Fischer steigen auf die Barrikaden: “Man kann nicht immer mit Scheuklappen durch die Welt rennen und sich Naturschützer nennen”

Vorarlberg / 22.08.2024 • 17:20 Uhr
mit LK-Präsident Moosbrugger Obmann der Berufsfischer DI (FH) Albert Bösch Berufsfischer und Gastgeber Franz Blum Jr.
Berufsfischer wie Albert Bösch und Franz Blum stehen vor großen Herausforderungen. VN/Hartinger

Die Berufsfischer fordern rasche Maßnahmen. Nicht nur der Kormoran macht ihnen Probleme.

Hard Die Zahlen sind düster. Im Vorjahr haben die Fischer am Bodensee das dritte Jahr in Folge das schlechteste Fangergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen erzielt. Insgesamt wurden 19 Tonnen Fisch gefangen. Das sind 46 Prozent weniger als im Schnitt der letzten zehn Jahre. Für die Berufsfischer sei das eine existenzbedrohende Situation, sagt Albert Bösch, Obmann der Vorarlberger Berufsfischer. „Vor allem, wenn wir davon ausgehen müssen, dass es im schlimmsten Fall so weitergeht.”

mit LK-Präsident Moosbrugger Obmann der Berufsfischer DI (FH) Albert Bösch Berufsfischer und Gastgeber Franz Blum Jr.
LK-Präsident Josef Moosbrugger.

Die Gründe allen Übels sind bekannt: der sinkende Nährstoffgehalt im See, der Fraßdruck durch die Kormorane und die Zunahme von anderen invasiven Arten wie Stichling oder Quaggamuschel. “Es muss etwas passieren. Man kann nicht immer mit Scheuklappen durch die Welt rennen und sich Naturschützer nennen. Das sind in meinen Augen einseitige Vogelschützer, die nicht erkennen, dass die Kormorane auf der anderen Seite die Natur kaputt machen. Der Auwald wird komplett totgeschissen von diesen Vögeln”, ärgert sich Franz Blum, Obmann-Stellvertreter der Berufsfischer. Schätzungen zufolge leben mittlerweile rund 7500 Kormorane am See. Pro Jahr vertilgen die Tiere rund 300.000 Kilo Fisch, ein Großteil davon Jungfische. “Das kann der See auf Dauer so nicht verkraften. Aus unserer Sicht, ist der Kormoran auch ein Mitgrund, dass sich der Stichling so vermehrt hat. Die Kormorane fressen uns die Jungbarsche weg, die Jungbarsche sind die großen Feinde des Stichlings”, unterstreicht Blum.

Kormoranschäden
“Der Auwald wird komplett totgeschissen von diesen Vögeln”, ärgert sich Franz Blum.
Kormoranschäden
Ein Brutbaum der Kormorane vorher . . .
Kormoranschäden
. . . und nachher.

Die bestehenden Maßnahmen im Rahmen des Kormoran-Managements seien gut, aber bei weitem nicht ausreichend, außerdem müssten sie auch international umgesetzt werden, fordern die Berufsfischer. Unterstützung bekommen sie von Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger. “Die größte Gefahr für Umwelt und Natur ist, dass sich Umwelt- und Naturschützer – ideologisch sehr oft extrem einseitig und teilweise auch mit wenig Hausverstand ausgestattet – selber im Weg stehen”, poltert er. Das zeige auch die Situation am See sehr deutlich. “Wenn der Fischbestand im See zurückgeht, dann muss ich auch den Kormoran stärker reduzieren. Wir brauchen Naturschutz mit Hausverstand”, ergänzt Moosbrugger.

Kormoranschäden
Ein verendeter Fische, der von einen Kormoran attackiert wurde.

Gleichzeitig plädieren die Fischer für einen höheren Nährstoffgehalt im See. Nährstoffe bringe man zum einen in den See, indem man bei den Kläranlagen zur richtigen Zeit an den richtigen Schrauben drehe. “Man muss sich aber natürlich auch die Frage stellen, wie der Zusammenhang von Wasserrückhalt im Rahmen von Beschneiung und Energiegewinnung ist” merkt Bösch an. “Was hat es für Auswirkungen, dass sich die Wasserzuführung gegenüber früher verändert hat?”