Brückenbauer zwischen Tier und Mensch

Vorarlberg / 17.12.2024 • 08:00 Uhr
Menschen von Nebenan
Der zehnjährige Chihuahua und die 16-jährige Malteserhündin gehören zu Marco Milohnics Familie. HRJ

Menschen von nebenan: Der brutale Umgang mit Versuchstieren in Forschungsinstituten hat Marco Milohnic traumatisiert.

DORNBIRN, BREGENZ Geht es nach Marco Milohnic, dann wären Tierversuche längst verboten. Denn was er während der Ausbildung zum Tierpfleger in Forschungsinstituten erlebt hat, verfolgt den 41-Jährigen heute noch. „Das war purer Horror“, sagt er.

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Marco Milohnic kümmert sich um die Degus, die im Tierschutzheim abgegeben wurden. HRJ

In einem der Institute musste Marco den Versuchskaninchen die Ohren rasieren. „Ein Arzt träufelte etwas auf die nackten Ohren. Dann steckte er einen Schlauch in den After des Tieres und maß die Temperatur. Das machte er so bei 20 Kaninchen.“ Anschließend wurden die Kaninchen getötet. „Sie waren ja nach dem Test nicht mehr zu gebrauchen.“ Für einen sensiblen, empathischen Menschen wie Marco, war diese Erfahrung traumatisierend: „Ich bin kein Tierquäler, sondern Tierpfleger!“

Aufwühlende Erinnerung

Wenn er so dasitzt, im Besprechungsraum des Tierschutzheims in Dornbirn, und diesen Zeitraum Revue passieren lässt, spürt man, dass ihn das noch immer aufwühlt. Denn zu Tieren hat eine besondere Beziehung: „Als Kind hatte ich immer Tiere um mich.“ In seinem Streichelzoo lebten Hamster, Mäuse, Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen, Wellensittiche, Hunde.

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Marco mit einer Scottish Fold Katze, die im Tierschutzheim gelandet ist und mittlerweile abgeholt wurde. HRJ

Dennoch hat ihn seine berufliche Laufbahn zunächst in eine andere Richtung geführt. Marco, der sich am 4. Februar 1983 auf den Weg ins Leben machte, und mit seinen Eltern und dem ein Jahr älteren Bruder Marcel in Bregenz aufgewachsen ist, hat nach dem Hauptschulabschluss am BORG Lauterach weitergelernt und maturiert. Als er in die 7. Klasse ging, jobbte er als Party-Reporter fürs Wann & Wo: „Das gefiel mir so gut, dass ich die Matura schmeißen wollte.“ Nach einem ernsten Gespräch mit seinem Vater hat Marco dann doch die Prüfung abgelegt. Dann stand der Zivildienst an, den er im Sozialzentrum Mariahilf in Bregenz leistete. Eine anstrengende Tätigkeit, bei der er oft mit dem Tod konfrontiert wurde. Er richtete etwa Verstorbene für den Abschied von den Angehörigen her: „Das hat mich geerdet.“

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Zu Ratten hat Marco Milohnic eine besondere Beziehung. Als Kind hielt er welche in seinem Streichelzoo. HRJ

Marco wäre gerne Tierarzt geworden. Das ging jedoch nicht, „weil ich in Physik und Mathe nicht gut war“. So überlegte er, für welchen Beruf er geeignet wäre, und kam auf Werbung und Kommunikation. 2003 begann er an der Werbeakademie in Wien zu studieren. Die Stadt war ihm jedoch zu groß, zu laut, zu anonym. Darum setzte er das Studium an der Werbeakademie in Innsbruck fort. Nach vier Semestern reichte es ihm: „Ich wollte arbeiten, als Grafiker.“ Eine Mode- und Lifestyle-Agentur in München bot ihm einen Job an. Doch die Arbeit – er stellte Kataloge zusammen – war ihm zu fad. Nach einem halben Jahr hörte er auf und beschloss, etwas Anderes tun, „etwas im Bereich Tierbetreuung“. Nach einem Schnuppertag im Tierschutzheim entschied Marco, Tierpfleger zu werden. Er entschied sich für die Tierpflegeschule in Wien. „So landete ich halt doch wieder in Wien“, sagt er und lacht.

Unerträgliches Tierleid

Zur Ausbildung gehörte Praxis im Zoo Schönbrunn sowie in Instituten, die mittels Tierversuchen forschen. Das Schicksal der Versuchskaninchen war für Marco derart unerträglich, dass er seine Anwesenheit in den Instituten auf ein Minimum reduzierte. Die Abschlussprüfung bestand er trotzdem mit Auszeichnung. Seither ist er im Vorarlberger Tierschutzheim beschäftigt. Seit 2008 ist er Tierpflegeleiter, Lehrlingsausbilder und für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Ich mag meinen Job. Er macht mich zufrieden und glücklich.“

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Marco Milohnic ist im Vorarlberger Tierschutzheim Tierpflegeleiter, Lehrlingsausbilder und zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. HRJ

Zufrieden und glücklich ist Marco Milohnic auch privat. Mit seinem Partner sowie einer 16-jährigen Malteserhündin, einem zehnjährigen Chihuahua und eine Schar Ziervögel bewohnt er ein Haus in Bregenz. Einen Wunsch hat er dennoch: „Es gibt da ein Grundstück, auf dem möchte ich eine Auffangstation für Tiere in Not einrichten. Mir fehlt allerdings das Geld dafür. Darum spiele ich jede Woche EuroMillionen und wünsche mir, dass ich so viel gewinne, damit ich mein Vorhaben realisieren kann.“