Rudi Längle: “Wo soll ich denn mit meinen Tieren hin?”

Vorarlberg / 11.10.2024 • 18:07 Uhr
Rudi Längle Sulzberg Hof Tierhilfe
Rudi Längle ist verzweifelt. “Langsam komme ich an meine Grenzen”, sagt er. VN/TAS

Rudi Längle ist verzweifelt: Der Tierhilfe-Obmann muss seinen Hof in Sulzberg wieder verlassen.

Sulzberg Vor gut einem Jahr schien für Rudi Längle, den Obmann der Tierhilfe Vorarlberg, ein neues Kapitel zu beginnen. Nachdem er 2021 seinen langjährigen Gnadenhof Gut Bozenau in Doren nach einem jahrelangen Rechtsstreit aufgeben musste, fand er nach einem kurzen Zwischenstopp in Lochau auf einem Hof in der Parzelle Hompmann in Sulzberg eine neue Heimat für seine Tiere.

“Nach eineinhalb Jahren Suche haben wir endlich einen Ort für unsere Tiere gefunden”, sagte er damals erleichtert. Doch nun ziehen dunkle Wolken über dem Hof in Sulzberg auf: Nur ein Jahr später muss Längle den idyllischen Ort, an dem aktuell vier Ponys, zwei Haflingerstuten, ein Konik und zwei Katzen leben, wieder verlassen – Grund dafür ist die fehlende Betriebsbewilligung.

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Für Längle ein herber Schlag, den er nur schwer begreifen kann. “Wir waren keine zwei Tage in Sulzberg, da ist schon die BH vor der Türe gestanden”, erzählt er sichtlich verärgert. Beanstandungen gab es mehrere, darunter der nicht genehmigte Mistkasten und der allgemeine Zustand des Gebäudes. “Man musste unter anderem den Strom generalsanieren, dafür zeige ich Verständnis, das ist ja auch ein altes Gebäude”, betont Längle.

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Was ihm jedoch rätselhaft erscheint, ist die Begründung, dass sein Hof nicht als landwirtschaftlicher Betrieb anerkannt wird und ihm deshalb die Benützungsbewilligung verweigert wurde. “Das ist auf Wirken des ehemaligen Bürgermeisters passiert, der den Verpächter auf seine Seite gezogen hat”, ist sich Längle sicher. Die Behörden begründeten laut Längle ihre Entscheidung damit, dass auf seinem Hof weder Tiere gemästet noch gezüchtet würden und es sich nicht um einen Betrieb handle, der ein Einkommen erziele. Argumente, die Längle nicht versteht: „Ich arbeite den ganzen Tag wie jeder andere Bauer. Wir sind ein Schaubauernhof, kein Wirtschaftsbauernhof, und leben von Spenden“, erklärt der 65-Jährige. „Ich brauche die Infrastruktur eines Bauernhofs – ich kann doch nicht in einen Kindergarten ziehen.“ Längle legte daraufhin Beschwerde ein, doch das Landesverwaltungsgericht bestätigte den Bescheid der BH. „Das alles wurde hinter verschlossenen Türen entschieden“ kritisiert er. Seit 29 Jahren betreibe er Tierschutzarbeit in Vorarlberg. Außerdem sei er Mitglied in der Landwirtschaftskammer. “Wir zahlen genauso viele Abgaben, wie alle anderen Bauern auch.”

Rudi Längle Sulzberg Hof Tierhilfe
Die Tiere stammen etwa aus Hofauflösungen oder Scheidungen, einige wurden aber auch vor der Schlachtung gerettet.

Der Verpächter, ein Bauer aus Lochau, habe inzwischen von seinem Kündigungsrecht gebrauch gemacht, informiert Längle. “Wir müssen den Hof Ende November 2025 verlassen, außer es kommt doch noch zu einer überraschenden Lösung.” Längle ist das Kämpfen gewohnt, doch allmählich stoße er an seine Grenzen. „Ich frage mich wirklich, wohin ich mit meinen Tieren soll? Ich kann hier nicht weg.”

Rudi Längle Sulzberg Hof Tierhilfe
Eines der Streitthemen: der Misthaufen.

Auf VN-Anfrage betont der aktuelle Sulzberger Bürgermeister Johannes Feurle, dass es sich bei den Vorgaben an Längle nicht um ein Politikum handelt: „In meiner Funktion als Bürgermeister bin ich auch als Baubehörde tätig. Diese Aufgabe nehme ich – unterstützt von Experten unserer Baurechtsverwaltung Bregenzerwald – wahr.” Es handle sich bei den Vorgaben an Rudi Längle um Sicherheitsmaßnahmen im Rahmen eines Bauverfahrens, die seinerseits nicht eingehalten wurden. Die Gemeinde zeigt sich allerdings gesprächsbereit: „Aktuell sind wir bereit, über eine Fristerstreckung zu verhandeln, damit Herr Längle die Möglichkeit hat, einen Alternativstandort zu finden,“ fügt der Bürgermeister hinzu.

Rudi Längle Sulzberg Hof Tierhilfe
Im Mai vergangenen Jahres sind die meisten Tiere von Lochau nach Sulzberg gezogen.

Derweil denkt der Tierhilfe-Obmann schon an seinen endgültigen Ruhestand. “Die Tiere sind alt, und ich werde keine neuen mehr aufnehmen. Das Projekt wird ohnehin bald enden.“ Und was kommt danach? „Ich möchte gerne Bücher über mein Leben schreiben,“ sagt der 65-Jährige, während ein leichtes Lächeln über sein Gesicht huscht.

Rudi Längle Sulzberg Hof Tierhilfe
In den vergangenen eineinhalb Jahren hat Längle die Stallungen an die Bedürfnisse der Tiere angepasst.
Rudi Längle und sein neuer Hof in Sulzberg Tierschutz Tierwohl
Rudi Längle hat den Hof 2023 bezogen.