Grippewelle im Kommen

Noch liegen deutlich weniger Menschen in Vorarlberg krank im Bett als vor einem Jahr.
SCHWARZACH. „Wer sich gegen Grippe impfen lassen möchte, sollte das jetzt tun“, sagt Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher: „Es ist höchste Zeit.“ Eine Welle rolle an: In Ostösterreich würden sich Infektionen bereits häufen: „Das schwappt dann auf Vorarlberg über.“
Es kann sehr schnell gehen. Monika Redlberger-Fritz von der Medizinischen Universität Wien ist ständig im Austausch mit Ärzten und kennt das bundesweite Geschehen sehr genau: „Es ist ein ganz eindeutiger Trend“, sagt sie im Gespräch mit den VN: „Es gibt eine starke Zunahme der Infektionen. Mehr als zehn Prozent der Proben, die zu uns kommen, sind bereits positiv.“ In ein bis zwei Wochen werde man flächendeckend damit konfrontiert sein.

Zumal über die Feiertage sehr viele Menschen aus unterschiedlichen Haushalten zusammenkommen und es so mehr Ansteckungsmöglichkeiten gibt. Man kennt es von Corona.
Um Corona ist es zuletzt ruhig geworden. Das zeigt ein Blick auf die Entwicklung der Krankenstandsmeldungen, die die „Österreichische Gesundheitskasse“ (ÖGK) für Arbeiter und Angestellte in Vorarlberg erfasst: Mitte Dezember gab es in einer Kalenderwoche gerade einmal 84 Meldungen wegen Corona. Vor einem Jahr um diese Zeit hatte es sich – bei noch steigender Tendenz – um 1782 gehandelt. Um über 20-mal mehr also.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.
Viele Fälle dürften zwar unentdeckt bleiben, die Virenkonzentration im Abwasser deutet aber auf keine Trendwende hin. Laut Christoph Scheffknecht vom Umweltinstitut des Landes gab es Anfang Dezember einen kurzen Anstieg. Insbesondere im Einzugsgebiet der Abwasserreinigungsanlage Ludesch, wo die Konzentration ebenfalls gemessen wird, war das der Fall. Mittlerweile geht die Konzentration laut Scheffknecht wieder zurück. Nachsatz: „Inwieweit der Rückgang anhält, kann nicht vorhergesagt werden.“
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.
Auch die Zahl der Krankenstandsmeldungen wegen grippaler Infekte ist zurzeit niedriger als vor einem Jahr. Kam die ÖGK damals auf 3219 in einer Woche, so waren es zuletzt mit 2194 um fast ein Drittel weniger.
Die Gesamtsumme aller Meldungen lässt überhaupt darauf schließen, dass derzeit weniger Menschen im Land krank im Bett liegen als im Dezember 2023; sie ist mit rund 10.000 pro Woche um ein Fünftel niedriger.

Unabhängig davon sieht Landessanitätsdirektor Grabher in einer Art Jahresbilanz besorgniserregende Entwicklungen: „Die Keuchhusten-Epidemie schreitet voran, es trudeln jeden Tag neue Fälle ein.“ 2019 hatte es 32 gegeben, dann 25 und zwischendurch sogar null. Heuer halte man bei 453. Bei Masern habe man heuer mit 23 Fällen so viele verzeichnet wie noch nie. Eine Erklärung dafür ist, dass laut Grabher zu wenige Kinder geimpft sind. Notwendig wäre eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent. Acht Prozent sein jedoch komplett ungeimpft, 14 nur einmal geimpft. Nötig wären zwei Mal. „Viele Eltern lassen ihre Kinder später oder gar nicht mehr impfen“, so der Sanitätsdirektor: „Corona hat sein Scherflein dazu beigetragen.“