Undichte Baugrube: “Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen”

Vorarlberg / 13.10.2024 • 08:00 Uhr
Undichte Baugrube: "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen"
Wolfgang Winkler (kl. Bild) ist Geschäftsführer der Stadtwerke Bregenz. Beim Bau der Seeenergiezentrale ist es zu Komplikationen gekommen, die mittlerweile behoben werden könnten. VN/Steurer, Energieinstitut

Beim Bau der Seeenergiezentrale für die thermische Seewassernutzung in Bregenz kam es zu Komplikationen. Wassereintritt in die Baugrube dürfte Millionen-Schaden für die ausführende Baufirma sein. Mittlerweile ist die Reparatur abgeschlossen.

Bregenz Es ist ein Prestigeprojekt, das Bregenz für Jahrzehnte saubere Energie liefern soll. Die Landeshauptstadt nutzt Bodenseewasser als regenerative Quelle für die Wärme- und Kälteversorgung des neuen Hallenbades und des Festspielhauses. Die Arbeiten laufen auf Hochtouren, allerdings alles andere als reibungslos. Bei der Errichtung der Energiezentrale ist es zu erheblichen Komplikationen gekommen, wie Wolfgang Winkler, Geschäftsführer der Stadtwerke Bregenz, entsprechende VN-Informationen jetzt bestätigt. Die beauftragte Baufirma hätte eine funktionierende Baugrube übergeben sollen, was nicht passiert sei. Die Unterwasserbetonsohle war undicht, Wasser ist eingetreten.

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Die Reparatur der mangelhaft ausgeführten Baugrube hat viel Zeit und Geld in Anspruch genommen. VN/Steurer

Hinter den Kulissen hat der Vorfall für mächtig Aufregung gesorgt. Eine Arbeitsgemeinschaft aus heimischen Bauunternehmen hatte die Ausschreibung gewonnen und eine Spezial-Tiefbau-Firma mit den Arbeiten beauftragt. Die mangelhafte Ausführung zu reparieren, habe sich als sehr aufwendig erwiesen, beschreibt Winkler. Zwei Monate war das international tätige Unternehmen mit Niederlassung in Vorarlberg damit beschäftigt. Der Schaden wird von Experten auf mehrere Hunderttausend bis zu einer Million Euro geschätzt und dürfte wohl von der Baufirma zu tragen sein. “Ich gehe davon aus, dass auf die Stadtwerke keine zusätzlichen Kosten zukommen werden”, so deren Geschäftsführer. Jedenfalls würden das die kontaktierten Rechtsexperten so sehen, zudem habe es bisher keine Mehrkostenanmeldung gegeben. Eine entsprechende VN-Anfrage beim Tiefbau-Unternehmen blieb unbeantwortet.

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Die komplexe Reparatur des Baumangels hat den zeitlichen Ablauf der ersten Projektphase durcheinandergebracht. Andere Arbeiten mussten vorgezogen werden. Man werde die verlorene Zeit aufholen und den Budgetrahmen halten können. “Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen”, sagt Wolfgang Winkler. Zehn Millionen Euro sind für Bauphase 1 budgetiert. Die Inbetriebnahme der Anlage für das städtische Hallenbad ist im Jänner 2025 geplant, im April soll der Anschluss des Festspielhauses folgen. Mittlerweile sind die Deckenarbeiten abgeschlossen. Pumpen und Wärmetauscher werden in der Energiezentrale untergebracht. Oben wird wie geplant am Saunagarten für das Hallenbad gearbeitet.

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Bei den Stadtwerken sind die Verantwortlichen zuversichtlich, dass es trotz der Komplikationen beim Bau der großteils unterirdischen Technikzentrale zu keinen Mehrkosten kommen wird. “Gewissheit gibt es freilich erst, wenn die Schlussrechnung vorliegt”, so Winkler. Mit der Inbetriebnahme der Seewassernutzung wollen die Stadtwerke Bregenz eine Wärmemenge von 3300 und eine Kältemenge von 1330 Megawattstunden pro Jahr liefern. In einer zweiten Ausbaustufe könnten neue Bebauungen wie Bregenz-Mitte und das Weiherviertel sowie weitere Bestandsgebäude angeschlossen werden.

Thermische Seewassernutzung

Länge Entnahmeleitung in den See: 600 m

Tiefe der Entnahmestelle: 40 m

Länge Rückgabeleitung in den See: 400 m

Tiefe der Rückgabeleitung: 25 m

Ganzjährige Wassertemperatur in 40 m Tiefe: 4-6 Grad Celsius

Inbetriebnahme erste Bauetappe: Anfang 2025

Kosten erste Bauetappe: 10 Millionen Euro

Undichte Baugrube: "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen"
Energieverteilkarte Seewassernutzung (Prognose ohne Lieferverträge). Stadt Bregenz