Diese Entwicklung hat die TBC-Kontrollen in Graubünden provoziert

Vorarlberg / 29.10.2024 • 14:05 Uhr
ABD0007_20240309 – ELSBETHEN – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Eine Gruppe Rotwild in einem Waldgehege auf der Erentrudisalm bei Salzburg, am Donnerstag, 7. MŠrz 2024. – FOTO: APA/BARBARA GINDL
Rotwild im nördlichen Montafon kämpft seit Jahren mit der Infektionskrankheit. Die Jägerschaft bemüht sich um eine Eindämmung. APA/BARBARA GINDL

Die Tuberkulose wütet nicht erst seit diesem Jahr unterm Wild im Montafon. Dennoch gibt es neue Entwicklungen, die Jäger und Viehhalter beunruhigen.

Bregenz, Chur Seit Jahren kämpft die Vorarlberger Jägerschaft mit der Tuberkulose beim Rotwild vom Klostertal über das Silbertal bis zum nördlichen Montafon. Gerade im Silbertal gelten an die 15 Prozent der Tiere, vorwiegend die älteren Generationen, als infiziert. Diesen Sommer gab es jedoch mehrere TBC-Hin- und Nachweise im Rätikon – und damit südlich der Ill. Nun reagierte der Kanton Graubünden jenseits der Grenze.

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Ihnen seien mindestens zwei Nachweise von TBC südlich der Ill bekannt gemacht worden. “Es ist bekannt, dass Rotwildbestände des Vorarlbergs und Tirols im Herbst Richtung Südwesten wandern und die Wintermonate im Prättigau und Unterengadin auf der Bündner Seite des Rätikon verbringen”, begründet das Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit das jetzt geschaffene Beobachtungsgebiet entlang des Rätikons. In diesem Gebiet müssen auf Basis der Verordnung 30 Prozent des erlegten Rotwilds auf TBC kontrolliert werden; Tiere, die Anzeichen einer Erkrankung haben, müssen ohne Rücksicht auf Schonzeiten oder Alter geschossen und auf TBC kontrolliert werden. Betroffen sind die Gemeindegebiete von Seewis, Grüsch, Schiers, Luzein, Küblis und die Fraktion Saas in Klosters, welche nordöstlich der Landquart liegen. Das seit 2016 geltende private Fütterungsverbot von Schalenwild im Grenzgebiet vom Rhein bis zum Inn gilt weiterhin.

Diese Entwicklung hat die TBC-Kontrollen in Graubünden provoziert

Die Schweiz wie auch Liechtenstein gelten als frei von Tuberkulose, mit den nun bekannt gegebenen Maßnahmen will man das heimische Wild und Vieh von der chronischen Infektionskrankheit schützen. Bereits seit 2014 gibt es daher ein Kontrollregime entlang der Tiroler und Vorarlberger Grenze. Bisher gab es noch keinen Fall, dass ein infiziertes Tier von Vorarlberg in die Schweiz gelang.

TBC in VorarlberG

Die Tuberkulose (TBC) ist eine chronisch verlaufende, bakterielle Infektionskrankheit. Tiere und Menschen können daran erkranken. Verursacht wird die Krankheit durch unterschiedliche Bakterien. Mycobacterium caprae ist der aktuell dominierende Erreger der bekannten TBC-Fälle beim Rothirsch in Westösterreich und Süddeutschland. Dieser Erreger ist auf Rinder und auf den Menschen übertragbar. Im Westen von Österreich (Vorarlberg, Tirol) wurde bis heute, trotz intensiver Bejagungskonzepte, immer wieder Rotwild mit fortgeschrittener TBC gefunden. Regelmäßig wurde die Seuche zudem auf Nutztierbestände übertragen.

“Ich sehe das als sehr negativ”, beurteilt Landesveterinär Norbert Greber die ersten Nachweise von TBC südlich der Ill im Montafon. Man habe daher bei den ersten Verdachtsfällen die eidgenössischen Kollegen informiert und stehe hier in einem engen Austausch. Noch liegen jedoch nicht alle Daten vor. “Wir haben 140 zusätzliche Untersuchungen eingefordert, die sind noch nicht alle abgeschlossen”, erklärt Greber. Mit diesen Ergebnissen soll das potenzielle Verbreitungsgebiet südlich der Ill eingegrenzt werden. Das dort gehaltene Alpvieh rückt bei den TBC-Kontrollen diesen Herbst in einen verstärkten Fokus. Denn für die Landesveterinärabteilung liegt die Priorität darin, das Vorarlberger Vieh frei von TBC zu halten. Bis die insgesamt 9000-10.000 Tiere untersucht und die Ergebnisse ausgewertet sind, wird es jedoch 2025.

Beim Rotwild und der Bekämpfung der Tuberkulose in dessen Bestand hat der Landesveterinär nur eingeschränkten Einfluss, in dem man sich entsprechend bei den zweijährigen Festlegungen des Abschussplans entsprechend einbringt. Für Greber gibt es schlussendlich nur eine effektive Form, die Tuberkulose beim Wild zu reduzieren: “Man muss die Zahl der Tiere reduzieren, um die Übertragungswahrscheinlichkeit zu verringern”, bleibt der Landesveterinär überzeugt.