76-Jähriger radelte von Lissabon nach Dornbirn

Vorarlberg / 25.09.2024 • 13:45 Uhr
Günther Dorner
Günther Dorner kam von seiner langen Radtour heil und glücklich zurück.

Nach der Überwindung einer schweren Krankheit bewältigte Günther Dorner eine 4000 Kilometer lange Radtour.

Dornbirn Im Zuge einer Vorsorgeuntersuchung Ende 2022 wurde bei Günther Dorner (heute 76) eine lebensbedrohliche Krankheit entdeckt. „Das zog mir den Boden unter den Füßen weg.“ Aber der pensionierte Banker fand rasch zu seinem Kampfgeist und Optimismus zurück. Geduldig unterzog er sich einer Chemotherapie. „Ich habe sie gut vertragen. Danach waren die Werte wieder in Ordnung.“

Eine gute Grundkondition

Günther fühlte sich gut – so gut, dass er daran dachte, eine große Radtour zu machen. „Ein ehemaliger Arbeitskollege von mir fuhr nach der Pensionierung mit dem Fahrrad von Lissabon nach Dornbirn. Das imponierte mir.“ Günther wollte es ihm gleichtun. „Ich dachte mir, dass mich das stärker macht, auch in Bezug auf meinen gesundheitlichen Zustand.“

Der Dornbirner ist seit 50 Jahren ein begeisterter Radfahrer. „Ich habe schon Radtouren in mehreren europäischen Ländern gemacht.“ Auch sonst ist er sportlich unterwegs. Der 76-Jährige fährt Ski, spielt Tennis und geht Langlaufen. „Dadurch habe ich eine gewisse Grundkondition.“ Von daher traute er sich die 4000 Kilometer lange Tour mit dem E-Bike zu.

Günther Dorner für Martina Kuster
Günther in Nazaré. Die Stadt an der portugiesischen Atlantikküste hat sich in den letzten Jahren zu einem Mekka für Big-Wave-Surfer entwickelt, vor allem aufgrund der einzigartigen geografischen Gegebenheiten, die einige der höchsten Wellen der Welt erzeugen.

Am 15. Mai 2024 flog er in die Hauptstadt von Portugal. Sein E-Bike war schon vor Ort. Ein Transportunternehmen aus Vorarlberg hatte es ihm nach Lissabon gebracht. Das Navigationsprogramm auf seinem Handy gab ihm die Route vor. „Ich war insgesamt 59 Tage unterwegs. Pro Tag bin ich sechs bis sieben Stunden auf dem Rad gesessen.“ Das Wetter war auf seiner Seite. Geregnet hat es nur an vier Tagen. Aber selbst bei Regen bin ich gefahren.“ Manchmal fuhr er auch auf Bundesstraßen. Doch das war aufgrund des Verkehres ein gefährliches Unterfangen. „Einmal passierte direkt vor mir ein Unfall. Zwei Autos krachten ineinander. Es war furchtbar.“

Günther Dorner für Martina Kuster
Günther in Porto, der zweitgrößten Stadt Portugals. Die Stadt im Nordwesten des Landes ist bekannt für ihre reiche Geschichte, ihre Architektur und ihren berühmten Portwein.

Die Unterkünfte buchte der Vorarlberger kurzfristig. „Zwei Mal fand ich den Weg zum Hotel nicht. Da halfen mir freundliche Taxifahrer aus der Patsche. Sie lotsten mich zur Unterkunft.“ Günther begeisterte die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Menschen. „Ich ging offen auf die Menschen zu. Dadurch kam es zu schönen Begegnungen.“

In Nantes lernte er Ralph kennen, einen pensionierten Bergmann aus dem Ruhrgebiet. „Er war auf dem Weg zum Nordkap – mit einem Fahrrad ohne Elektromotor. Wir sind dann 80 Kilometer zusammengefahren, ehe sich unsere Wege trennten.“ Günther lächelt und fährt fort: „Ralph hatte auf der Lenkstange seines Fahrrads ein Foto seiner zwei Enkel angebracht. Immer, wenn es ihm nicht gut ging, schaute er auf das Foto. Dann war die Welt für ihn wieder in Ordnung.“

Günther Dorner für Martina Kuster
Günther Dorner vor der Kathedrale von Santiago de Compostela. Die Stadt im Nordwesten Spaniens ist als Endpunkt des berühmten Jakobswegs bekannt.

Aber nicht nur Menschen beeindruckten Günther auf seiner Reise, auch die Schönheit der Natur faszinierte ihn. Besonders angetan war er vom malerischen Loiretal in Frankreich, das bekannt für seine historischen Schlösser, Weinberge und charmanten Dörfer ist.

Günther Dorner für Martina Kuster
Günther Dorner in Cabo da Roca. Das ist der westlichste Punkt des europäischen Festlandes. Er liegt an der Atlantikküste Portugals, etwa 40 Kilometer westlich von Lissabon.

Einmal kam dem Globetrotter das Handy abhanden, was ihn kurzfristig in Verzweiflung stürzte. Aber nur wenige Stunden später hatte Günther sein Smartphone wieder. „Jemand hat es im Tourismusbüro in Blois abgegeben.” Das war aber auch das einzige Missgeschick, das ihm auf seiner Reise durch Portugal, Spanien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz widerfuhr. Sein E-Bike ließ ihn nicht im Stich. „Ich hatte keine einzige Panne.“

Günther Dorner für Martina Kuster
Günther Dorner vor dem Guggenheim-Museum in Bilbao in Nordspanien. Das Museum ist eines der bekanntesten modernen Kunstmuseen der Welt und ein ikonisches architektonisches Meisterwerk.

Am 12. Juli 2024 kam Günther heil und glücklich zu Hause in Dornbirn an. „Aus Dankbarkeit habe ich als Erstes einen Gottesdienst besucht.“ Sein zweiter Weg führte ihn zu Herbert, seinem Freund. Dieser rief ihn während der Reise jeden Tag an und erkundigte sich nach seinem Befinden. „Das gab mir in der Fremde Sicherheit.“