Drittbeste Ernte und der 29er als Shootingstar in der Apfelwelt

Vorarlberg / 11.09.2024 • 17:38 Uhr
Apfelernte
Simon Matt fürht den Balottahof in Schlins in vierter Generation. Ländle Marketing

Die Vorarlberger Apfelbauern ziehen Bilanz. Neue Sorten sind auf dem Vormarsch.

Schlins Simon Matt ist zufrieden. Der 32-Jährige führt den Balottahof in Schlins in vierter Generation. Die zwei Standbeine des Familienbetriebs sind die Milchviehhaltung und der Obstbau. Bei den Äpfeln können die Matts heuer mit einer für sie guten Ernte von rund 30 Tonnen rechnen, 80 Prozent davon werden direkt ab Hof vermarktet. „Wir hatten heuer im Mai einen leichten Hagel, aber da sind wir noch einmal gut davongekommen. Um den Handel zu beliefern wäre es schon wieder schwierig mit dieser Ware. In der Direktvermarktung ist die Toleranz der Kunden Gott sei Dank größer“, berichtet der Jungbauer.

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Marcel Strauß, Simon Matt, Jens Blum und Ulrich Höfert mit der reichen Ernte. Ländle Marketing

2024 wird in Vorarlberg allgemein als ein gutes Apfeljahr in die Geschichte eingehen. Laut Ulrich Höfert, Obstbaureferent der Landwirtschaftskammer Vorarlberg, können rund 450 Tonnen Tafeläpfel geerntet werden. Das sind 57 Prozent mehr als im Jahr 2023 (285 Tonnen) und 23 Prozent mehr als im zehnjährigen Mittel. „Nach meinen Zahlen wird es die drittbeste Ernte der letzten zehn Jahre“, sagt Höfert.

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In Vorarlberg werden heuer insgesamt rund 450 Tonnen Tafeläpfel geerntet. Ländle Marketing

Jens Blum, Obmann der ARGE Erwerbsobstbauern und größter Apfelproduzent in Vorarlberg, blickt dennoch auf zahlreiche schlaflose Nächte zurück. Auf die Frostgefahr folgte die große Regenzeit und damit eine große Infektionsgefahr durch Pilzkrankheiten. Am Ende sei beides recht glimpflich abgegangen, auch der Feuerbrand hat keinen gröberen Schäden verursacht. „Der Sommer war durchwachsen, das ist gut für die Äpfel. Die paar kalten Nächte im August haben ihnen die gute Farbe gegeben. Wir haben dieses Jahr auch eine höhere Festigkeit als die letzten zwei Jahre“, fährt Blum fort.

Zuchterfolg

Der Lieblingsapfel der Vorarlberger ist nach wie vor der Elstar, der heuer 38,6 Prozent der Ernte ausmachen dürfte, dahinter folgen Topas (13,7 Prozent), Boskoop (11,8 Prozent) und Jonagold (10,8 Prozent). Doch das könnte sich bald ändern. Die Apfelbauern setzen mittlerweile große Hoffnungen in neue, Schorf- und Mehltau-resistente Sorten wie den 37er und den 29er. Besonderes letzterer wird derzeit heiß gehandelt. Laut Beschreibung ist er aromatisch, saftig, knackig und hat eine gute Haltbarkeit. Die Bezeichnung leitet sich von der Zuchtnummer WUR029 ab, wobei WUR für die Uni Wageningen in Holland steht. Seit kurzem ist er auch unter Bloss bekannt. „Bis jetzt hatten die resistenten Sorten zu viele Macken. Entweder waren sie nicht lagerfähig, optisch oder geschmacklich nicht ansprechend. Aber bei denen schaut es recht gut aus. Da sind wir schon am Pflanzen und Testen“, berichtet Jens Blum.

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Auf dem Balottahof wachsen zwölf verschiedene Apfelsorten. Ländle Marketing

Für den europäischen Apfelanbau war das Jahr 2024 indes nicht so gut. Frost, Hagel und Hochwasser haben zu einem Minus von elf Prozent geführt. Am Ende werden rund 30 Prozent der Äpfel aus Polen kommen, 21 Prozent aus Italien, 14 Prozent aus Frankreich und acht Prozent aus Deutschland, so Höfert. Ländle-Marketing-Geschäftsführer Marcel Strauß verweist auf die Vorteile des Ländle-Apfels. „Das vorgeschriebene Grün in den Fahrgassen oder die integrierte Produktion führen schon im Anbau dazu, dass weniger Co2 emittiert wird“, erläutert er. Hinzu komme, dass die Äpfel hauptsächlich in Vorarlberg vermarktet werden und es damit kaum Transportwege gibt. Ein weiterer Punkt sei die Lagerung. „Da es die Äpfel tendenziell in der kalten Jahreszeit gibt, muss für die Kühlung auch relativ wenig Energie eingesetzt werden“, ergänzt Marcel Strauß.