Kokain-Boom in Vorarlberg

Bei einem Drogenmonitoring wurde der Konsum legaler und illegaler Suchtmittel in Vorarlberg untersucht.
Bregenz Kokain ist inzwischen in der Mitte der Gesellschaft angekommen. In Vorarlberg ist der Konsum seit 2020 ganze 70 Prozent gestiegen. Das zeigt ein abwasserbasiertes Drogenmonitoring, das untersuchte, wie viel Nikotin, Alkohol, Cannabis, Kokain, und Medikamente in Vorarlberg konsumiert werden. Trotz des Kokain-Booms ist die Lieblingsdroge der Vorarlberger aber eine andere.

Genussmittel
Spitzenreiter des Vorarlberger Substanzkonsums ist Nikotin. Im Durschnitt werden in Vorarlberg täglich drei Zigaretten pro Person geraucht, umgerechnet wären bei einem täglichen Konsum von insgesamt 15 Zigaretten 20 Prozent der Vorarlberger Bevölkerung Raucher. In Vorarlberg werden jährlich rund 590 Millionen Zigaretten konsumiert.
Bei den psychoaktiven Substanzen führt der Alkohol. Der durchschnittliche Alkoholkonsum in ganz Vorarlberg liegt bei 7,5 Tonnen reinem Ethanol pro Tag. In einem Standartglas, etwa einer Flasche Bier, sind etwa 20 Gramm reines Ethanol enthalten. Es werden demnach jährlich rund 138 Millionen Standardgläser in Vorarlberg konsumiert, umgerechnet 0,7 Standartgläsern pro Person und pro Tag.
Illegale Substanzen
Bei den verbotenen Substanzen liegt Cannabis auf dem ersten Platz. Das entspricht einem jährlichen Konsum von bis zu 20 Tonnen Cannabiskraut in Vorarlberg, der tägliche Durchschnitt liegt bei 5,3 kg reinem THC. Der Konsum von THC scheint seit 2020 um etwa 20 Prozent gesunken zu sein, wobei der Wert schwankt. Die Teillegalisierung in Deutschland hatte demnach keine Steigerung des Cannabiskonsum nach sich gezogen.
Besonderer Stellenwert hat das Kokain, die zweitbeliebteste verbotene Droge der Vorarlberger. Hier liegt der tägliche Durchschnitt bei 16 Dosen pro 1.000 Personen. Demnach werden jährlich schätzungsweise 309 Kilogramm reines Kokain in Vorarlberg konsumiert. Seit 2020 verzeichnete der Konsum von Kokain einen Anstieg von 70 Prozent, zudem liegt Vorarlberg im Vergleich zu anderen Bundesländern in Österreich ganz vorne. Jedoch sei Vorarlbergs Nähe zur Schweiz ein wesentlicher Faktor und verglichen zum gesamten europäischen Raum nicht herausragend.
Eine scheinbar erschreckende Zahl zeigt der gestiegene Konsum von Methamphetamin (Crystal Meth), der seit 2020 in manchen Regionen einen Zuwachs von 114 % erreichte. Primar Philipp Kloimstein der Primar Stiftung Maria Ebene räumt jedoch ein, dass urbanere Regionen Vorarlbergs mehr davon betroffen sind. “Wir starten außerdem auf niedrigem Niveau, was die vorherige Konsumation angeht.” Dafür fiel der Konsum von Partydrogen wie Ecstasy (MDMA) seit 2020 um 27 Prozent.

Medikamente
Erstmals wurden die Wasserproben auch auf Arzneimittel untersucht. Hier führt das Schmerzmittel Paracetamol, welches etwa von jeder zehnten Person eingesetzt wurde. Ebenso ergab die Untersuchung, das rund drei Prozent der Vorarlberger Antidepressiva wie Venlafaxin oder Citalopram einnehmen würden, was aber auch für eine vielseitige Abdeckung psychologischer Bedürfnisse spricht. Dazu würden etwa 1,5 Prozent der Vorarlberger Schlafmittel wie Zolpidem gegen Schlafstörungen verwenden.
Monitoring
Die Studie wurde vom Land Vorarlberg in Auftrag gegeben, die Analyse der Wasserproben wurde an der Medizinischen Universität Innsbruck durchgeführt. Für das Drogenmonitoring wurden in sieben aufeinanderfolgenden Tagen Wasserproben aus den 17 größten Kläranlagen Vorarlbergs entnommen, womit über 95 Prozent der Vorarlberger Bevölkerung abgedeckt wurde. Wichtig zu beachten sind etwaige regionale Unterschiede, beispielsweise zwischen urbanen und ländlichen Räumen. VN-SCN
Kontakte für Drogen- und Suchtberatung
Beratungsstelle “Clean” Bregenz: 05574 45400
Die Faehre Dornbirn: 05572 23113
Caritas Suchtfachstelle Feldkirch: 05522 200-1700
Caritas Suchtfachstelle Bludenz: 05522 200-2015
taktisch klug Drug Checking: +43 664 39 850 94