Bregenz-Hafen: Bei Haltestellen-Ausbau sind Weichen bereits gestellt

Der Ausbau der Haltestelle Bregenz-Hafen wird zum Politikum. Bürgermeister Michael Ritsch ist strikt dagegen, weil damit ein zweigleisiger Ausbau der Bahn am See vorbereitet würde. ÖVP und Grüne teilen diese Befürchtung nicht. Sie sehen vielmehr große Chancen für die Stadt. Der Ausbau dürfte damit bereits auf Schiene sein.
Bregenz Land und ÖBB machen bei den Ausbauplänen für die Haltestelle Bregenz-Hafen Druck und drängen auf eine rasche politische Entscheidung in der Stadtvertretung. Das hat zuletzt Bürgermeister Michael Ritsch und seinen Lochauer Amtskollegen Frank Matt auf den Plan gerufen (die VN berichteten). Der Ausbau dürfe nicht kommen, weil damit Vorbereitungen für eine zweigleisige Bahntrasse am See getroffen würden. Zudem würde eine beliebte Liegewiese an der Pipeline zerstört, so Ritsch (SPÖ). “Wir lassen uns unser Seeufer nicht nehmen”, schlägt Frank Matt in die gleiche Kerbe. Ändern dürfte das an der Entscheidungsfindung wenig. Lochau hat nicht mitzureden, Ritsch keine Mehrheit in der Stadtvertretung. Dort sind die Weichen ohnedies bereits gestellt. ÖVP und Grüne teilen die Befürchtung der beiden Bürgermeister nicht. Sie sehen im Ausbau der Haltestelle vielmehr eine große Chance für die Stadt.

Auch wenn die Gemeindewahlen erst in einem Jahr sind, der Haltestellen-Ausbau wird schon jetzt zum Politikum und dürfte länger Thema in Bregenz bleiben. Michael Ritsch würde “unmissverständliche Aussagen der ÖBB ignorieren und ein wichtiges Infrastrukturprojekt blockieren”, befindet Roland Frühstück (ÖVP). Sandra Schoch (Grüne) ortet eine unseriöse Vorgehensweise, weil “mit dem Schreckgespenst des zweigleisigen Ausbaus Politik gemacht werde”. In der Argumentation, warum es die Modernisierung der Haltestelle Bregenz-Hafen brauche, sind ÖVP und Grüne auf einer Linie. Damit sind die Weichen für den nächsten Projektschritt, eine Grundsatz- und Planungsvereinbarung, gestellt. Abgestimmt wird bei der nächsten Stadtvertretungssitzung am 17. Oktober. ÖVP und Grüne haben “im Spiel der freien Kräfte” eine deutliche Mehrheit.
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Das Ja zum Ausbau verbindet sowohl Frühstück als auch Schoch mit Bedingungen, die von den ÖBB bereits zugesagt worden seien. Es brauche eine Zufahrtslösung, die die Liegewiese an der Pipeline nicht tangiere. Die ÖVP will zusätzlich schriftlich festgehalten haben, dass die Adaptierung der Haltestelle in keiner Weise eine Vorarbeit für einen zweigleisigen Ausbau darstelle. Das sei auch so von den ÖBB bereits in Aussicht gestellt worden. Eine interne E-Mail hatte im März für Aufregung gesorgt. Dort wurde das Haltestellen-Projekt “als aufwärtskompatibel, sprich steht einem weiteren zweigleisigen Ausbau Richtung Lochau nicht im Weg” beschrieben. Frühstück nennt das “eine blöde Formulierung”, Schoch “eine Fehlinterpretation”. Beide sind jedenfalls überzeugt, dass die ÖBB keinerlei derartige Ambitionen hätten.
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Die Haltestelle Bregenz-Hafen hat für Frühstück größte Bedeutung. Mit 4000 Fahrgästen pro Tag zähle sie zu den meistfrequentierten Haltestellen des Landes und sei zudem die einzig Fahrradtaugliche in der Landeshauptstadt. Jetzt bestehe die Chance, die Haltestelle deutlich attraktiver zu gestalten – auch was die Unterführung betreffe.

Das Bauvorhaben sieht eine Verlängerung der Bahnsteige von derzeit 120 auf 230 Meter vor. Die ÖBB begründen das 20-Millionen-Euro-Projekt mit einer betrieblichen Notwendigkeit, weil längere Züge nicht mehr bedient werden können. Auch die neuen REX-Züge wären davon betroffen. “Es wäre eine weitere Verschlechterung für Bregenz und völlig inakzeptabel”, sagt Sandra Schoch.

Auch wenn in Bregenz niemand von Wahlkampf sprechen möchte: Mit Bahnhof, Haltestelle und Bahnausbau Unteres Rheintal dürften sich die Wahlwerber frühzeitig in Position bringen. Der Auftakt ist getan.