
„Blauburgunder funktioniert gut bei uns” – Mit Feldkircher Winzerin Simone Aberer im Weingarten
Es ist Zeit für die Weinlese: Auch im Rheintal wird fleißig Wein angebaut. Die Feldkircher Winzerin Simone Aberer (35) über die bevorstehende Ernte, die Herausforderungen des Klimawandels und warum die Qualität der Trauben wichtiger ist als die Menge.
Feldkirch, Triesen Ein warmer Herbstmorgen im liechtensteinischen Triesen. Simone Aberer geht konzentriert durch die Reihen ihrer Blauburgunder-Reben an einem Hang über dem Tal. Die Trauben hängen prall und tiefrot an den Rebstöcken, bereit für die bevorstehende Ernte. “Sie sind in diesem Jahr etwas kleiner, doch schmecken bereits angenehm süß”, erklärt die 35-Jährige, während sie eine Traube kostet. Was auf den ersten Blick idyllisch wirkt, ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit und Leidenschaft.

Der Weingarten der Feldkircherin umfasst etwa 800 Quadratmeter. Trotzdem steckt viel Arbeit dahinter: „Das Jahr beginnt im Februar mit dem Rebschnitt, dann folgen Anbinden, Pflanzenschutz, Mähen und das Einschlaufen der Triebe. Es ist körperlich durchaus anspruchsvoll, gerade wenn ich mit der 17 Kilogramm schweren Rückenspritze durch den steilen Weinberg laufe.“

Zunächst hatte Aberer Biologie studiert, bevor sie den Studiengang Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft entdeckte. In Praktika auf Weingütern in der Steiermark, im Südtirol und in Portugal sammelte sie wertvolle Erfahrungen und begann, ihre Leidenschaft für den Weinbau zu vertiefen.

Lange Weinkultur im Rheintal
Weinbau hat in dieser Region eine lange Tradition, sowohl in Vorarlberg als auch in Liechtenstein und im Schweizer Rheintal. In Vorarlberg wurde der Weinbau bereits im Mittelalter gefördert, als die Klimaverbesserung und die wärmespeichernde Wirkung des Bodensees den Anbau begünstigten. Doch Kriege, Missernten und Rebkrankheiten setzten der Blütezeit ein Ende. Erst in den letzten Jahrzehnten erlebte die Weinkultur in Vorarlberg einen Aufschwung. Liechtenstein kann sogar auf eine über 2000-jährige Weinbaugeschichte zurückblicken. Schon die Römer brachten die ersten Reben ins Land.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.
Weinlese
Simones Rebsorte ist der Blauburgunder, eine international bekannte Traubensorte, die auch als König der Rotweine bezeichnet wird. „Diese Sorte funktioniert bei uns gut“, erklärt sie und zeigt auf die Trauben. „Je älter der Weingarten, desto besser die Traubenqualität. Diese Rebstöcke sind jetzt 32 Jahre alt, das merkt man einfach.“ Seit 2020 pflegt und hegt sie den Weingarten, unter anderem hat sie aus den Ernten einen Rosé und einen Blanc de Noir hergestellt.

Am kommenden Samstag wird Simone die Ernte einbringen, unterstützt von Familie und Freunden geht die Weinlese über die Bühne: „Das ist auch immer ein bisschen ein soziales Event, wenn alle mithelfen.” Dieses Jahr wird es wieder einen Rotwein geben.

Klimawandel als Herausforderung
Doch der Weinbau in dieser Region bringt auch Herausforderungen mit sich. „Der Klimawandel ist ein großes Thema“, sagt Simone nachdenklich. „Wir profitieren momentan noch davon, dass es wärmer wird, aber langfristig wird es schwierig. Sorten wie der Blauburgunder könnten verschwinden und durch spätreifende Sorten wie Merlot ersetzt werden.“ Besonders die extremen Wetterereignisse machen den Winzern zu schaffen. “Starke Niederschläge gefolgt von längeren Trockenperioden stressen die Reben sehr, zudem gibt es immer häufiger Hagelereignisse”, spricht sie über die Herausforderungen.
300 Flaschen
Nach der Weinernte bringt Simone Aberer die Trauben zu einem befreundeten Winzer im Liechtenstein, wo sie für den Rotwein entrappt und eingemaischt werden. Das bedeutet, dass die Beeren von den Stielen getrennt und zerquetscht werden. Nach der Gärung wird der Wein abgepresst und in Holzfässer gefüllt, wo er etwa ein Jahr lang reift. Während des Reifeprozesses wird der Wein regelmäßig probiert, um zu entscheiden, wann er die perfekte Reife erreicht hat. Erst dann wird er abgefüllt und ist bereit für den Verkauf.

Die 35-Jährige träumt davon, eines Tages ihren Wein komplett selbst zu machen: „Vielleicht habe ich irgendwann mein eigenes Weingut in Vorarlberg“, sagt sie lächelnd. Bis dahin freut sie sich auf das Endprodukt der diesjährigen Ernte: Etwa 300 Flaschen Rotwein sollen in etwa zwei Jahren bereit für den Genuss sein.