Caritas Vorarlberg: Stopp der Asylgewährungen von syrischen Flüchtlingen kommt zu früh

Das Ende der Assad-Herrschaft in Syrien sorgt für Hoffnung und Verunsicherung – auch in Vorarlberg. Die Caritas Vorarlberg mahnt zu einer “sachlichen Beurteilung des Themas” und warnt vor überstürzten politischen Entscheidungen.
Darum geht’s:
- Assad-Herrschaft in Syrien beendet, politische Entwicklung ungewiss.
- Caritas kritisiert Abschiebungspläne und Asylstopp für syrische Flüchtlinge.
- In Vorarlberg sind aktuell 1350 Syrerinnen und Syrer mit Aufenthaltsstatus erwerbstätig.
Schwarzach Die Welt blickt hoffnungsvoll, aber auch mit Sorge auf Syrien: Nach mehr als fünf Jahrzehnten endete die Herrschaft der Familie Assad in einer dramatischen Wendung innerhalb weniger Tage. Unter Führung der islamistischen Rebellengruppe HTS (Hayat Tahrir al-Sham) wurde Damaskus in der Nacht zum Sonntag eingenommen. Doch die Euphorie vieler Syrerinnen und Syrer wird von Angst und Ungewissheit überschattet.
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Von der Caritas Flüchtlingshilfe Vorarlberg werden aktuell 438 Personen aus Syrien betreut. Bernd Klisch, Leiter der Caritas Flüchtlingshilfe Vorarlberg, erklärt die möglichen Auswirkungen dieser Entwicklungen auf syrische Geflüchtete in Vorarlberg: „In einer ersten Auswirkung führt es zur Verunsicherung von Flüchtlingen, die aktuell im Asylverfahren sind oder gerade die Familienzusammenführung organisiert wird.“ Er betont zudem, dass aufgrund der unübersichtlichen und unklaren Lage derzeit keine sachliche Einschätzung zur politischen Entwicklung in Syrien möglich sei.

Das Ende der Assad-Herrschaft wird von einigen Syrerinnen und Syrern in Vorarlberg mit Hoffnung betrachtet. “Es ist menschlich nachvollziehbar, dass die Menschen auf die Nachricht vom Ende der Ära Baschar-Al-Assad mit Hoffnung reagieren. Es ist anzunehmen, dass viele eine Rückkehr in die Heimat in Betracht ziehen werden, wenn sich Syrien wirklich zu einem friedlichen Land entwickelt und keine Angst um Leib und Leben gegeben ist. Die derzeitige Lage lasse aber keine seriösen Prognosen zu, betont Klisch: “Es wird dazu auch eine EU-weite Haltung geben müssen und die Entscheidung sollte sachlich fundiert und nicht parteipolitisch motiviert sein.”
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Die Entscheidung der Bundesregierung, syrische Asylanträge vorerst auszusetzen, wird von der Caritas Vorarlberg kritisch gesehen. „Die Überprüfung aller Asylgewährungen für Menschen aus Syrien entbehrt zum jetzigen Zeitpunkt noch jeder sachlichen Grundlage und trägt nur zur Verunsicherung von Menschen bei, die bei uns Schutz gesucht haben”, erklärt Walter Schmolly, Direktor der Caritas Vorarlberg, in einer Aussendung. „Die Situation in Syrien ist noch sehr unübersichtlich. Niemand weiß, wohin sich die Dinge entwickeln und was das für die Sicherheitslage der Menschen in Syrien bedeutet.“

Die Bundesregierung denke aufgrund der veränderten politischen Situation in Syrien auch über ein Rückführungs- und Abschiebeprogramm nach. Die Caritas Vorarlberg betont, dass viele Syrerinnen und Syrer in der Region mittlerweile gut integriert seien und gibt zu bedenken: „Allein in Vorarlberg sind aktuell mehr als 1350 Syrerinnen und Syrer mit Aufenthaltsstatus erwerbstätig. Es ist zu bezweifeln, dass es im Sinne der Unternehmen und der Bevölkerung ist, diesen Menschen mit Abschiebung zu drohen“, so Schmolly. Diese Einzelpersonen und Familien seien bestens integriert und haben hier ein neues Zuhause gefunden. „Die meisten von ihnen führen zwischenzeitlich ein eigenständiges Leben, bewältigen ihren Alltag selbstständig und haben hier in Vorarlberg eine Existenz abseits von Krieg, Verfolgung und Gewalt aufgebaut”, betont der Caritas-Direktor.