Wie für Karin Huchler der Traum vom Eigenheim zum Albtraum wurde

Ewige Baustelle statt schlüsselfertiges Traumhaus: 48-jährige Häuslebauerin ist verzweifelt. Fertigstellung ihres Wohntraums scheitert an einem Streit zwischen Generalunternehmen und ausführender Baufirma.
Hohenems Für Karin Huchler ist es ein Lebenstraum: Ein kleines Haus auf dem familieneigenen Grundstück für sich, ihre Tochter und die beiden Hunde. Vor über einem Jahr hätte sie das schlüsselfertige Traumhaus in ruhiger Hohenemser Wohnlage übernehmen sollen, doch es kam anders. Weil es zwischen Generalunternehmen und ausführender Baufirma zu Streitigkeiten ums Geld gekommen war, steht die Baustelle still. Erste Anzeichen, es könnte etwas nicht stimmen, gab es im Juni des Vorjahres, als es bei den Schlussarbeiten an der Fassade plötzlich zu einer Verzögerung kam. “Ich hatte meine Mietwohnung bereits gekündigt, konnte mir diese auch nicht zusätzlich leisten”, erzählt die Hohenemserin. So sei sie eben in eine “Baustelle” eingezogen. Geändert hat sich daran bis heute nichts.

Es ist ein Leben im Provisorium, schildert die 48-jährige Fahrschullehrerin. Die Elektrik funktioniert nicht, die Beschattung fehlt ebenso wie Schopf, Carport und Terrasse. Die Außenanlage: da ein Haufen Erdreich, daneben etwas Kies. Auch ein großer Teil der Fassade wurde nie montiert, überall Kabel, Isolierung löst sich und erste Baumängel werden sichtbar. “Der Abfluss ist ständig verstopft”, beklagt Huchler. Aber das sei nur eine Kleinigkeit. Jetzt gehe es darum, dass die Arbeiten endlich abgeschlossen würden, damit das Haus keinen weiteren Schaden nehme. Nur, den Glauben daran hat Karin Huchler längst verloren. “Ich werde seit Monaten Tag für Tag vertröstet”, sagt sie. Die Ohnmacht setzt der 48-Jährigen zu. Sie wisse nicht mehr, was sie tun könne, ist Verzweiflung aus ihrer Stimme zu hören.

Dabei hatte sie sich so sehr auf ihr Traumhaus gefreut. Das Grundstück bekam Karin Huchler von ihren Eltern, für die Finanzierung wurde später ein Teil davon an eines der ausführenden Unternehmen veräußert. Die Alleinerziehende wollte auf der sicheren Seite sein: “Generalunternehmen und Handwerker – für mich kamen nur Firmen aus Vorarlberg infrage, damit im Falle des Falles auch jemand greifbar ist.” Genau dieser Fall ist längst eingetreten. “Es sind auch alle ganz freundlich, nehmen das Telefon ab und versprechen, dass sie sich darum kümmern.” Nur passiere eben nichts. Woche für Woche dasselbe Spiel. Der Frust ist riesig.

Es sei ein gutes Angebot gewesen, das Vertrauen groß: Mit der Barta Massivholz GmbH aus Thüringen hatte Karin Huchler einen Generalunternehmer für ihr neues Eigenheim gefunden. Die Planungen starteten 2021, die Bauarbeiten im Jahr darauf. Huchler konnte auf einen soliden Finanzierungsplan vertrauen, hat jeden vereinbarten Euro an das Unternehmen überwiesen. Dennoch kam es kurz vor Fertigstellung zum Baustopp.

Die ausführende Holzbaufirma Böhler aus Wolfurt hatte die Arbeiten eingestellt, später Baumaterial von der Baustelle wieder abgeholt. “Weil der Auftraggeber, die Firma Barta, Rechnungen nicht bezahlt hat”, sagt Böhler-Geschäftsführer Armin Eberle. Umgekehrt argumentiert auch Norbert Barta mit finanziellen Differenzen. Das Subunternehmen würde ihm im Zusammenhang mit einem angrenzenden Bauvorhaben Geld schulden. Die Fronten sind verhärtet. Eine Gesprächsbasis zwischen Generalunternehmen und ausführender Baufirma scheint es keine mehr zu geben. Da dürften irgendwann Gerichte am Zug sein. Ausgetragen wird der Streit auf dem Rücken von Karin Huchler, die sich nichts zuschulden habe kommen lassen. Das sehen im Übrigen auch die beiden Unternehmen so.

“Wir sind selbst Opfer, haben viel Geld verloren”, ärgert sich Armin Eberle über den Auftraggeber. Unabhängig davon werde man die noch ausstehenden Arbeiten am Haus fertigstellen. Das Material habe er von der Baustelle geholt, um es zu sichern. Das befinde sich in seiner Produktionshalle. “Wir werden das ordentlich zu Ende führen”, verspricht der Chef des Holzbauunternehmens. Auch der Generalunternehmer ist um Schadensbegrenzung bemüht. Der Karren sei zwar einigermaßen verfahren, er werde aber dafür sorgen, dass es zu einem vertragsgemäßen Abschluss komme, so Norbert Barta.

Karin Huchler wird die Unternehmer an ihren Taten messen. Von leeren Versprechungen hat sie jedenfalls genug.