Thomas Matt

Kommentar

Thomas Matt

Das Fundament unterspült

Vorarlberg / 28.01.2025 • 15:39 Uhr

Das Wort „Holocaust“ stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „vollständig verbrannt“. Der hebräische Begriff „Schoah“ lässt sich mit „Untergang“ übersetzen. Beide Begriffe beschreiben die Ermordung von 5,6 bis 6,4 Millionen Jüdinnen und Juden durch die Nationalsozialisten vor etwa 80 Jahren. Die deutsche Sprache hat bis heute keinen passenden Ausdruck dafür gefunden.

Erschreckenderweise wissen 12 Prozent der Jugendlichen in Deutschland und 14 Prozent in Österreich nichts mit diesen Begriffen anzufangen. In Frankreich haben sogar 46 Prozent der jungen Leute angegeben, „Holocaust“ oder „Schoah“ nie gehört zu haben. Wie kann das sein? Wie leer klingt das oft zitierte „Nie wieder“ angesichts so vieler junger Menschen, die nicht wissen, was sich nicht wiederholen darf?

Menschen wie Werner Bundschuh, Meinrad Pichler und Harald Walser haben die Geschichte dieses Massenmords lokal verankert. Sie haben die Lebensgeschichten der Opfer und Täter aus Vorarlberg erzählt. Das macht Geschichte greifbar. Trotzdem stoßen sie auch bei Älteren auf große Wissenslücken. Es scheint, als würde die ernsthafte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als Hindernis für die Zukunft gesehen. Doch gerade die Zukunft braucht ein solides Fundament, sonst bricht sie zusammen, bevor sie beginnt.