplexitŠtsforscher Peter Klimek ist …sterreichs “Wissenschafter des Jahres 2021”. Im Bild: “Wissenschafter des Jahres” Peter Klimek anl. eines Interview mit der Austria Presse Agentur (APA) am Mittwoch, 22. Dezember 2021 in Wien. – FOTO: APA/HANS PUNZ
Ein sehr guter Zeitpunkt, den Impfschutz aufzufrischen, sei “sicherlich jetzt und in den nächsten Wochen”, sagt Peter Klimek im Hinblick auf das, was im Herbst kommen könnte. Foto: APA

Das Nationale Impfgremium (NIG) empfiehlt grundsätzlich allen ab Zwölfjährigen eine Impfung mit einem neuen, an gängige Virusvarianten angepassten Impfstoff. Ganz besonders legt es eine solche jedoch Männern und Frauen ab 60 nahe sowie Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf und Gesundheitspersonal.