Nichts für schwache Nerven: Zwei Frauen auf rasanter Kufen-Fahrt

Christine Meusburger und Jaqueline Troy sind die einzigen lokalen Rennhorner-Fahrerinnen.
Sibratsgfäll “Einzelne fahren noch mit Bergschuhen, die mit einer dünnen Eisen-Sohle versehen sind. Die sind eher langsam”, sagt Christine Meusburger mit Blick auf die Skischuhe mit der angeschraubten Metallplatte vor ihr. Diese dienen ihr zum Lenken und Temporegulieren. Genauso wie ein Helm und ein Rückenpanzer zählen sie zur Standardausrüstung der Bezauerin, wenn es mit dem Hornerschlitten und mit ihrer Beifahrerin auf rasante Rennfahrt geht. Jaqueline Troy hilft durch Gewichtsverlagerungen hinten auf dem Schlitten beim Lenken.

Seit Jahren gehen im Rahmen des sogenannten Alpencups Hornerrennen im Bregenzerwald und im Allgäu inklusive Fest im Anschluss über die Bühne. Auf den Strecken geht es nach Angaben der Veranstalter mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 80 Kilometern pro Stunde in Richtung Tal.


Wie ein Blick auf die Teilnehmerlisten zeigt, ist das wagemutige Hobby nach wie vor hauptsächlich Männersache. Christine und Jaqueline sind momentan die einzigen heimischen Rennhorner-Fahrerinnen. Sechs Frauen-Teams gibt es im Allgäu. “Wir würden uns natürlich freuen, wenn mehr Frauen teilnehmen würden”, sagt Jaqueline und Pilotin Christine fügt hinzu: “Wer Skifahren kann, könnte auch Hornern.” Selbstverständlich würden die beiden Schnuppererinnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Wer Skifahren kann, könnte auch Hornern.
Christine Meusburger, Hornerschlitten-Pilotin
Die beiden kamen über Freunde zum Sport. Zuletzt war das Duo vom HC Sibratsgfäll im Jänner beim Rennen in Schwarzenberg im Einsatz und steuerte den Schlitten schneller als die Allgäuer Konkurrentinnen und in der Frauen-Wertung auf Platz eins. Dies, obwohl es zu einem kurzen Zwischenfall kam, bei dem Jaqueline bei der Gewichtsverlagerung in einer Kurve im Schnee landete. Die junge Frau aus Egg-Großdorf blieb dabei glücklicherweise unverletzt.
Stürze und Unfälle
Stürze bzw. Unfälle sind bei den Rennen keine Seltenheit. Was die Verletzungsgefahr betrifft, so sind sich Christine und Jaqueline – beide im Winter als Skilehrerinnen im Einsatz – einig: “Lieber Horner- als Skirennen. Da wirken andere Kräfte, bei denen man sich viel weher tun kann.”

Um das Risiko bei den Rennen zu minimieren, hat bei den beiden die Streckenbesichtigung hohe Priorität. “Vor den Schlüsselstellen nehmen wir das Tempo raus”, erklärt Pilotin Christine. Dennoch bleibt die Nervosität vor dem Start präsent. “Das lässt während der Fahrt aber rasch nach”, erläutert Beifahrerin Jaqueline, für die der Adrenalinkick aber doch den gewissen Reiz am Sport ausmacht.

Aufgrund der Pandemie und wegen Schneemangels mussten in den vergangenen Jahren und auch heuer bereits etliche Rennen abgesagt werden. Heuer gingen in Schwarzenberg und Au bereits welche über die Bühne. Das traditionelle Nachtrennen in Sibratsgfäll mit der “Glühweinkurve” ist für 14. Februar angesetzt. “Das ist immer ein Mordsspektakel”, schwingt Christine die Werbetrommel für das Event inklusive Fest im Anschluss, für das stets zahlreiche Helferinnen und Helfer im Einsatz sind.
Hoffen auf Kälte
Christine und Jaqueline werden heuer nicht nur als Lokalmatadorinnen am Start sein, sondern nach ihrem Sieg 2023 auch als Titelverteidigerinnen. “Jetzt hoffen wir auf niedrige Temperaturen”, sagt Christine im Hinblick auf die Streckenverhältnisse und die Durchführung. Die beiden stehen mit ihrem Horner jedenfalls bereits in den Startlöchern.