Hofer Hecht Lustenau: Eine Erfolgsgeschichte auf soliden Fundamenten

Vorarlberg / 31.10.2024 • 12:00 Uhr
Betriebsareal Hofer Hecht
In der Wirtschaft zum Hecht nahm 1880 alles seinen Anfang. Haymon

Die Geschichte der Firma Hofer Hecht beginnt im späten 19. Jahrhundert mit Rupert Hofer, der mit Weitblick auf stabilen Standbeinen sein Unternehmen aufbaute.

Lustenau In unmittelbarer Nähe der Textilfabrik, die seine Brüder gemeinsam betrieben, gründete Rupert seinen eigenen Betrieb – und das auf drei Säulen: Gastronomie, Stickerei und Landwirtschaft. Alles nahm Gestalt an, als Rupert die Hecht-Wirtin heiratete und somit in eine gut eingeführte Gastronomie einstieg, die bereits über eine eigene Landwirtschaft verfügte. In den Räumen des Gasthauses stellte er 1880, nach Erhalt der Gewerbeberechtigung, erste Handstickmaschinen auf. Damit legte er den Grundstein für eine Stickereiproduktion, die bald schon als Nebenerwerb florierte.

1908 erweiterte er das alte Gasthaus und baute den „Neuen Hecht“, der nicht nur Wohnraum, sondern auch Platz für die Handstickmaschinen bot. Das Gasthaus mit gutbürgerlicher Küche und Fremdenzimmern war im Gemeindeblatt als modernes Haus beworben – mit fließendem Warmwasser und sogar einer Benzinzapfstelle, was damals eine Rarität darstellte.

Betriebsareal Hofer Hecht
Der neue Hecht, 1908 erweitert.

Blühendes Unternehmen

Der Betrieb lief gut, und als sich 1912 der Erfolg abzeichnete, errichtete Hofer ein separates Stickereigebäude auf dem Gelände hinter dem Gasthof. Mit modernen Pantographen und Schiffli-Stickmaschinen, die die mühevolle Handarbeit ersetzten, konnte die Produktion gesteigert werden. Das Unternehmen blühte, und 1924 übernahm Ruperts Sohn Alfred die Geschäfte. In einer wirtschaftlich herausfordernden Zeit erwies sich Alfred Hofer als weitsichtiger Unternehmer. Nach einem Brand 1928, bei dem der alte „Hecht“ zerstört wurde, baute er nicht nur eine kleine Unternehmervilla, sondern erweiterte seine Kenntnisse und sicherte das Unternehmen durch eine neue Säule ab. 1939 machte er die Webermeisterprüfung und führte für die nächsten 15 Jahre auch eine Weberei, um auf wirtschaftliche Schwankungen besser reagieren zu können.

Erfolgreiche Expansion

1948 trat Alfreds Sohn Josef in das Unternehmen ein, der durch seine Dissertation über den Wandel, die Strukturen und Krisen der Stickerei tiefe theoretische Einblicke hatte. Josef setzte auf Modernisierung und nutzte den wirtschaftlichen Aufschwung der 1950er-Jahre, um sowohl den Maschinenpark als auch den Gebäudekomplex kontinuierlich zu erweitern. 1955 erfolgte der Um- und Zubau des Gasthofs unter der Leitung des bekannten Architekten Claus Ströberle. Auch die Landwirtschaft wurde stetig weiterentwickelt, und so entstand 1956 ein moderner Stall.

Betriebsareal Hofer Hecht
Hofer Hecht in Lustenau ist eines der wenigen Vorarlberger Textilunternehmen, das die Turbulenzen erfolgreich gemeistert hat und bis heute Bestand hat.

Die wirtschaftlichen Erfolge ermöglichten es, auf dem Gelände weitere Stickereigebäude zu errichten – 1957 und 1969 folgten neue Produktionsstätten. Hofer Hecht investierte in Innovationen wie eine Farbrapportwechselmaschine, eine technische Neuerung, die der regionalen Textilindustrie Impulse gab. Der Platz auf dem Firmengelände war begrenzt, doch durch geschickte Um- und Zubauten gelang es, den vorhandenen Raum optimal zu nutzen.

Heute wird die Firma Hofer Hecht in der fünften Generation geführt und bleibt ein Vorbild für Beständigkeit und Innovation. Es ist eines der wenigen Vorarlberger Textilunternehmen, das die Herausforderungen sowohl des letzten als auch des neuen Jahrhunderts erfolgreich gemeistert hat und bis heute Bestand hat. MEC