“Tierisch interessant”: Bellende Blitzgneißer

Vorarlberg / 07.02.2025 • 08:41 Uhr
"Tierisch interessant": Bellende Blitzgneißer
Ruth Moosbrugger und ihr Corgi Hemingway sind ein eingespieltes Team. VN/Paulitsch

Die besten Freunde des Menschen sind klüger als wir denken. Tierärztin Tanja Warter berichtet in neuer VN-Serie über oft überraschende Fakten aus der Welt der Haustiere.

Bregenz Hemingway ist ein schlaues Kerlchen. „Ich habe ihm bereits Tricks beigebracht“, erzählt seine Besitzerin Ruth Moosbrugger. „Unter anderem kann er sich auf meine Füße stellen und dabei mit mir mitlaufen.“ Und: „Er merkt sich sogar Straßenverläufe und weiß genau, wohin wir fahren.“ Was Hunde nicht alles können! Blinden den Weg zeigen, Sprengstoff oder Blutzuckerwerte erschnüffeln, Menschen unter Lawinen finden oder 250 menschliche Begriffe lernen, wahrscheinlich mehr. Die meisten Besitzer sind überzeugt, dass ihr Liebling jedes Wort versteht. Aber wie klug sind Hunde wirklich?

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Mit “Hemy” auf Schritt und Tritt.

Intelligenz von Hunden zu messen, ist denkbar kompliziert. Unter anderem, weil es verschiedene Formen der Intelligenz gibt. Manche Tiere sind besonders gut darin, eigenständig Entscheidungen zu treffen. Dackel zum Beispiel wurden für die Jagd unter der Erde gezüchtet. Im dunklen Dachs- oder Fuchsbau können sie nicht Rücksprache mit ihrem Besitzer halten, was als nächstes zu tun ist. Das müssen sie selber ausloten – mit entsprechenden Auswirkungen im Alltag. Gehorsamsübungen wie Sitz! oder Platz! klappen tendenziell nicht auf Anhieb, denn die meisten Dackel hinterfragen Anweisungen doppelt.

Tanja Warter Tierisch interessant
Tanja Warter ist Tierärztin und lebt in Bregenz.

Ganz anders ist es bei Hütehunden wie dem Border Collie. Um eine Schafherde in Schach zu halten, braucht er den ständigen Austausch mit dem Menschen. Ein Fingerzeig oder ein kurzes Kommando reichen schon. Hütehund-Intelligenz gilt dem Teamwork, sie wollen es dem Menschen unbedingt recht machen und gehorchen von Natur aus gern. Je präziser die Botschaften für den Hund, desto besser kann er seine Qualitäten ausleben.

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Hemingway ist ein kluges Kerlchen.

Angeborene Intelligenz, Gehorsamsintelligenz und die Fähigkeiten, von der Umwelt zu lernen sowie Probleme zu lösen sind Faktoren, die zusammen die geistigen Fähigkeiten eines Hundes bestimmen. Aber es wird noch komplizierter, denn Hunde verfügen zusätzlich auch über soziale Intelligenz. Sie können Stimmungen wahrnehmen, Menschen austricksen und haben sogar ein Gespür für Ungerechtigkeit. Forscher haben folgendes Experiment gemacht: Sie forderten zwei Hunde abwechselnd zum Pfotegeben auf. Dafür gab es jeweils eine Belohnung. Nach wenigen Durchläufen aber bekam nur noch ein Hund ein Leckerli. Der andere ging trotz erfüllter Aufgabe leer aus. Der Missachtete stupste die Forscher mit der Schnauze an, Motto: „Hey, du hast mich vergessen?“ Als er auch dann keine Belohnung bekam, boykottierte er seine Mitarbeit. Wer da nicht an ein trotziges Kind denkt…   

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Corgis gelten gemeinhin als sehr intelligent.

Obwohl Intelligenz so komplex und nicht messbar ist, fasziniert uns die Frage nach der klügsten Rasse. Untersucht wurden beispielsweise zwei Fragestellungen. Erstens: Wie viele Wiederholungen braucht ein Hund, bis er etwas kapiert hat? Und zweitens: In wie vielen Fällen gehorcht er, wenn er einen Befehl ausführen soll. Das Ergebnis interessiert Sie? Pech, ich verrate die Gewinnerrassen nicht. Ich will ja keinen Hund dumm dastehen lassen. Aber falls Sie die Übungen selbst testen möchten, hier eine Orientierung: Die Einserschüler lernten neue Befehle mit höchstens fünf Wiederholungen und erwiesen sich zu mindestens 95 Prozent als gehorsam. Das waren die extraschlauen Ausnahmen.   

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Auch, wenn der Corgi Hemingway von Ruth Moosbrugger keinen Literaturnobelpreis wie sein Namensgeber bekommt: Hunde sind keineswegs, wie manche Laien meinen, degenerierte Wölfe, nur weil sie schlechter sehen, hören oder riechen als ihre Vorfahren.

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“Hemy ist überaus neugierig”, sagt Besitzerin Ruth Moosbrugger.

Im Gegenteil: Sie haben viele kommunikative und soziale Eigenschaften hinzugewonnen. Das erfordert tägliche Arbeit an der Beziehungsqualität. Stimmt die Beziehung bei Ihnen? Machen Sie den Test: Setzen Sie sich Ihrem Hund gegenüber. Wenn er Sie anschaut, lächeln Sie ihn demonstrativ an. Wedelt er oder kommt er gleich zu Ihnen? Gratulation. Wendet er sich ab? Dann am besten gleich einen neuen Trick zur einstudieren. Das stärkt die Bindung. 

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Auch Kuscheleinheiten dürfen nicht fehlen.

Die Serie „tierisch interessant“ wird unterstützt vom Land Vorarlberg

Fragen und Antworten

Womit hat Ihr Hund Sie schon zum Staunen gebracht?

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