Benger Wirkwarenfabrik: Mit Gesundheitswäsche zum industriellen Imperium

Vorarlberg / 05.09.2024 • 15:25 Uhr
Benger-Areal
Stahlstich des Benger Areals um 1900. Orte, Fabriken, Geschichten (Haymon)

Die Geschichte des unter Denkmalschutz stehenden Benger-Areals in Bregenz.

Bregenz Die Geschichte der Firma Benger ist eine spannende Reise durch die Höhen und Tiefen der Textilindustrie im 19. und 20. Jahrhundert. Alles begann mit den Brüdern Wilhelm und Gottlieb Benger, die in einer Ära der wirtschaftlichen Abschottung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie den Mut hatten, ihre eigene Wirkwarenfabrik zu gründen. Mit einer bescheidenen Anfangsausstattung, darunter acht Dampfnähmaschinen und 50 Rundstühle, wagten sie sich in das unbekannte Terrain der Textilproduktion.

Benger-Areal
Mittlerweile beheimatet das Bengerareal einen Gewerbepark sowie ein Jugendgästehaus. Mennel

Ihr Stammbetrieb in Heslach bei Stuttgart legte den Grundstein für das spätere Imperium. Spezialisiert auf funktionelle Stoffe, insbesondere die berühmte Dr. Jägersche Trikotunterwäsche samt Gesundheitszertifikat, eroberten sie schnell den Markt. Die gesundheitsfördernde Wirkung dieser Wäsche, von Dr. Jäger erforscht und bestätigt, verlieh ihnen einen Ruf für Qualität und Innovation.

Benger-Areal
Seit 1989 steht es unter Denkmalschutz.

Mit der Jahrhundertwende florierte das Unternehmen weiter. Das Hauptwerk in Bregenz wurde zu einem beeindruckenden industriellen Komplex ausgebaut, der Hunderte von Webstühlen und Tausende von Beschäftigten beherbergte. Die Expansion führte zur Eröffnung von Zweigstellen in Wien und anderen Ländern der Region.

Benger-Areal
Das Areal von Osten, im Vordergrund das von Otto Mallaun aufgestockte Gebäude 2013. Orte, Fabriken, Geschichten (Haymon)

Neues Sportgefühl steigerte Umsatz

Trotz der Herausforderungen des Ersten Weltkriegs und des Zusammenbruchs der Monarchie überstand die Firma Benger die stürmischen Zeiten. Sie passte sich an, eröffnete neue Zweigstellen und profitierte sogar von der wachsenden Popularität von Sportarten, die die Nachfrage nach ihren Trikotwaren weiter steigerten.

Auch der Zweite Weltkrieg konnte den Aufstieg von Benger nicht aufhalten. Nach dem Krieg setzte das Unternehmen seine Produktion fort, wenn auch mit neuen Herausforderungen wie Arbeitskräftemangel. Die 1950er Jahre sahen eine teilweise Auslagerung der Produktion in Zweigbetriebe, während das Hauptwerk in Bregenz weiterhin Hunderte von Mitarbeitern beschäftigte.

Doch das Schicksal von Benger währte nicht ewig. Im Jahr 1983 endete die Ära der Benger Wirkwaren, als die Firma von Huber Trikot übernommen wurde. Die Produktion wurde nach und nach zum Stammsitz in Götzis verlagert, und das einst stolze Areal von Benger in Bregenz fand eine neue Bestimmung als Gewerbepark und Jugendgästehaus. MEC