Kündigungswelle in Montafoner Pflegeheim: “Krisenhafte Situation”

Vorarlberg / 13.09.2024 • 15:50 Uhr
Kündigungswelle in Montafoner Pflegeheim: "Krisenhafte Situation"
22 Bewohner gibt es im Haus St. Anna der Stiftung Liebenau. Felix Kästle.   

Mitarbeitende vom Haus St. Anna in Bartholomäberg sorgen sich um die Pflegequalität.

Bartholomäberg Es rumort im Haus St. Anna der Stiftung Liebenau in Bartholomäberg. Nachdem die langjährige Leiterin des Wohnbereichs ihren Dienst quittiert hatte, warfen gleich noch acht weitere der insgesamt 35 Mitarbeitenden das Handtuch.

Liebenau-Geschäftsführer Klaus Müller bestätigte auf VN-Anfrage eine „krisenhafte Situation“. Er sprach von der ehemaligen Wohnbereichsleiterin als einer tragenden Säule des Hauses, nach deren Abgang sich die Kollegenschaft offenbar verlassen gefühlt habe. „Leider ist es uns nicht gelungen, sie entsprechend aufzufangen“, bedauerte Müller. Am Donnerstag inspizierte die Pflegeaufsicht des Landes das Heim in Bartholomäberg. Laut einer ersten mündlichen Rückmeldung an die Hausleitung war und ist die Versorgung der 33 Bewohnerinnen und Bewohner sichergestellt. Aktuell wird der Betrieb mit Leasingkräften aufrechterhalten. „Wir sind jedoch um eine Stabilisierung bemüht“, versichert Klaus Müller.

Aufzeigen, bevor etwas passiert

Das Problem schwelt seit Februar. Der Personalmangel macht den verbliebenen Mitarbeitenden zusehends zu schaffen, wie eine erfahrene Pflegefachkraft den VN erzählt. Sie und andere fürchten um die Qualität der Betreuung. „wenn sich nicht bald etwas ändert“. Deshalb wandte sie sich auch an die Pflegeaufsicht des Landes. „Es geht schließlich um Menschen“, gibt sie zu bedenken und ergänzt: „Wir wollen aufzeigen, bevor etwas passiert.“

Kündigungswelle in Montafoner Pflegeheim: "Krisenhafte Situation"

Das Haus St. Anna verfügt über 33 Betten und neun sogenannte heimgebundene Wohnungen. Deren Bewohner werden von den Beschäftigten des Pflegeheims mitbetreut. Zudem verfügen sie über einen Alarmknopf, der im Bedarfsfall rasche Hilfe gewährleistet. Derzeit sind acht Wohnungen mit elf Bewohnern besetzt, eine Wohnung steht frei. Im Bereich des Pflegeheims wird die Betreuungssituation als angespannt beschrieben, vor allem, was Tätigkeiten an den Bewohnern betrifft. „Wir sind oft nur zu zweit, um fünf Bewohnern gleichzeitig das Essen zu verabreichen“, nennt die Pflegerin ein Beispiel. Die Wohnbereichsleitung konnte zwischenzeitlich mit zwei Mitarbeiterinnen neu besetzt werden. Eine Fachkraft wurde dafür sogar aus der Pension geholt. Die Belegschaft hofft indes auf eine baldige und nachhaltige Lösung.

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Gespräche angesetzt

Das tut auch Klaus Müller. Er weiß um die Emotionen und die Verunsicherung, die eine solche Situation heraufbeschwören kann. „Pflege bleibt eine Herausforderung“, fügt Müller an. Seit der Pandemie sei das System noch anfälliger geworden. Die Krise im Haus St. Anna verlangt aber nicht nur nach mehr Personal, das mittels Stellenausschreibung dringend gesucht ist, sondern ebenso nach verstärkter Kommunikation. Unter anderem ist ein Teamentwicklungsprozess mit externer Moderation geplant und bereits vorbereitet. Kommende Woche werden Geschäftsführer und Betriebsrat für Gespräche vor Ort sein. „Wir möchten so rasch als möglich wieder in ein normales Arbeiten kommen und verlässliche Dienstzeiten gewährleisten“, skizziert Klaus Müller das vordringliche Ziel.

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