Zahl der Spitalspatienten gesunken

Vorarlberg / 02.11.2024 • 08:21 Uhr
ABD0020_20230803 – FELDKIRCH – …STERREICH: ZU APA0362 VOM 2.8.2023 – Die Staatsanwaltschaft Feldkirch ermittelt im Zusammenhang mit der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG) wegen schweren Betrugs mit einer Schadenssumme in Millionenhšhe. Im Bild: Das Landeskrankenhaus Feldkirch aufgenommen am Donnerstag, 3. August 2023. – FOTO: APA/DIETMAR STIPLOVSEK
Landeskrankenhaus Feldkrich: Im vergangenen Jahr wurden Vorarlberg noch immer um gut ein Zehntel weniger Patienten stationär behandelt als vor der Pandemie. Foto: VN/Stiplovsek

Es wird mehr ambulant gemacht: Deutlicher Rückgang stationärer Aufenthalte.

SCHWARZACH. „Dass die Leute weniger krank werden, davon ist nicht auszugehen“, sagt die Gesundheitsexpertin Maria Hofmarcher: Österreichweit und in Vorarlberg gibt es eine bemerkenswerte Entwicklung. Jahrzehntelang ist die Zahl der Spitalspatienten gestiegen und gestiegen. Mitte der 2010er Jahre stagnierte sie, ging zunächst leicht und in der Pandemie stark zurück. Mittlerweile steigt sie zwar leicht, berücksichtigt man jedoch das Bevölkerungswachstum, tut sie das kaum. Außerdem ist sie noch immer niedriger als vor der Pandemie.

Von der Statistik Austria ausgewiesen wird die Zahl der Spitalsentlassungen: 2014 bis 2016 erreichte sie in Vorarlberg mit bis zu 115.218 absolute Höchstwerte. 2019 belief sie sich auf 110.597 und 2020 nur noch auf 91.279. Also deutlich weniger. Zurückzuführen sei dieser Einbruch auf die Pandemie, erklärt Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP): Geplante bzw. nicht dringend notwendige Eingriffe seien reduziert worden. Außerdem hätten weniger Patientinnen und Patienten ein Spital aufgesucht.

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Im vergangenen Jahr wurden mit 98.844 Spitalsentlassungen noch immer um gut ein Zehntel weniger als 2019 verzeichnet. „Es wird gezielter gesteuert“, sagt Hofmarcher. Genauer: Es wird verstärkt darauf geachtet, dass Behandlungen so weit wie möglich ambulant oder tagesklinisch durchgeführt werden, wie der Gesundheitsökonom Thomas Czypionka bestätigt. Damit erübrigt sich eine stationäre Aufnahme, die wesentlich teurer ist.

Möglichkeiten gebe es diesbezüglich viele und aufgrund technologischer Fortschritte noch dazu immer mehr, so Czypionka. Bei Herzschrittmacherkontrollen etwa seien stationäre Aufnahmen nicht mehr zwingend nötig.

Zahl der Spitalspatienten gesunken
„Die Gesundheitsreform verfolgt seit mehreren Jahren das Ziel, Leistungen ambulant vor stationär zu erbringen“, erklärt Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. Foto: VN/Rhomberg.

„Die Gesundheitsreform verfolgt seit mehreren Jahren das Ziel, Leistungen ambulant vor stationär zu erbringen“, berichtet Gesundheitslandesrätin Rüscher: „Seit Neuem gilt das Motto: Digital vor ambulant vor stationär.“ Nebeneffekt: Es gibt mehr Behandlungen in den Ambulanzen. In Vorarlberg ist ihre Zahl höher als vor Corona. Diese Behandlungen sind jedoch günstiger.

Czypionka spricht alles in allem von einem Schritt in die richtige Richtung: „Es gibt auf jeden Fall aber noch viel Potenzial.“ Bei Recherchen für eine Studie zum Thema ist ihm beispielsweise aufgefallen, dass nach Bundesländern extreme Unterschiede existieren. 2017 seien in Vorarlberg alle Operationen am Karpaltunnel, einem Neven-Muskel-Durchgang im Unterarm, tagesklinisch durchgeführt worden, in der Steiermark jedoch nur 3,8 Prozent. Sprich: Die Masse erfolgte dort im Rahmen stationärer Aufnahmen.

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Dass in Österreich insgesamt noch Spielräume bestehen, darauf weist auch Maria Hofmarcher hin: Im europäischen Vergleich gebe es nach wie vor sehr viele Spitalspatienten gemessen an der Bevölkerung und seien auch die Gesundheitsausgaben sehr hoch. Laut der OECD, einer internationalen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit, beliefen sie sich 2021 kaufkraftbereinigt auf 4663 Euro pro Kopf. Damit waren sie um über 600 Euro höher als im EU-Schnitt.